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Krems/Stein - Förthof


Schon der Name weist auf eine Überfuhr hin. An der Stelle, an der schon im 13. Jahrhundert die Möglichkeit bestand, die Donau zu übersetzen, entstand gleichzeitig ein Hof, auf dem ein schon 1220 erwähntes Geschlecht „de Urvar“ hauste. Es gehörte dem Ritter- oder Erbbürgerstand von Stein an. Damals wird Rapoto von Urvar als erster seiner Familie urkundlich genannt. Der Ansitz war ein landesfürstliches Lehen, das mit dem ausschließlichen Recht, die Überfuhr zu betreiben, ausgestattet war. Ein weiterer Rapoto von Urvar ließ hier um 1291 eine Kapelle errichten, die ursprünglich nur für die Abhaltung von Privatgottesdiensten bestimmt war. Er war Landschreiber, also ein hoher Finanzbeamter unter Albrecht I. 1325 nennt sich Albrecht Schenk „von Ferthoven“. Simon von Ips übernahm 1380 das Lehen. 1417 gelangte der Hof von der Familie Krafft an Ulrich von Eitzing, kam jedoch 1450 wieder an die Krafft zurück. 1456 wurde Urvar in Verthof umbenannt. Mit dem Bau der Donaubrücke ging seine Bedeutung als Überfuhr 1463 verloren. Erwähnenswert ist Isack Aspan von Haag, der den Edelhof um 1530 erneuern ließ. Die Familie Aspan war eine der Hauptstützen des Protestantismus in der Wachau. Um 1550 gehörte der Ansitz dem Ritter Hans Aspan. Trotz eines Konfliktes mit dem Bischof Melchior Khlesl wurden in der Kapelle bis 1613 protestantische Gottesdienste abgehalten. 1624 gelangten Hof und Kapelle an das Chorherrenstift Dürnstein und nach dessen Aufhebung 1788 an das Stift Herzogenburg. Von 1726 bis 1749 lebte hier Johann Schmidt, der Vater des Malers Martin Johann Schmidt. 1853 erwarb die Gemeinde den Förthof. Dieser ging später in Privatbesitz über. Er wird heute von verschiedenen Familien bewohnt.

Der Förthof liegt knapp westlich der Donaubrücke an der Wachauer Bundesstraße. Er ist ein im Laufe der Jahrhunderte gewachsener weitläufiger Gebäudekomplex. Zwar stammt der Baukern noch aus dem Mittelalter, doch zeigt sein Äußeres weitgehend die Bauformen der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Bemerkenswert ist der Rauchfang, dessen Oberteil von zierlichen Renaissancebalustern getragen wird. Der ausgedehnte Hof wird von drei Gebäudeflügeln umschlossen. Die vierte Seite wird von jüngeren Bauten und einer Mauer begrenzt. Drei Durchfahrten führen in den trapezförmigen Hof. Der West- und der Südtrakt sind hofseitig mit heute teilweise vermauerten Rundbogenarkaden geschmückt. Zu ihnen führt eine gedeckte Freitreppe empor. Die Westecke der zur Donau gerichteten dreigeschossigen Südseite wird durch einen, durch mehrere Gesimse gegliederter runder Erker betont. Er stammt aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Neben der Durchfahrt springt ein zweigeschossiger Rechteckerker aus der sechsachsigen Fassade vor. Die Fenster sind mit Sohlbänken und kannelierten steinernen Umrandungen versehen. Leider sind die ornamentalen Fassadenmalereien des späten 16. Jahrhunderts schon sehr verblasst. Die Innenräume zeigen häufig Grat- und Tonnengewölbe. Ein quadratischer Saal zeigt ein malerisches vielteiliges Gratgewölbe, das von Wandpfeilern gestützt wird. Nördlich vom Hauptgebäude steht die freistehende Matthiaskapelle. Der frühgotische Bau verfügt über einen Dachreiter, der über den Westgiebel vorkragt. Er trägt einen achtseitigen Helm. Der Dachreiter wurde erst in der protestantischen Zeit aufgesetzt. Damals wurde auch die reich mit farbigen Hölzern eingelegte Kanzel angefertigt. Die zwei Joche des einschiffigen Inneren sind mit einem Kreuzrippengewölbe sowie mit Wandbemalungen des 14. Jahrhunderts an den Gewölberippen versehen.

Lage: Niederösterreich/Wachau – ca. 2,5 km südwestlich der Altstadt von Krems

Besichtigung: nur von außen möglich, der Hof ist meist zugänglich


Weitere Literatur:


19.05.2009