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Tosters


Die Burg wurde vermutlich um 1250/60 unter Hugo II Graf von Montfort als Vorwerk der Stadt Feldkirch errichtet. Rudolf II Graf von Montfort nannte sich wenig später „erster Herr von Feldkirch und Tosters“. Als Rudolf von Habsburg 1270 Feldkirch belagerte, brachte Rudolf II von Montfort seine junge Frau in der gut bewehrten Burg von Tosters in Sicherheit. Im Zuge einer der vielen Herrschaftsteilungen der Montforter erhielt Graf Hugo VII von Montfort-Feldkirch 1329 Tosters und gründete hier eine eigene Seitenlinie der Familie, die jedoch mit seinem 1359 erfolgten Tod bereits wieder erlosch, da er kinderlos blieb. 1362 verpfändeten die Montforter die Herrschaft an die Grafen von Fürstenberg. Rudolf IV Graf von Montfort-Feldkirch war der letzte seiner Dynastie. Gemeinsam mit Feldkirch ging Tosters 1390 an die Habsburger über, die es der Stadt Feldkirch verpfändeten. 1405 wurde die Burg im Appenzellerkrieg von den Bürgern Feldkirchs erobert und niedergebrannt. Lediglich der starke Turm widerstand allen Zerstörungsversuchen. Nach dem Frieden von Konstanz ließ Herzog Friedrich IV 1408 die Burg wieder aufbauen. Sie hatte aber bald ihre militärische Bedeutung verloren. Die Habsburger vergaben Tosters zuerst 1416 als Pfandbesitz an Graf Friedrich von Toggenburg und dann 1436 neuerlich an die Stadt Feldkirch. Es folgten bekannte Tiroler und Vorarlberger Adelige wie Hans Tratzberger (1483), die Gienger aus Hall (1537), die Grafen von Hohenems, die Jonas aus Götzis, die Clary-Aldringen (1679) und die Wolkenstein-Rodenegg aus Südtirol, die es bis zur Auflösung der Grundherrschaften 1848 besaßen. Die Burg war aber bereits 1616 von ihren Bewohnern verlassen worden, was ihren anschließenden Verfall zur Folge hatte. Von 1905 bis zu seinem Tod 1914 gehörte sie dem Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand. Ab 1915 befand sie sich im Besitz des Pfarrers Dr. Josef Häusle, der sie 1935 dem Heimatschutzverein Feldkirch um einen Schilling „verkaufte“. Seit damals kümmert sich dieser um die Pflege der Anlage. 1938/39 wurde der Bergfried saniert. Gesamtrestaurierungen folgten in den Jahren 1974 und 1980.

Die Ruine liegt auf einem, von felsigen Steilhängen begrenzten, nordseitigen Ausläufer des Schellenberges, über der kleinen Ortschaft Tosters, die heute zu Feldkirch gehört. Die Burg ist eine großräumige Anlage, die von einem polygonalen Bering umgeben ist. Der Zugang zur Burg erfolgt heute von Nordosten her durch einen ehemaligen Nebeneingang. Ursprünglich führte der Burgweg von Südwesten in die Vorburg. An der Angriffsseite im Südwesten erhebt sich der mächtige Bergfried. Er ist heute das einzige noch aufrecht stehende Gebäude der Burg. Der nur mehr als Ruine erhaltene Palas springt an der Südostseite über die alte Ringmauer vor. Ansonsten ist das riesige Areal unverbaut. Ältester Teil ist der 120 m lange und bis zu 60 m breite Bering vom Ende des 12. oder anfangs des 13. Jahrhunderts. Seine Bruchsteine wurden teilweise noch fischgrätartig verbaut (opus spicatum). Die insgesamt 320 m lange Mauer ist mit 1,5 m Dicke relativ schwach dimensioniert. Möglicherweise hatte man damals eine wesentlich umfangreichere Burganlage geplant. Es kann aber auch sein, dass man das Gelände ausnützen wollte, um feindliche Annäherungen zu erschweren. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde der Bering durch die Anlage einer dem Bergfried vorgelagerten Vorburg erweitert. Sie hatte die Aufgabe, Angreifer vom Bergfried fern zu halten und war als Geschützbastion gedacht.

Der sechsgeschossige Bergfried hat einen nahezu quadratischen Grundriss (12 x 12,7 m) und eine Mauerstärke von 2,5 Meter. Er ist 23 m hoch. Seine unteren vier Geschosse sind lediglich mit wenigen Lichtschlitzen ausgestattet. Im zweiten Obergeschoß seiner Ostwand befindet sich der spitzbogige Hocheinstieg. Die einzelnen Stockwerke waren durch Balkendecken getrennt. Der Turm stammt bis zu seinem vierten Geschoß aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Die oberen zwei Stockwerke wurden erst im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts aufgesetzt. Im fünften Geschoß erkennt man noch die Balkenlöcher eines hölzernen Wehrganges. An der West- und der Ostseite wurde im gleichen Stockwerk das Innere durch ursprünglich zweigeteilte quadratische Fenster mit Sandsteinrahmen beleuchtet. Außerdem gab es hier jeweils eine Tür, die auf den Wehrgang führte. Unterhalb der Mauerkrone erkennt man einige breitrechteckige Schießscharten. Der ehemalige Zinnenkranz ist nicht mehr erhalten. An den Bergfried angebaut war das rundbogige innere Burgtor aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Daneben sind noch Reste eines kleinen Nebengebäudes zu erkennen. Vom quer zur Längsrichtung der alten Ringmauer stehenden Palas haben sich nur Teile der Außenmauern erhalten. Diese wurden im Kellerbereich nur von einfachen Lichtschlitzen unterbrochen. Die Fenster und Scharten im oberen Bereich wurden bei der Restaurierung von 1976/78 rekonstruiert. Unterhalb des Burgareals liegt das uralte St. Cornelius-Kirchlein, das möglicherweise einst als Burgkapelle diente. In der Ruine selbst gibt es keine Anzeichen für einen ehemaligen Sakralbau.

Lage: Vorarlberg/Rheintal – oberhalb von Tosters/Feldkirch

Besichtigung: jederzeit möglich


Weitere Literatur:


04.06.2009