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Jagdberg


Die Burg Jagdberg bzw. Jagberch wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtet. Grund dafür war wohl, dass sich die Grafen von Montfort um 1260 in die Hauptlinie Montfort und die Nebenlinie Werdenberg getrennt hatten. Der Walgau stellte eine Übergangszone dar, die entsprechend gesichert werden musste. Im Vordergrund stand aber weniger die Wehrfunktion, sondern wie der großzügige Palas zeigt, das Bedürfnis, seine Herrschaftsansprüche zu dokumentieren. Die Burg wird im Jahr 1300 erstmals urkundlich erwähnt. Sie wurde zum Mittelpunkt der gleichnamigen Grafschaft, die Graf Rudolf II von Montfort-Feldkirch für seinen Sohn Hugo IV einrichtete. Dieser nannte sich folgerichtig auch Graf von Jagdberg. Die Burg diente ihm bis zum Tode seines Vaters im Jahr 1302 als Residenz. Hugo wurde 1310 in Schaffhausen ermordet. Anlässlich der Erbteilung von 1319 fiel die Herrschaft gemeinsam mit der Stadt Feldkirch, der Schattenburg und der Burg Neu-Montfort an Rudolf III und Ulrich II von Montfort-Feldkirch. Jagdberg blieb zwar weiterhin ein eigener Gerichts- und Verwaltungssitz, verlor aber seinen Status als eigene Grafschaft. Im Rahmen einer weiteren Erbteilung kam die Herrschaft 1347 an den auf Tosters sitzenden Hugo VII von Montfort-Feldkirch. Dieser gab sie als Pfand an Hugo von Landenberg und dessen Schwager Siegfried Thumb von Neuburg weiter. Als Rudolf V von Montfort 1375 die Herrschaft Feldkirch mangels direkter Erben an Herzog Leopold III von Österreich verkaufte, behielt er jedoch Jagdberg. Es wurde aber bereits 1378 dem Haus Habsburg übergeben und als Lehen wieder zurückgenommen. Graf Heinrich von Werdenberg-Sargans-Vaduz hatte die Herrschaft von seinem Onkel, Graf Rudolf V, geerbt. Er konnte Jagdberg aber nur mehr als Leibgedinge behalten. Nach seinem 1397 erfolgten Tod übernahmen es die Habsburger und vereinigten es wieder mit ihrer Herrschaft Feldkirch.

Ende September 1405 fiel die unverteidigte Burg im Rahmen des Appenzellerkrieges den aufständischen Walgauern in die Hände und wurde niedergebrannt. Herzog Friedrich IV (mit der leeren Tasche) erhielt 1408 die Erlaubnis des Königs Ruprecht von der Pfalz, Jagdberg wieder aufzubauen. Er vergab es als Pfand an den Feldkircher Bürger Ulrich Wittenbach. Sein Sohn Jakob war landesfürstlicher Hubmeister und Vogt von Bludenz. Jagdberg wurde weder von den österreichischen Herzögen noch von deren Pfandschaftsinhabern sondern lediglich von den Verwaltern der letzteren bewohnt. Während des Engadiner- oder Schwabenkrieges brannte die Burg nach der Schlacht von Frastanz 1499 neuerlich ab. Ein Wiederaufbau dürfte erst nach 1559 durch den Pfandherrn Achilles von Altmannshausen erfolgt sein. Von 1679 bis 1764 gehörte Jagdberg den Grafen Clary-Aldringen. Die seit der Übernahme durch die Habsburger immer wieder als Pfandbesitz vergebene Burg geriet ab 1750 endgültig in Verfall. Das Gericht übersiedelte im Auftrag von Kaiser Leopold II 1790 nach Feldkirch. 1791 wurde die dem Hl. Michael geweihte Kapelle abgerissen. Sie war bereits stark baufällig. Ihr Inventar wurde nach Schlins gebracht. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts gingen die Herrschaftsgüter in private Hände über. Von 1880 bis 1910 besaß der Orden der Kreuzschwestern die Anlage. 1908 wurde die Ruine in das Freigelände des von ihm geführten Erziehungsheimes einbezogen. Damals wurden im Burghof ein Schwimmbecken und ein Wasserspeicher eingebaut. Zu umfangreichen Restaurierungen und Neuaufmauerungen kam es 1911, 1938 bis 1941 sowie 1951 bis 1953, was etliche Eingriffe in die Bausubstanz zur Folge hatte. Seit 1945 gehört Jagdberg dem Land Vorarlberg. 1949 baute man in die Palasruine eine Freilichtbühne ein. 2007 hat man versucht, die Restaurierungs-Fehler der Vergangenheit möglichst wieder gut zu machen. Wie bei vielen Ruinen des Landes sind auch mit Jagdberg mehrere Sagen verbunden.

Die Burgruine liegt auf einem Hügelrücken südöstlich des Ortes Schlins. Bodenfunde beweisen eine bereits prähistorische Besiedlung. Das 1770 m² große Burgareal hat einen, dem Gelände angepassten unregelmäßigen Grundriss. Es ist etwa 67 m lang und maximal 35 m breit. Der Zugang erfolgt von Osten her. Durch das erste Tor, dessen Torbogen nicht erhalten ist, gelangt man in einen kleinen Zwinger, der zum zweiten, mit einem Segmentbogen versehenen Tor führt. Das spätmittelalterliche äußere Burgtor war durch einen künstlich ausgehauenen, 10 bis 12 m breiten Halsgraben und einen Außenwall zusätzlich gesichert. Etwas ungewöhnlich ist das Fehlen eines Bergfriedes. Seine Aufgaben mussten vom viergeschossigen Palas übernommen werden, der die Angriffsseite im Osten deckt und hier mit der Ringmauer verbunden ist. Seine ältesten Teile stammen aus dem 13. Jahrhundert, doch wurde er durch spätere Umbauten verändert und auch aufgestockt. Seine Innenverbauung ist nicht mehr zu erkennen, doch dürfte sich an seiner Südseite ein durchgehender Saal befunden haben. Die Löcher an den Innenwänden deuten auf eine ehemalige Balkendecke hin. Im Erdgeschoß finden sich lediglich einfache Lichtschlitze aus der Erbauungszeit. Die unregelmäßig verteilten Fenster der oberen Geschosse stammen aus späteren Epochen. Auf Abbildungen aus dem 17. Jahrhundert kann man erkennen, dass der Palas damals ein Walmdach trug. Die den Hof umschließende Wehrmauer ist noch weitgehend erhalten. Im Torbereich ist sie bis zu 2,7 m stark. Vermutlich geht sie auf das erste Viertel des 15. Jahrhunderts zurück. Sie ist mit Schießscharten ausgestattet, was die Existenz eines Wehrganges belegt. Neben schmalen Schlitzen finden sich auch größere Scharten, die bereits für die Verwendung von Feuerwaffen bestimmt waren. Die aus dem 14. Jahrhundert stammende Burgkapelle stand unmittelbar an der Nordmauer. Sie ist - wie auch die übrigen Einbauten im Burghof - restlos verschwunden.

Lage: Vorarlberg/Walgau – ca. 7 km südöstlich von Feldkirch

Besichtigung: jederzeit möglich


Weitere Literatur:


28.04.2009