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Lilienfeld - Berghof


Das Gehöft „aufm Perig“ scheint bereits 1434 urkundlich auf. Es blieb aber ein, wenn auch stattlicher Hof, bis es Michael Ledermüller 1839 an den Landschaftssekretär Ignaz Franz Castelli verkaufte. Dieser ist heute vor allem als Mitbegründer des Wiener Tierschutzvereins sowie als Hoftheater-Dichter und patriotischer Schriftsteller bekannt. Er ließ den Berghof durch den Wiener Architekten Moritz von Löhr in einjähriger Bauzeit in ein schlichtes aber elegantes Biedermeierschlösschen verwandeln. Bauleiter war Pater Maximilian Hofmann, der ansonsten als Kanzleidirektor des Stiftes Lilienfeld fungierte. Fünfzehn Jahre später zog sich Castelli nach Wien zurück, wo er seinen Lebensabend verbrachte. 1854 erwarb der bekannte Wiener Arzt Dr. Rudolf von Vivenot das Schloss, in dem er 1884 verstarb. Er gilt als einer der Gründer des Wiener Sophienspitals. Über seine älteste Tochter Mathilde gelangte der Berghof an ihren Gatten Alfred von Lindheim. Mit dem Ende der Monarchie verließen seine Tochter Valerie und ihr Gatte Feldmarschallleutnant Heinrich Ritter von Krauhs-Elislago Österreich. Ein Prinz von Leiningen wurde 1939 neuer Schlossbesitzer. Dies wirkte sich verhängnisvoll aus, denn am Ende des Zweiten Weltkrieges besetzten russische Truppen das verlassene Schloss. Da die Fürsten von Leiningen zu den ältesten deutschen Adelsfamilien gehören, betrachten die Russen den Berghof als Deutsches Eigentum und zogen erst mit dem österreichischen Staatsvertrag 1955 wieder ab. Der Ansitz wurde seinen rechtmäßigen Eigentümern wieder zurückgegeben. Diese verkauften ihn 1960 an das Land Niederösterreich. Nach der dringend erforderlichen Restaurierung wurde der Berghof zur niederösterreichischen Landesberufsschule für Sattler, Tapezierer, Maler und Rauchfangkehrer.

Vom Lilienfelder Ortsteil Dörfl führt eine Lindenallee zum einstigen Schloss empor. Dieses stellt eine symmetrisch gestaffelte spätklassizistische Anlage dar. Das Hauptgebäude ist ein zweigeschossiger rechteckiger Kastenbau mit sieben Fensterachsen. Er ist mit einem Vollwalmdach gedeckt. Seitlich schließen zwei vierachsige eingeschossige Flügelbauten an das Haupthaus an. Alle Gebäudeteile wurden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stark modernisiert und mit neuen Fenstern versehen. Schlosscharakter hat eigentlich nur mehr die ehemalige Parkfront mit ihrem, von Säulenpaaren gestütztem Balkon. Seine Sandsteinsäulen wurden 1960 ausgewechselt. Bei der Errichtung von Zubauten, die ab 1968 durch die Verwendung als Landesberufsschule notwendig waren, bemühte man sich den Stil des Schlosses in vereinfachter Form beizubehalten. Sie tragen aber dennoch nicht zur Verschönerung des Ensembles bei. Im Inneren findet man nichts mehr von der alten Ausstattung vor. Es wurde für die Landesberufsschule zweckentsprechend eingerichtet. Der ehemalige klassizistische Park war um die Mitte des 19. Jahrhunderts eine überregionale Sehenswürdigkeit. Er ist völlig verschwunden. Dies betrifft die Einsiedelei und den Irrgarten ebenso wie die exotischen Bäume und die Gartenplastiken. Von den einst 2.000 verschiedenen Baum- und Pflanzenarten ist fast nichts mehr vorhanden.

Lage: Niederösterreich/Traisental – oberhalb von Lilienfeld

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


06.06.2009