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Kalsdorf


Ein erster Wehrbau dürfte bereits um die Mitte des 12. Jahrhunderts errichtet worden sein, als es galt, das von den Ungarn eroberte Land zu sichern. 1160 stand hier bereits ein Turm, der möglicherweise von Karl von Hohenberg, einem Ministerialen der Wildoner, erbaut worden war. Im 13. Jahrhundert gelangte Kalsdorf in den Lehensbesitz der Hager, die mit der Kolonisierung der Umgebung betraut waren. Der Turm dürfte damals aber bereits nicht mehr vorhanden gewesen sein, denn die Hager saßen bereits auf einem bewehrten Hof. Dieser befand sich 1366 als landesfürstliches Lehen im Besitz des Hans des Hagers und wurde damals Challenstorf genannt. Bald danach kam er an die mit den Hager verwandten Pessnitzer. Ulrich der Pessnitzer verkaufte ihn 1419 an Niklas Herberstorfer. Dieser ließ den Hof in einen bequemeren und repräsentativeren Wohnsitz umbauen. Unmittelbar gegenüber befand sich ein zweiter landesfürstlicher Lehenshof, der irgendwann in den den Sitz der Herberstorfer einbezogen wurde. Möglicherweise geschah dies um 1548, als Franz von Herberstorf eine stattliche Wehranlage schuf, um der immer drohender werdenden Türkengefahr begegnen zu können. Kalsdorf wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zu einem Zentrum des Protestantismus in der Oststeiermark. Beim Ungarneinfall von 1605 hatten die Bauern der Herrschaft stark zu leiden, das gut befestigte Schloss konnte aber nicht eingenommen werden. 1630 musste Franz Freiherr von Herberstorf als Protestant die Steiermark verlassen. Er verkaufte seinen Besitz an Barbara Constancia Freiin von Khuenburg, die in zweiter Ehe mit einem Grafen Wildenstein verheiratet war. 1653 war der seinerzeit vereinbarte Kaufpreis noch immer nicht restlos bezahlt, was zu einer Klage der Frau Anna Maria von Herberstorf führte. Das Schloss blieb aber bei den Grafen Wildenstein. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts kam es zu einem Aufruhr der Untertanen, die sich weigerten, überhöhte Abgaben und den Zehent zu bezahlen. Unter Johann Franz Freiherr von Wildenstein geriet die Herrschaft 1839 in Konkurs. Sie wurde im nächsten Jahr von Johann Michael Zach erworben. Schon 1843 wird als neuer Besitzer Ignaz Oblak genannt, auf den 1866 Josef Ritter von Uhlheim folgte. Kalsdorf ging dann an Anton Czeika über, dessen Nachkommen das Gut bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts besaßen. 1945 wurden der Ost- und der Südflügel durch Brandlegung weitgehend zerstört. Eine erste Wiederherstellung erfolgte 1947, doch blieb der Ostflügel unbewohnt. Im benachbarten Meierhof wurde eine Rinderzucht-Versuchsanstalt des Landes Steiermark eingerichtet. Heute macht das Schloss von außen keinen sehr gepflegten Eindruck. An der Instandsetzung wird jedoch gearbeitet. Der Innenhof ist bereits restauriert. Im Schloss wurden mehrere Wohnungen eingerichtet. Gelegentlich finden Ausstellungen und Konzerte statt.

Schloss Kalsdorf liegt in beherrschender Lage auf einer kleinen Anhöhe zwischen dem Ilz- und dem Feistritztal. Die mächtige Anlage ist ein dreigeschossiger Vierflügelbau aus dem 16./17. Jahrhundert, wurde aber zum Teil modern umgestaltet. Seine Trakte umgeben einen quadratischen Innenhof, der von Bogengängen umgeben ist. Ältester Bauteil ist der Nordtrakt. Ein farbiger Wappen- und Inschriftstein oberhalb einer Tür im zweiten Obergeschoß weist darauf hin, dass er 1548 von Franz von Herberstorf und seiner Gattin Elisabeth Herberstein errichtet wurde. Das zum Hof führende kleine Rundbogentor zeigt ebenfalls ein Wappen der Herberstorf. Der Westtrakt mit dem vorspringenden starken Eckturm, wurde wie ein Wappenstein mit Inschrift über dem Hauptportal berichtet, 1579 von Otto von Herberstorf und seiner Frau Benigna von Lengheim erbaut. Die der Hl. Barbara geweihte Schlosskapelle in der Nordostecke, dürfte auf Barbara Constancia Freiin von Khuenburg zurückgehen. Sie springt mit ihrer Apsis deutlich nach außen und mit ihrem quadratischen Turm in den Hof vor. Auch die zweigeschossigen Hofarkaden am West- und Nordtrakt dürften um diese Zeit angelegt worden sein. Sie ruhen im Erdgeschoß auf Mauerpfeilern und im Obergeschoß auf schlanken Steinsäulen. Der Ostflügel mit seinen dreigeschossigen Pfeilerarkaden und dem Eckturm im Südosten stammt aus der Zeit der Grafen von Wildenstein. Sie vollendeten auch den von Otto von Herberstorf begonnenen Südtrakt. Am Vischer-Stich von 1681 ist das Schloss bereits fertig dargestellt. Wie damals tragen die Ecktürme auch heute Pyramidendächer. Im Westflügel liegt ein großer Saal mit einer originellen Stuckdecke aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Auch die Stuckdecke und der Hochaltar der Kapelle stammen aus dieser Zeit. Der Tabernakel kommt aus der Werkstätte Veit Königers (3. V. 18. Jh.). Geländemäßig war der ursprüngliche Wehrbau nicht gut geschützt, so dass er mit einer Mauer und einem breiten Wassergraben umgeben wurde. Im 16. und 17. Jahrhundert wurden dem erneuerten Schloss an allen Seiten starke Bastionen vorgelagert. Von diesen einstigen Befestigungsanlagen sind heute kaum noch Spuren zu sehen. An ihrer Stelle erstreckt sich ein Park.

Lage: Steiermark/Oststeiermark – ca. 2 km nordöstlich von Ilz

Besichtigung: auf Anfrage möglich


Weitere Literatur:


04.05.2009