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Pöckstein (Zwischenwässern)


Bis kurz vor 1780 stand hier ein einfaches, aus dem 16. Jh. stammendes Herrenhaus mit anschließendem Hammerwerk, das die Erben des Hans Gschwindt, dem Gurker Bischof Johann Jakob, um die Mitte des 17. Jh. verkauften. Bischof Josef II Graf von Auersperg ließ es abreissen, um an seiner Stelle von 1778 bis 1782 einen repräsentativen Wohnsitz errichten zu lassen. Seine bisherige Residenz, die Straßburg, war durch ein Erdbeben schwer beschädigt worden. Ein Brand hatte zusätzlich Teile der Inneneinrichtung zerstört. Architekt des neuen Schlosses war der Salzburger Baumeister Johann-Georg Hagenauer. Graf Auersperg konnte sich aber kaum seiner neuen Residenz erfreuen, da er 1783 zum Bischof von Passau ernannt wurde und Kärnten verließ. Auch sein Nachfolger, Franz Xaver Salm von Reifferscheidt, verbrachte hier nur wenige Jahre, da er 1787 den Gurker Bischofssitz nach Klagenfurt verlegte. Im Gegensatz zur Straßburg, die aufgegeben wurde, benutzten die Kärntner Bischöfe aber Pöckstein bis in die Gegenwart als Sommersitz. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Nordseite des Gebäudes von Fliegerbomben schwer beschädigt, aber bald wieder instandgesetzt. Das Schloss befindet sich nach wie vor im Eigentum des Bistums Gurk und beherbergt heute die bischöfliche Forstverwaltung.

Schloss Pöckstein ist ein wichtiges Beispiel für den frühklassizistischen Schlossbau in Österreich. Das Gebäude ist ein viergeschossiger, quadratischer Block mit einem mächtigen Mansardenwalmdach, das von einem Uhrturm mit Zwiebelhaube überragt wird. Die vier Dachecken sind mit türmchenartigen Kaminen geschmückt. Kaiser Josef II meinte einmal ziemlich respektlos aber treffend, dass ihn das Gebäude an ein Kanarienvogelhäuschen erinnere. Das Schloss hat keinen Innenhof. An jeder der vier Fronten befindet sich ein klassizistisches Portal. In der Nordsüdachse befand sich die ehemalige Wagendurchfahrt. Die Fassaden sind durch Pilaster, aber vor allem durch die aufwendig gerahmten zahlreichen Fenster gegliedert. Im Erdgeschoß waren seinerzeit die Wohn- und Arbeitsräume der Bediensteten untergebracht. Das erste Obergeschoß enthielt die Wohnräume, das zweite diente als Beletage. Im zum zweiten Stock führenden repräsentativen Stiegenhaus stehen in vier Nischen lebensgroße Holzstatuen, die Diana, Ceres, Mars und Neptun darstellen. Sie wurden von Johann G. Hittinger 1780 geschaffen. Die Stiege führt in den durch die Laterne von oben belichteten großen Mittelraum. Von den im Stil des ausklingenden Rokoko und des frühen Empire eingerichteten Prunkräumen im zweiten Stock ist vor allem der mit bemalten Tapeten ausgestattete Speisesaal zu nennen. Hier stellt der Plafond einen wolkendurchzogenen Himmel dar, in dem exotische Vögel flattern. Die Längswände sind als afrikanische Küstenlandschaft gestaltet, in der sich zwischen tropischen Gewächsen Affen und Papageien tummeln. Die beiden anschließenden, kleineren Vorzimmer sind mit einfachen, aus Rosetten und Ornamentbändern gestalteten Stuckdecken ausgestattet. Im sog. Empfangssaal schmücken romantische, auf Leinwand gemalte Veduten in acht Feldern den Raum. Die Supraporten sind mit Garten- und Schäferszenen geschmückt. In fast allen Räumen stehen schöne, reichverzierte Öfen, die 1780 von Franz Watzgo aus St. Veit geschaffen wurden. Die Doppelkapelle birgt ein Altarbild von Paul Troger. Das dritte, deutlich niedrigere Attikageschoß beherbergte Gästezimmer. Es ist nur über eine Nebentreppe zu erreichen. Die Stukkaturarbeiten im Haus stammen von Martin-Karl Keller aus Wien, die Malereien von Franz Wagner. Die Plastiken sind ein Werk von Johann-Baptist Hagenauer, einem Bruder des Baumeisters. An der Nordseite des Schlosses liegt ein großer Ehrenhof mit einem Gartentempel aus dem Jahr 1782. Früher war das Gebäude von einem ausgedehnten Garten umgeben, von dem sich noch Teile erhalten haben. Leider ist die Gartenanlage im Süden 1930/31 dem Ausbau der Bundesstraße zum Opfer gefallen, wodurch der Gesamteindruck beeinträchtigt wurde.

Lage: Kärnten/Gurktal – an der Mündung der Metnitz in die Gurk, ca 4 km nördlich von Treibach-Althofen

Besichtigung: von gelegentlichen kulturellen Veranstaltungen abgesehen, kann das Schloss nur von außen besichtigt werden.


Weitere Literatur:


28.09.2002