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Kolbenturm


Die Bezeichnung Kolbenturm scheint erst 1478 auf. Zuvor wurde der Bau Turm zu Gasteig genannt. Seinen heutigen Namen trägt er nach der Familie Kolb, die ihn bis 1380 als landesfürstliches Lehen besaß. Möglicherweise war um 1200 sogar ein Familienmitglied sein Erbauer. Der Turm hatte die Aufgabe, gemeinsam mit zwei anderen Türmen, von denen einer bereits verschwunden ist, den Kuntersweg, wie die alte Römerstraße im Mittelalter genannt wurde, zu kontrollieren. 1247 wird er erstmals urkundlich erwähnt. Sighard Kolb war 1268 landesfürstlicher Pfleger der unweit gelegenen Burg Friedberg, für die der Kolbenturm auch als Vorwerk gedient haben dürfte. Andere Familienmitglieder scheinen auf den Burgen Lichtenwert, Straßfried und Tratzberg zeitweise als Pfleger auf. Mit dem ‚Erlöschen der Gasteiger Linie durch den Tod des Michael Kolb im Jahr 1380 fiel der Turm als erledigtes Lehen an den Landesfürsten, Herzog Albrecht III, zurück. Dieser verlieh ihn an Ulrich von Rohr und Georg Meillensdorfer. 1390 gelangte er durch Kauf an Hans von Passeier und 1418 an die Herren Fuchs zu Fuchsberg. Diese verkauften ihn 1572 an Erzherzog Ferdinand von Tirol. Nun wurde der Kolbenturm der Herrschaft Ambras angeschlossen. Die üblichen Finanzprobleme führten aber dazu, dass er 1649 an den Kammervizepräsidenten Dr. Johann Michael Schmaus zuerst verpfändet und dann 1651 verkauft wurde. 1672 übernahm der Hofkammerrat Maximilian Ernst von Coreth den Bau. Seine Familie besaß ihn bis 1834, obwohl er längst unbewohnbar geworden war. Nach einigen Kurzzeiteigentümern erwarb 1874 August Attlmayr aus Hall den kleinen Wehrbau und ließ ihn restaurieren. Er blieb im Besitz seiner Nachkommen, die ein unmittelbar daneben liegenden Haus bewohnen, das aus dem ehemaligen Wirtschaftshof entstanden ist. In den Jahren 1956/60 fanden größer Instandsetzungsarbeiten statt.

Der Kolbenturm ist ein typischer Wehrturm des 13. Jahrhunderts, von denen es im damaligen Tirol zahlreiche gab. Er steht auf einem kleinen, künstlich aufgeschütteten Hügel von maximal 3,5 m Höhe, hatte aber keinen umlaufenden Graben. Seine Anlage kann daher als Motte bezeichnet werden. Die Grundfläche beträgt etwa 9 x 9 m. Die aus unbearbeiteten Bruchsteinen aufgeführten Mauern sind im Erdgeschoß ca. 1,5 m stark. Der knapp 20 m hohe Turm ist heute nur zweigeschossig. Er ist mit einem Pyramidendach gedeckt. Seine Außenmauern sind nahezu komplett erhalten, wenn man ihn auch 1874 etwas gekürzt und eine einfache Tür im Erdgeschoß der Nordfront ausgebrochen hat. Da man ihn damals wieder bewohnbar machte, legte man auch die quadratischen Fenster im Obergeschoß an. Die Lichtschlitze im Erdgeschoß der Nord- und der Südseite sind original. Der vor unliebsamen Besuchern schützende Hocheinstieg im ersten Stock wurde nicht mehr benötigt und daher zugemauert. Er befand sich in über 5 m Höhe an der Nordwand und war nur über eine Leiter zugänglich. Als einzigen Fassadenschmuck hatte der reine Zweckbau eine Ortsteinbänderung an den Gebäudekanten aufzuweisen. Hier finden sich auch vereinzelt roh behauene Buckelquader. Der tiefe Keller wurde erst um die Mitte des 20. Jahrhunderts teilweise zugeschüttet. Die Innenausstattung stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Lage: Tirol/Mittleres Inntal – ca. 3 km westlich von Wattens

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


15.06.2009