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Laudeck


Der Burgfelsen von Laudeck war schon in prähistorischer Zeit besiedelt, wie aufgefundene Tonscherben aber auch Urnengräber im unmittelbar benachbarten Ladis beweisen. Da die Römerstraße Via Claudia Augusta über das Gebiet des heutigen Ortes führte, dürfte am höchsten Punkt des Felsens ein römischer Wachtturm gestanden haben. Von hier aus konnten weite Teile des Oberinntales kontrolliert werden. Aus dem Frühmittelalter hat sich an der Nordseite des Burggeländes der Rest eines Walles erhalten. Mit Kuno von Laudeck werden die Herren von Laudeck 1239 erstmals erwähnt. Sie waren Ministeriale der Grafen von Tirol. Die Burg bestand damals aber lediglich aus dem Wohnturm, einem kleinen Palas und der verbindenden Ringmauer. 1259 schenkte Graf Meinhard II das „castrum Laudekke“ seiner Gattin Elisabeth von Bayern als Witwensitz. Zu dieser Zeit war die Burg vermutlich bereits Sitz des Landgerichtes Prutz. Um 1300 saß hier ein landesfürstlicher Pfleger. Das Richteramt wurde aber separat vergeben. Erst um 1335 waren beide Funktionen wieder in einer Hand vereinigt. Damals wurde die ganze Burg neu gedeckt. Auch das Innere wurde neu ausgestattet. Markgraf Ludwig, der Gatte der Margarete Maultasch, verpfändete 1342 Gericht und Burg an den bisherigen Pfleger und Richter Heinrich Schenk. 1346 wird berichtet, dass die ausgebrannte Burg wieder aufgebaut werden müsse. Die in Tirol eingefallenen Bayern konnten 1363 Laudeck erobern und bis zum Schärdinger Frieden von 1369 behalten. Nach Heinrich Schenk wurde Hans von Schlandersberg Pfandinhaber. Nun wurden wieder professionelle Richter bestellt. Herzog Leopold IV belehnte 1396 Rudi den Glotter mit der Feste und dem Gericht. Im Appenzellerkrieg wurde die Burg 1406 von den Aufständischen belagert und beschädigt, konnte aber nicht eingenommen werden. Angeblich hatte sich der verhasste Abt des Klosters St. Gallen in Frauenkleidern hierher geflüchtet. Der Ort Ladis wurde niedergebrannt und die Burg Steinegg, ein Vorwerk von Laudeck, zerstört. Von 1414 bis 1422 war der Truchseß Hans von Mülinen Pfandinhaber von Laudeck. Er bemühte sich, die Burg wieder in einen wehrhaften Zustand zu bringen.

Danach wurden wieder landesfürstliche Pfleger installiert. Nach der Erbauung von Schloss Sigmundsried im Tal durch Erzherzog Sigmund übersiedelten die Pfleger 1486 dorthin. Der Gerichtssitz wurde aber erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts nach Ried verlegt. Der Pfleger Caspar Malitz (1499 – 1530) vergrößerte die Anlage, indem er den Nord- und den Torturm errichten ließ. Die bald wieder baufällige Burg diente nunmehr meist nur noch als Gefängnis und Zeughaus für den Landsturm. Veit von Wehingen war Obrist-Hauszeugmeister und hatte sowohl Kaiser Maximilian I als auch Kaiser Karl und Erzherzog Ferdinand in vielen Feldzügen gedient. Als Dank erhielt er die Pflege von Laudeck übertragen. Maximilian verfügte den Ausbau der Burg zum Einsatz von Feuerwaffen. Zu diesem Zweck wurden größere Schießscharten für Hakenbüchsen ausgebrochen. Die Wehingen waren bis 1608 als Pfleger und Pfandinhaber tätig. Dann wurden sie von der Familie Vintler abgelöst. Diese machte die bereits stark vernachlässigte Burg wieder bewohnbar und ließ auch die Kapelle wieder herrichten. 1655 ging die Pfandschaft durch Kauf an Graf Johannes von Spaur über, dessen Familie Laudeck fast 280 Jahre besitzen konnte. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde die Rüstkammer aufgelassen und die noch brauchbaren Musketen nach Innsbruck abtransportiert. 1744 war die Burg bereits so ruinös, dass herabfallendes Mauerwerk die umliegenden Gebäude gefährdete. Ein beabsichtigter Abbruch wurde aber nicht durchgeführt. 1933 verkaufte die Freiin Mathilde Handel, geb. Spaur die bereits völlig zur Ruine gewordene Anlage an Toni Herold. Auf ihn folgten 1940 Kurt und Harald Reinl. Sie begannen mit einer teilweisen Wiederherstellung der Burg. 1956 wurde dem Wohnturm ein Zinnenkranz aufgesetzt. 1964 kam Laudeck an Prof. Willi Apel. Er führte die Restaurierungsarbeiten fort und rekonstruierte u. a. die romanischen Turmfenster. Seit 2005 befindet sich die Burg im Besitz der Familie Möller. Leider ist ihr bergseitiges Aussehen stark gefährdet, da derzeit unmittelbar an ihrer Nordseite ohne Rücksicht auf das Ambiente ein äußerst hässlicher Hotelbau errichtet wird. Für die Genehmigung und Durchführung dieser Schandtat sollte allen Beteiligten eine längere Bekanntschaft mit dem Burgverlies verordnet werden.

Laudeck besitzt wohl die spektakulärste Lage aller Burgen Tirols. Wohnturm und Palas stehen am äußersten Rand eines gewaltigen Felsrückens, der nach Süden bis zur Sohle des Inntales fast senkrecht abfällt. Im Norden und Westen ist die Burg aber vom Ort Ladis aus bequem erreichbar. Der zwischen Ort und Burg liegende Teich wurde schon im Fischereibuch Maximilians I erwähnt. Er diente den Pflegern und Pfandinhabern als Fischwasser. Zentrum der Anlage ist der mächtige Wohnturm. Sein Grundriss ist rechteckig (ca. 11 x 14 m). Der 21 m hohe Turm deckte die Angriffsseite im Westen und das Burgtor. Seine Mauern sind zwischen 1,7 und 2 m dick. Das regelmäßige Mauerwerk ist sorgfältig verarbeitet und mit Mörtel verfugt. Die Mauerkanten bestehen aus abwechselnd übergreifenden, rötlichen Tuffsteinquadern. Trotz seiner Höhe weist der Bau im Inneren nur zwei herrschaftliche Wohngeschoße auf. Der ursprüngliche Hocheinstieg lag im ersten Stock an der Nordostseite. Im Südosten führt eine Rundbogentür auf einen Söller. Die Angriffsseite des Wohnturmes weist fast keine Lichtöffnungen auf. Lediglich im Untergeschoß befindet sich eine später angelegte Schießscharte und knapp unterhalb der Zinnen ein schmaler Lichtschlitz. Bemerkenswert sind die drei romanischen, steingerahmten, gekuppelten Rundbogenfenster an der Westfront. Allerdings hat sich nur eines im Original erhalten. Die beiden anderen wurden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erneuert. Ihre Rahmungen und Mittelsäulen bestehen aus Tuff.

Das Innere des Wohnturmes ist durch eine Quermauer unterteilt. Seine Erbauung dürfte bereits zu Beginn des 13. Jahrhunderts als freistehendes Gebäude erfolgt sein. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts wurde neben ihm ein Erweiterungsbau errichtet. Dieser war notwendig geworden, da Laudeck mittlerweile landesfürstlich und Gerichtssitz geworden war. Vom Wohnturm war dieser Palas durch einen kleinen Hof getrennt. Dieser Hofraum wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts geschlossen. Caspar Malitz ließ ihn überwölben und darauf eine schmale Kapelle errichten. Diese ist heute im 1967/69 wieder aufgebauten Palas integriert. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde an der Außenseite der Ringmauer der rechteckige Nordturm errichtet, der 1943 in kleinerem Ausmaß wieder aufgebaut wurde. Ein gekehltes Rundbogentor führt in den in den Hang hinein gebauten Turm. Westlich von ihm sind noch Fundamente eines alten Baues zu erkennen, auf denen nach 1500 ein Rondell angelegt wurde. Nachdem dieses eingestürzt war, nutzte man die Fundamente, um auf ihnen neue Strebepfeiler aufzumauern. Im Südwesten lag die von Veit von Wehingen errichtete Vorburg mit dem Torzwinger und dem Torturm. Auch die nach Osten verlaufende äußere Ringmauer geht auf ihn zurück. Dieser Bereich wurde nach 1942 stark erneuert. 1956 wurde ein Teil der Ringmauer abgebrochen und neu aufgeführt. Es sind daher nur mehr wenige Schießscharten im Original erhalten.

Lage: Tirol/Oberinntal – ca. 13 km südöstlich von Landeck

Besichtigung: Von Ende Juni bis Mitte September finden jeweils am Mittwoch Führungen um 09.00, 09.45, 10.30 und 11.15 statt


Weitere Literatur:


11.05.2009