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Hadersfeld


Die Ortsbezeichnung Haederreichsvelde scheint 1260 erstmals in einer Urkunde auf. Damals gaben die Herren von Greifenstein ihr Lehen dem Bistum Passau zurück. Das heutige Schloss bzw. sein Vorläufer wurde aber erst um 1500 durch den obersten kaiserlichen Forst- und Waldmeister Wolfgang Fueger erbaut. Er war Pfleger der Burg am Kahlenberg, nach der er sich auch Wolfgang Kahlenberger nannte. Sein neuer Hof in Hadersfeld wurde 1517 durch Kaiser Maximilian I zum Edelsitz erhoben. 1551 war Christof Rueber Grundherr. Um 1567 war die Herrschaft im Besitz von Bartholomäus Freysleben, dem auch das benachbarte Hintersdorf gehörte. Über seinen Schwager Christoph Poldrig, der sie um 1571 übernommen hatte und dessen Tochter Barbara gelangte sie 1611 an die Familie Reichart. 1667 wurde Hadersfeld an Johann Paul Bartolotti, einem Wiener Kaufmann, veräußert. Zur Zeit der drohenden Türkeninvasion legte man neben dem Schloss eine Kreidfeuerstation an, die Nachrichten über das Vordringen von Streifscharen nach Westen weiterleiten sollte. Sie ist am Vischer-Stich von 1672 dargestellt. Die nächsten Eigentümer wechselten relativ rasch, bis 1765 die Fürsten Liechtenstein das Gut erwarben. Fürst Johann I von und zu Liechtenstein ließ in den Jahren 1803 bis 1806 unter Benützung der vorhandenen Bausubstanz das Schloss neu errichten. Auch die 1740 genannte Schlosskapelle wurde integriert. Dem Umbau fielen aber einige Nebengebäude, wie der Meierhof und das Passauerhaus zum Opfer. Die Pläne stammten vermutlich vom Architekten Josef Hartmuth, der für den Fürsten vielfach tätig war. Gleichzeitig wurde ein Landschaftsgarten angelegt. Da die Liechtenstein im späteren 19. Jahrhundert ihren Hadersfelder Besitz mit ihrer Herrschaft Judenau vereinigten, gab es für das Schloss keine Verwendung mehr, so dass es ab 1888 verfiel. Erst als es 1954 von Dr. Kasimir Kuczewski-Poray und Werner Olbrich erworben wurde, kam es zu umfangreichen Renovierungsarbeiten. Derzeitige Eigentümerin ist Anneliese Olbrich.

Das Schloss liegt auf einem Plateau des Wienerwaldhauptkammes oberhalb von Greifenstein. Es hatte ursprünglich einen hakenförmigen Grundriss, ist aber heute eine dreiseitige, in den Hang gebaute Anlage mit verschiedenen Firsthöhen. Der nach Nordwesten gerichtete, 21 m lange Hauptflügel ist dreigeschossig, wobei das oberste Geschoß erst 1806 aufgesetzt wurde. Die Nordwestecke stammt noch aus dem 16. Jahrhundert, womit sie der älteste Bauteil ist. 1806 wurde der Nordflügel nach Osten hin durch einen sechsachsigen eingeschossigen Trakt verlängert. Er wird an seiner nordöstlichen Schmalseite durch eine giebelgekrönte klassizistische Vorhalle abgeschlossen. Ihr Dreiecksgiebel stützt sich auf Pfeilerarkaden. Der barocke Trakt im Westen wurde 1806 ebenfalls verlängert. In ihm wurde die der Kreuzabnahme Christi geweihte Schlosskapelle integriert. Das steingerahmte, barock geschwungene Kapellenportal an ihrer Schmalseite stammt aus der Zeit vor 1740. Das ansonsten ebenfalls schlichte Innere zeigt an der Flachdecke ein Gemälde aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, das die göttlichen Tugenden zum Thema hat. Die schmucklosten Fassaden des Schlosses werden nur durch die zahlreichen Fenster belebt. Der seichte, dreiseitig geschlossene Hof wurde im 20. Jahrhundert durch Einbauten am Südwestflügel noch weiter verkleinert. Die Erdgeschoßräume des Nord- und des Westtraktes sind häufig mit Stichkappentonnen gewölbt.

Lage: Niederösterreich/Wienerwald – ca. 7 km westlich von Klosterneuburg

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


25.05.2009