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Rottenstein (St. Georgen/Längssee)


Da es allein in Kärnten vier Orte namens Rottenstein gibt und die alten Urkunden häufig geographisch nicht eindeutig zuzuordnen sind, liegt die Frühgeschichte der Herrschaft weitgehend im Dunkeln. Immerhin ist 1373 von einem ererbten Hof der Familie Wucherer zu „Rotenstain pey sand Görgen“ die Rede. Dieser dürfte später verfallen sein. Bei dem in einer Urkunde der Äbtissin Afra von Staudach des Nonnenklosters St. Georgen am Längssee 1580 genannten Rattenstein handelt es sich ebenfalls zweifelsfrei um das unweit gelegene Rottenstein. Das heutige Schloss ist aber wesentlich jüngeren Datums. Es geht auf einen Bau zurück, den Max Thaddäus Graf Egger gegen Ende des 18. Jahrhunderts als Witwensitz für seine Gattin errichten hatte lassen. Die Egger waren eine der bekanntesten Gewerkenfamilien Kärntens. Sie besaßen u. a. Hammerwerke im steirischen Vordernberg sowie in Treibach und Lippitzbach in Kärnten. Außerdem gehörten ihnen mehrere Schlösser und Güter. Gustav Graf Egger beauftragte 1870 den Wiener Architekten Rudolf Bayer damit, einen Landedelsitz im Stil der Zeit zu errichten. Mit seinen Nebenbauten und der gediegenen Ausstattung entstand ein durchkomponiertes Gesamtkunstwerk des Historismus. Später gelangte Rottenstein im Erbweg an die Familie Gorton, die es heute noch besitzt und bewohnt. Der ehemalige Meierhof an der anderen Seite der Zufahrtsstraße wurde an das Justizministerium verkauft, das hier eine Justizanstalt für Häftlinge mit kurzen Freiheitsstrafen und Freigangsmöglichkeiten unterhält. Eine Schließung der Haftanstalt wurde aus Gründen der Wirtschaftlichkeit bereits mehrfach überlegt.

Schloss und Nebengebäude sind von einem ummauerten weitläufigen Naturpark umgeben, der 1868 von Gustav Graf Egger im englischen Stil angelegt wurde. Auf den Steinsäulen des Tores in der Gartenmauer, das zum gepflegten Herrensitz führt, stehen wappentragende gusseiserne Löwen. Das Schlösschen ist ein zweigeschossiger rechteckiger Bau, der durch Seiten- und Mittelrisalite betont und mit einem flachen Walmdach gedeckt ist. Die neunachsigen Hauptfassaden werden durch Gesimse horizontal gegliedert. An den beiden Schmalseiten stehen in hohen Wandnischen Statuen der Göttinnen der Jagd und der Fruchtbarkeit, Diana und Ceres. An der dem Längssee zugekehrten Gartenfront führt eine Freitreppe in eine repräsentative Halle, die sich in drei Bögen zu den übrigen Räumen öffnet. Unter dem Mittelbogen ist eine Büste der Tante des Bauherrn, der Gräfin Maria Aloisia von Egger aufgestellt. Die einheitliche Ausstattung aus der Bauzeit ist noch weitgehend erhalten. So schuf der Wiener Maler Carl Eichmüller die Dekorationsmalereien im Stiegenhaus und in den Wohnräumen. Vor dem Schloss steht auf einem Podest eine kleine Skulptur des Hl. Georg im Kampf mit dem Drachen. Sie ist ein Modell des Bildhauers Anton Dominik Fernkorn für eine ehemalige Brunnengruppe im heutigen Reitersaal des Wiener Palais Montenuovo (Strauchgasse). Gleichzeitig mit dem Haupthaus wurde diesem gegenüber das Badehaus errichtet. Die zweiachsige Schauseite unter dem hübschen Ziergiebel zeigt drei reich verzierte Dreiviertelsäulen. Im Sockelgeschoß verweist die Statue der Göttin Hygieia auf den Zweck des Gebäudes. Zwei vollplastische Hermenpilaster bewachen die beiden Treppenaufgänge, die ins Innere führen. Auch hier sind die Räume mit Dekorationsmalereien verziert. 1871 wurde im Park die dem Hl. Karl Borromäus geweihte Schlosskapelle errichtet. Sie ist ein kleiner, durch ionische Pilaster gegliederter, quadratischer Zentralraum. Nordwestlich von ihr liegt die mit einem Marmorrelief geschmückte Gruftkapelle der Familien Egger und Gorton.

Lage: Kärnten/Bezirk St. Veit – ca. 5 km nordöstlich von St. Veit

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


06.05.2009