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Vellenberg


Vellenberg scheint 1166 erstmals als Sitz des Ministerialen Konradus de Vellinberch urkundlich auf. Möglicherweise befand es sich bereits im Besitz der Grafen von Andechs, die es vom Bischof von Brixen als Lehen erhalten hatten. Die Andechser wurden 1207 geächtet und verloren ihre Besitzungen, doch wurden sie 1232 neuerlich mit Vellenberg belehnt. Mit dem Aussterben der Andechser kam es 1248 an den Grafen Albert von Görz-Tirol und 1253 an die Grafen von Hirschberg. Durch den Sterzinger Schiedsspruch fiel die Burg 1263 an Meinhard II von Görz-Tirol und wurde damit landesfürstlich. Die Herren von Vellenberg behielten ihr Lehen bis zu ihrem Aussterben gegen Ende des 14. Jahrhunderts. Lediglich ihr Lehensherr wechselte mehrfach. Sie hatten bereits 1349 die Hälfte der Herrschaft und des Landgerichtes an die Herren von Liebenberg verkauft. 1380 waren diese Alleinbesitzer. Seit 1349, als sie auch das halbe Landgericht erworben hatten, war die Burg Gerichtssitz. Die andere Hälfte gehörte bis zu ihrem Sturz 1410 den Herren von Rottenburg. Wegen der Nähe zur Hauptstadt Innsbruck, wurden hier häufig prominente Staatsgefangene inhaftiert. So saß auf Vellenberg 1410 Heinrich von Rottenburg, der sich mit den Bayern und anderen Tiroler Adeligen gegen den Landesfürsten verbündet hatte. Sein Anteil am Landgericht wurde vom Land Tirol eingezogen. Auch der Minnesänger Oswald von Wolkenstein war hier 1427 eingesperrt. Das Landgericht Sonnenburg, wie das Gericht ohne Rücksicht darauf, dass dieses längst nach Vellenberg übertragen worden war, genannt wurde, war eines der größten von Tirol. 1458 wurde der Äbtissin des Benediktinerinnenklosters Sonnenburg, Verena von Stuben, Vellenberg als Asyl zugewiesen. 1426 übernahm Herzog Friedrich IV (mit der leeren Tasche) Vellenberg und die zweite Hälfte des Landgerichtes. Als Ausgleich überließ er Peter von Liebenberg die Burg Juval und das Gericht Schlanders in Südtirol.

Danach wurde Vellenberg landesfürstliches Kammergut und nur mehr in Pflegschaft vergeben, wobei die Pfleger gleichzeitig mit dem Amt des Landrichters betraut wurden. Die Blütezeit der Burg lag in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, als Kaiser Maximilian I durch seine Pfleger Marquard Breysacher und Blasius Hölzl in den Jahren 1514 bis 1518 umfangreiche Erweiterungen und Verschönerungen durchführen ließ, um sie als Jagdschloss benutzen zu können. Nach Maximilians Tod wurde nicht mehr soviel Geld für die Pflege aufgewendet, so dass 1555 die Burg als bereits teilweise baufällig beschrieben wurde. Tatsächlich war es mehreren Gefangenen gelungen, aus dem Verlies zu entfliehen. Der letzte Pfleger der hier wohnte, war Jakob Zoller von Zollershausen, der 1583 starb. Danach setzte der Verfall ein, obwohl die Burg einige Zeit hindurch noch ausschließlich als Gefängnis diente. Schließlich wurde der Gerichtssitz nach Innsbruck verlegt. 1663 wurde die umfangreiche Rüstkammer aufgelöst und die vorhandenen Waffen ins Innsbrucker Zeughaus verbracht. Die nun unbewaffnete Burg diente aber noch als Kreidfeuerstation. Von Ambras kommende Signale sollten nach Fragenstein weitergegeben werden. Die schweren Erdbeben von 1670 und 1689 verschlimmerten die Situation. Bereits im 18. Jahrhundert holten sich die Bauern der Umgebung aus der Ruine Steine zur Errichtung ihrer Häuser. Seit 1738 war Vellenberg dem Stift Wilten verpfändet, das die Herrschaft ca. ein Jahrhundert lang besaß. Auch ihm diente die Ruine als Steinbruch zum Bau des Mesnerhauses auf dem Blasienberg bei Völs. 1843 legte das Stift sein Pfandrecht zurück. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird noch ein Waldaufseher erwähnt, der in den Ruinen hauste. Bald danach wurden deren letzte Reste entfernt und der Platz eingeebnet. 1955 kaufte die Familie Mondani-Bortolan das ehemalige Burgareal. Derzeitiger Eigentümer ist Dr. Josef Mondani-Bortolan. Mit Vellenberg sind mehrere Sagen und Legenden verknüpft.

Die Überreste der einstigen Feste liegen unmittelbar nordwestlich von Götzens auf einem gegen das Inntal vorspringenden Hügel. Sie bestehen im Wesentlichen aus Teilen der einstigen Ringmauer, die von einfachen Schießscharten aus dem 16. Jahrhundert durchbrochen ist. Der heute stark restaurierte Mauerzug hatte wohl schon im ausgehenden Mittelalter mehr eine Stütz- als eine Wehrfunktion. Auch ein tonnengewölbter Keller, ein Torbogen und einige gewaltige Substruktionsmauern, die das relativ kleine Burggelände an der nördlichen Talseite abstützen, sind noch zu sehen. Ein stattlicher, halbrund vorspringender Eckturm im Nordwesten wurde wohl von Kaiser Maximilian I in Auftrag gegeben. Von den beiden Türmen, die einst den dreigeschossigen Palas flankierten, ist keine Spur mehr vorhanden. Der einstige Bergfried (Vellenberger Turm) wurde um die Mitte des 14. Jahrhunderts zum Gefängnisturm umgebaut, der andere war ein Wohnturm (Liebenberger Turm), in dem sich auch die Burgkapelle befand. Unter Kaiser Maximilian waren beide Türme, aber auch der Zwinger mit Falkonetten, Feldschlangen und Hakenbüchsen bestückt. Am höchsten Punkt des Burghügels steht heute ein Wohnhaus, dessen Bausubstanz auf den Liebenberger Turm zurückgeht. Nach Südwesten zu war eine Vorburg vorgelagert. Der von den Zwingermauern umfasste Bereich diente bereits zur Zeit Maximilians nicht nur der Verteidigung. Hier befanden sich Gärten, zwei Badestuben und Vogelhütten. Nach außen war die Vorburg durch einen Halsgraben gesichert.

Lage: Tirol/Mittleres Inntal - ca. 4 km südwestlich von Innsbruck

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


26.04.2009