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Hohenems - Alt-Ems


Der Name Alt-Ems weist nicht auf das Alter der Burg oder auf das Vorhandensein der Burg Glopper, die auch als Neu-Ems bezeichnet wird hin, sondern leitet sich vom lateinischen „altus“ ab, was soviel wie hoch bedeutet. Es war auch für den Ort Hohenems namensgebend. Die Burg gehörte ursprünglich den Welfen. Sie wird aber erst 1195 urkundlich erwähnt, als sie bereits im Besitz der Staufer war. Kaiser Heinrich VI hatte damals hier im „castro Amiso“ Wilhelm II, ein Sohn König Tankreds von Sizilien in Haft gehalten, nachdem er ihn zuvor hatte blenden lassen. Die Errichtung der Burg dürfte nur wenige Jahrzehnte früher erfolgt sein. Alt-Ems war seit 1191 eine Festung der Staufer, die eine Teilstrecke des Weges von Deutschland nach Italien zu sichern hatte. Sie war im Lehensbesitz ihrer Ministerialen, der Herren von Ems. Ihnen war die Verwaltung des ausgedehnten Reichsforstes anvertraut worden, der sich hier erstreckte. Die Brüder Ruodolfus et Gozwinus de Amides finden sich bereits in einer Urkunde aus dem Jahr 1170. Seit dem Ende des 12. Jahrhunderts zählt Alt-Ems zu den mächtigsten und größten Burganlagen im süddeutschen Raum. Daher wurde es auch immer wieder als Staatsgefängnis für prominente Häftlinge, wie dem Erzbischof Bruno von Köln (1206) benutzt. Der in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts hier lebende Rudolf von Ems war ein bedeutender Lyriker und Minnesänger, der etwa 94.000 Verse verfasst hatte. Auch die erste deutschsprachige, leider unvollendet gebliebene Weltchronik zählt zu seinen Werken. Die Herren von Ems wurden 1268 reichsunmittelbar. Ihre Burg wurde 1407 im Appenzellerkrieg von den Aufständischen zwei Monate lang belagert und schließlich zerstört, aber bald wieder aufgebaut. Bei der Belagerung kamen erstmals in Vorarlberg Feuerwaffen zum Einsatz.

Seit 1430 war Alt-Ems ein Reichslehen. 1560 wurden die Ritter von Ems durch Kaiser Ferdinand I zu Reichsgrafen erhoben. Sie hatten es verstanden, durch eine gezielte Heiratspolitik, die sie mit den bedeutenden italienischen Adelsfamilien wie den Medici und den Borromäi verwandt machten, ihr Ansehen und Vermögen gewaltig zu steigern. Aus dieser Familie gingen Feldherren, wie der Landsknechtsführer Mark Sittich I und hohe geistliche Würdenträger, wie der Fürsterzbischof von Salzburg Markus Sittikus, hervor. Die Emser besaßen Herrschaften in Vorarlberg, Italien, der Schweiz und Liechtenstein. Um seiner italienischen Gattin Hortensia Borromea mehr Wohnkomfort zu bieten, ließ Graf Jakob Hannibal I von Hohenems 1566 die Feste Alt-Ems von Martino Longo restaurieren und modernisieren. Zwanzig Jahre später bauten er und sein Sohn Graf Kaspar die immer noch mittelalterliche Burg zu einer starken Renaissance-Festung aus. Sie konnte den Dreißigjährigen Krieg unbeschadet überstehen. Bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts diente sie als Wohnsitz der Grafen von Hohenems. In Kriegszeiten war die Burg mit einer starken Garnison belegt. Nachdem mit Graf Franz Karl Anton 1713 die Hohenemser ausgestorben waren, kam die Burg mit der Herrschaft an die Linie Hohenems-Vaduz. Als auch dieser Familienzweig erlosch, wurde Alt-Ems 1759 landesfürstlich. 1760 wurden hier preußische Kriegsgefangene interniert. Als letzter politischer Gefangene wurde 1770 der Stadtammann von Feldkirch, Peter Josef Leone, entlassen. 1792 begann man mit dem Abbruch der Burg. Ihre Steine und Holzbalken dienten als willkommenes Baumaterial für den Wiederaufbau abgebrannter Häuser in Hohenems. Graf Clemens von Waldburg-Zeil-Hohenems kaufte 1888 den Hauptteil der Ruine, die sich bis dahin im Besitz des österreichischen Staates befand. 1954 erwarb Graf Josef von Waldburg-Zeil-Syrgenstein auch den Rest des Geländes. In den Jahren 1938/40 und 1965/66 wurde die Ruine jeweils restauriert. Seit 2006 wird an einer umfangreichen Sanierung gearbeitet, die noch einige Jahre andauern wird.

Die Burgruine liegt auf einem zum Rheintal hin senkrecht abfallenden, felsigen Bergrücken, etwa 300 Meter über dem Talboden. Strategisch war der Bauplatz gut gewählt, da man von hier das Rheintal bis zum Bodensee überblicken konnte und dieses am Fuß des Burgberges bedingt durch Versumpfungen seine schmalste Stelle hatte. Der Grundriss der Burg ist ungewöhnlich schmal und langgestreckt. Geländebedingt ist die Anlage nur zwischen 10 und 70 m breit, hat aber eine Länge von ca. 700 m, von denen etwa 250 m auf die Hauptburg entfallen. Der Zugang lag ursprünglich im Süden, wurde aber nach dem Appenzellerkrieg an das nordöstlichen Ende verlegt. Das von Quadern gerahmte Rundbogentor vom Beginn des 17. Jahrhunderts wurde erst 1980/81 freigelegt und konserviert. Der gewundene tunnelartige Torweg führt zuerst durch den Unterbau einer Barbakane. Die Torhalle ist tonnengewölbt. Über einen schmalen Weg gelangt man weiter zum teilweise künstlich ausgehauenen Halsgraben, über den einst eine Zugbrücke führte. Dahinter lag das zweite Tor. Wie das erste war auch dieses tonnengewölbt. Der weitere Weg verlief zwischen der Außenmauer und dem Wohnturm, von dem er aus verteidigt werden konnte. Durch ein weiteres Tor gelangte man in den oberen Burghof. Vom ursprünglich viergeschossigen Wohnturm haben sich noch drei Mauern erhalten, die noch teilweise bis zum dritten Geschoß aufrecht stehen. Die Südwestmauer ist völlig eingestürzt. Von der Bausubstanz des 12. Jahrhunderts zeugen nur mehr die Fundamente der Ostmauer. Alles aufgehende Mauerwerk ist bestenfalls spätmittelalterlich. An die Zwischendecken des Wohnturmes erinnern nur mehr die Balkenlöcher.

Der Eingang vom Torweg in den Wohnturm und das große breitrechteckige Fenster sind erst später ausgebrochen worden. Die Schießscharten im Erdgeschoß sowie die kleinen Schlitzfenster im Obergeschoß der Ostwand sind spätmittelalterlich. An der Westmauer finden sich nur schmale Lichtschlitze. An die Südwestseite des Wohnturmes wurde in späterer Zeit ein Querbau angebaut, von dem nur mehr Reste der Grundmauer erhalten sind. Er dürfte die gleiche Höhe wie der Wohnturm gehabt haben. Im ersten Stock des Wohnturmes hat sich das Gewände einer Tür erhalten, die in diesen Anbau führte. An der Südostseite des oberen Burghofes springt ein halbrunder Turm nach außen vor, der gegen den Hof durch eine gerade Mauer abgeschlossen wird. Natürlich ist auch er mit Schießscharten ausgestattet. Er diente aber hauptsächlich als Gefängnis. Unterhalb dieses Turmes erkennt man Reste einer Bastion aus dem 16./17. Jahrhundert. Ein längeres rechteckiges Gebäude stand entlang der Südostmauer des inneren Burghofes. Es kann heute nur mehr in schwachen Spuren nachvollzogen werden. Vom sog. Konrad-Brunnen im unteren Burghof weiß die Legende zu berichten, dass der Hl. Konrad und spätere Bischof von Konstanz als Knabe bei der Errichtung der Burg ein Tüchlein voll Wasser den steilen Burgberg heraufgetragen hatte um die durstigen Arbeiter zu laben. Aus diesem Wasser sei der Brunnen entstanden, wodurch die Wasserversorgung der Anlage auf alle Zeiten gesichert war. Gegenüber liegen die Reste des Pulverturmes, in dem die Munition der Besatzung verwahrt wurde. Auf einer etwas niedrigeren Terrasse befindet sich der äußere Burghof. Von der großen Vorburg im Südwesten, die mit dem äußeren Burghof durch ein Tor verbunden war, haben sich nur kümmerliche Mauerreste erhalten. Das Gelände war zum Teil gärtnerisch gestaltet.

Lage: Vorarlberg/Rheintal – oberhalb von Hohenems

Besichtigung: jederzeit möglich


Weitere Literatur:


13.05.2009