ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Graz - Palais Inzaghi (Mehlplatz)


Auf einem Kupferstich des Wenzel Hollar von 1635 ist das Gebäude bereits im wesentlichen so dargestellt, wie es auch heute aussieht. Vermutlich wurde es in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts errichtet, doch wurde es im 17. Jahrhundert von Domenico Rossi weitgehend umgebaut. Sein ältester Teil ist der Flügel entlang der Prokopigasse. Er wurde 1561 erbaut und um 1660 aufgestockt. Erster namentlich bekannter Eigentümer ist Graf Abondio Inzaghi, der 1652 genannt wird. In den Jahren 1725/30 erfolgte eine Barockisierung durch Johann Georg Stengg. Im dritten Viertel des 18. Jahrhunderts sowie im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts war im Gebäude die „Taback- und Cameral-Siegelgefällen Administration nebst Tabackniederlassung“ untergebracht. Als das Grazer Schauspielhaus durch einen Brand weitgehend vernichtet worden war, diente es dem Theater 1823/24 als Ausweichquartier für seine Aufführungen. 1827 gehörte das Palais der Gräfin Theresia von Königsacker. Damals wurde der Haupttrakt durch den Baumeister Franz Xaver Aichinger verbreitert. Er fügte die hofseitige einachsige Nordfront an. Zwischen 1900 und 1910 befand sich hier das „Öffentliche Musik-Bildungsinstitut“, das von den Eltern des Komponisten Robert Stolz geleitet wurde. Er verbrachte hier seine Jugend. Die 1905 durch den Abbruch des Nachbarhauses freigelegte Feuermauer wurde 1979 von Roland Göschl bemalt. In den Jahren 1989/90 erfolgte eine Generalsanierung des Palais. Im Erdgeschoß ist heute eine beliebte Gaststätte untergebracht.

Das Palais Inzaghi am Mehlplatz ist ein freistehender, L-förmiger, viergeschossiger Baublock, der den Mehlplatz vom Färberplatz trennt. Seine prächtige neunachsige Schauseite wendet sich dem Mehlplatz zu. Sie geht auf Johann Georg Stengg zurück und ist mit Stuckverzierungen fast überladen. Das Erdgeschoß ist gebändert. Das hier befindliche Portal wird von wuchtigen, ebenfalls gebänderten Steinpfeilern flankiert, die schwere Steinvasen auf volutenartigen Aufsätzen tragen. Das Portal wird ebenfalls Johann Georg Stengg zugeschrieben und dürfte aus der Zeit um 1725/30 stammen. Die eisenbeschlagenen Türflügeln, das schmiedeeiserne Oberlichtgitter sowie die Eisenläden wurden erst beim Umbau von 1827 eingebaut. Damals wurden auch die Fenster erneuert und mit Klappläden versehen. Die beiden Hauptgeschosse werden durch die Größe ihrer Fenster und deren hochbarocken Stuck-Umrahmungen betont. Die Verdachungen der Fenster sind im ersten Stock flachbogig und im zweiten Obergeschoß dreieckig. Die Kanten des ersten Stocks werden von Eckpilaster eingefasst. Das oberste Mezzaningeschoß wurde 1650/60 von Domenico Rossi aufgestockt. Die übrigen Fassaden sind einfacher gehalten. In der Prokopigasse hat sich ein vermauertes Portal aus der gleichen Zeit erhalten. Der rundbogige Steinrahmen zeigt im Schlussstein ein Maskaronrelief. Die Erdgeschoßräume weisen meist Tonnen- und Stichkappengewölbe auf. Die dreijochige ehemalige Durchfahrt ist kreuzgratgewölbt. Hofseitig kragt ein Treppenhausturm vor, der vermutlich 1770/80 von Joseph Hueber errichtet wurde. Ein platzlgewölbter Stiegenaufgang mit schmiedeeisernem Geländer führt zu den ehemaligen Wohnräumen in den Obergeschossen. Einzelne Räume weisen einfache Stuckdecken mit Laub- und Bandlwerkmotiven auf. Im ersten Stock wurde 1990/91 ein Robert Stolz Museum eingerichtet.

Ort/Adresse: 8010 Graz, Mehlplatz 1/Färberplatz1/Prokopigasse5

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


17.05.2009