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Krastowitz


Der Name des Schlosses ist slowenisch und weist auf einen reichen Eichenbestand hin. Tatsächlich gibt es in der Umgebung noch zahlreiche Eichenbäume. Krastowitz zählt zu jenen Schlössern Kärntens, die relativ spät erbaut wurden. Im Werk Valvasors von 1688, das einen recht vollständigen Überblick über die damaligen Kärntner Adelssitze gibt, scheint es nicht auf, doch wird bereits 1714 der landschaftliche Sekretär Johann Michael von Schoberg als Besitzer erwähnt. Er hatte einen hier befindlichen Hof der Familie Lamberg erworben und gilt als Erbauer des barocken Schlosses. Seine Erben verkauften es an Johann Balthasar Freiherrn von Ranftelshofen. 1769 erwarb Niklas Ehrenreich Freiherr von Mandorff das Gut, der jedoch damit in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet und es 1776 an Josepha Tieffenbacher verkaufen musste. Sie gab es noch im gleichen Jahr an Johann Graf Christallnigg weiter. 1791 scheint Johann Freiherr von Kaiserstein als Eigentümer auf. Danach übernahm Josef Freiherr von Sterneck das Schloss. Nach mehrmaligem Besitzwechsel kam es 1864 an den Diplomaten Franz Freiherr von Reyer. Er ließ das Gebäude im Stil der Neo-Renaissance gründlich verändern und den ausgedehnten Schlosspark anlegen. Seit dem Umbau erinnert es an jene noblen gründerzeitlichen Villen, die im ehemals österreichischen Teil der oberen Adria recht häufig waren. Von 1898 bis 1909 war Richard Freiherr von Sterneck Herr auf Krastowitz. Über Lydia Freifrau von Hammerstein gelangte 1911 Ernst Freiherr von Boyneburg in den Besitz des Schlosses. 1931 folgte Hermann Graf Seherr-Thoß. Als Sitz einer Bildungsstätte für die Landjugend Kärntens war um die Mitte des 20. Jahrhunderts das Schloss Kölnhof in St. Veit vorgesehen, das vom früheren Landesverweser Dr. Arthur Lemisch zu diesem Zweck 1955 gewidmet worden war. Aus Gründen der Infrastruktur schien jedoch Krastowitz besser geeignet. Die Kärntner Landwirtschaftskammer verkaufte daher 1956 Kölnhof und erwarb Schloss Krastowitz, das bereits in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg als Schule für die Kinder englischer Besatzungs-Offiziere gedient hatte. Die teilweise desolaten Räume wurden 1964/65 renoviert und ein moderner Zubau errichtet. Seither dient das Schloss als Bildungshaus der Kärntner Landwirtschaftskammer. 1995 wurde ein Hoteltrakt erbaut, der in erster Linie dem Seminarbetrieb dient.

Das Schloss steht auf einer Terrasse östlich der Filialkirche St. Ulrich. Das dreigeschossige Gebäude weist einen rechteckigen Grundriss auf. An der Westfront ist ein einachsiger Tor- bzw. Uhrturm vorgebaut, der ein hohes und steiles Zeltdach trägt. Dieses ist mit einem Zieraufsatz und mit Wetterfähnchen geschmückt. Mit seinem Sockel bildet der Turm eine kleine Einfahrtshalle. Die Fassaden des Schlosses sind im Erdgeschoß genutet. In den Obergeschossen sind die Gebäudekanten mit einer Eckquaderung versehen. Die einzelnen Stockwerke sind durch Gesimse optisch getrennt. Als Beletage diente wie üblich der erste Stock. Seine Fenster zeichnen sich durch ihre Größe, aber auch durch ihre dreieckigen Bedachungen und die Flankierung durch Pilaster aus. Jene des zweiten Obergeschosses sind rundbogig und mit geraden Abschlüssen versehen. Unter der Dachzone verläuft ein Konsolenfries. Die Ostfront wirkt mit ihrer offenen Säulenloggia im ersten Stock italienisch. Darunter öffnet sich das Gebäude in drei großen Bögen zum Garten. An der Nordfront war bis 1964 das Doppelwappen des Johann Michael von Schoberg und seiner Gattin Maria Barbara von Kulmer angebracht. Dieses befindet sich jetzt an der Ostseite. Die dazugehörige Inschrifttafel, die in einem Chronogramm die Jahreszahl 1714 zeigt, ist nun über dem Westeingang eingemauert. Ein Wappen des Freiherrn von Sterneck befindet sich am Turm. Die Innenräume des Schlosses haben ihre historische Einrichtung längst verloren. Sie sind modern und zweckmäßig eingerichtet. Geblieben ist jedoch die wandfeste Ausstattung der Gründerzeit mit ihren Holzdecken und eisernen Stiegengeländern.

Lage: Kärnten – am nordöstlichen Stadtrand von Klagenfurt, unweit des Flughafens

Besichtigung: teilweise möglich

Homepage: www.schlosskrastowitz.at


Weitere Literatur:


29.05.2009