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Graz - Palais Breuner


Der innerösterreichische Hofkriegsrat Freiherr Servatius von Teufenbach hatte 1565 das Haus des Grazer Ratsbürgers Marx Stempfer sowie zwei weitere Bürgerhäuser erworben. Unter Einbeziehung von Teilen der vorhandenen Bausubstanz ließ er in den Jahren zwischen 1565 und 1570 an ihrer Stelle ein Renaissancepalais errichten. 1635 wird es auf einem Kupferstich von Wenzel Hollar mit zwei seitlichen Ecktürmchen dargestellt. 1639 befand sich das Gebäude im Besitz der Freiherren von Stadl, die es damals an Hans Sigmund Graf von Wagensperg verkauften. Dieser schenkte es seiner Tochter Anna Regina, die mit Maximilian von Breuner verheiratet, aber zu diesem Zeitpunkt bereits verwitwet war, Als der Hofkammerpräsident Carl Gottfried von Breuner 1666 in den Grafenstand erhoben wurde, ließ er durch den Baumeister Franz Isidor Carlone größere Umbauten vornehmen. Die Grafen von Breuner hatten meist hohe Hofämter inne und waren in der Verwaltung des Landes tätig. Im 18. Jahrhundert stellten sie drei Landeshauptleute. Zwischen 1730 und 1742 erfolgte unter Carl Adam Graf Breuner die Barockisierung des Palais. Das Stiegenhaus schuf Antoni Carlon. Für die Stuckarbeiten war Johannes Formentini verantwortlich. 1747 zählte das Palais Breuner zu den repräsentativsten Häusern der Stadt. 1783 wurden aber bereits Teile des Gebäudes vermietet. 1822 stürzte durch eine Pulverexplosion der Trakt an der Stempfergasse ein. Dies wurde zum Anlass genommen, eine neue Feuerverordnung für Graz zu erlassen. Im Erbweg gelangte das Palais nach 1828 an die Grafen Lamberg, die es bis 1932 besaßen. Danach wurde das bereits weitgehend zum Büro- und Geschäftshaus gewordene Stadtpalais von einer Versicherungsgesellschaft übernommen. 1944 wurde der Trakt an der Stempfergasse durch Bomben schwer beschädigt, aber zwei Jahre später wieder aufgebaut. Von 1945 bis 1987 war im Gebäude die Redaktion des Steirerblattes, bzw. seiner Nachfolgezeitung, der Süd-Ost-Tagespost einquartiert. 1989/90 erfolgte eine Generalsanierung, die aus dem Palais Breuner den „EA-Generalihof“ machte. Unter anderem hat hier die Ärztebank ihre Büroräume.

Das dreigeschossige Palais besteht aus dem Eckhaus Herrengasse/Stempfergasse und drei Flügelbauten, die gemeinsam einen dreigeschossigen Renaissance-Arkadenhof umschließen. Die durch Lisenen gegliederte Fassade weist in der Herrengasse neun und in der Stempfergasse sechs Fensterachsen auf. Sie stammt vom Barockumbau 1730/35, wurde aber später mehrfach überarbeitet. Die abgerundete Hausecke ist genutet. Die Fenster sind modern, tragen aber noch ihre geraden Verdachungen. Das steingerahmte Rundbogenportal befindet sich in der Herrengasse, in der dritten Fensterachse von rechts. Es wird von Pilastern mit geschweiften Kapitellaufsätzen und einer geraden Verdachung gerahmt. Das Portal wurde um 1736/40 in der Art des Architekten Johann Georg Stengg errichtet. Die genutete Erdgeschoßzone ist heute durch den Einbau von Geschäftsportalen weitgehend zerstört. Dies gilt auch für die Front an der Stempfergasse. Vom Hauptportal gelangt man durch eine tonnengewölbte Einfahrt in den rechteckigen Innenhof. Er zählt zu den schönsten Arkadenhöfen der Stadt. Einst war er an allen Seiten von den segmentbogigen Arkaden umgeben, die von toskanischen Säulen gestützt werden. Durch den Anbau des barocken Treppenhauses verblieben aber nur mehr drei Fronten. Die meist nahezu quadratischen Joche der Arkadengänge sind kreuzgratgewölbt. Für die Gestaltung des Arkadenhofes dürfte ein Baumeister aus der Schule dell’Allios verantwortlich sein. Im 19. Jahrhundert wurden die Arkaden vermauert, doch wurden sie 1989/90 wieder freigelegt und verglast. Die Innenräume haben ihre ursprüngliche Ausstattung bereits im 19. Jahrhundert weitgehend verloren. Von den zahlreichen Stuckdecken des Johannes Formentini haben sich im Hauptbau nur mehr vier erhalten. Eine zeigt die Reliefs der vier Jahreszeiten. An die ehemalige Beletage erinnern noch einige schöne steinerne Renaissance-Türumrahmungen. Im ersten Stock des Nordostflügels liegen drei Räume mit floralen Biedermeier-Malereien an der Decke. Im Nordwesttrakt waren im Erdgeschoß die Pferdeställe untergebracht. Diese Räume zeigen Kreuzgratgewölbe.

Ort/Adresse: 8010 Graz, Herrengasse 9/Stempfergasse 10

Besichtigung: großteils nur von außen möglich


Weitere Literatur:


08.06.2009