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Wälsch-Ramschwag


Die Herren von Ramschwag kamen um 1270/90 aus der Schweiz in den Walgau, wo sie von den Grafen von Montfort-Werdenberg bei Nenzing ein kleines Rittergut als Lehen erhielten. Ihr Stammsitz war die Burg Alt-Ramschwag, ca. 8 km nordwestlich von St. Gallen. Hier lebten sie zuvor als Ministeriale der Äbte von St. Gallen, bis Ulrich von Ramschwag durch König Rudolf von Habsburg mit der Vogtei über St. Gallen betraut wurde. Später wurde ihm diese sogar verpfändet. Heinrich Walter von Ramschwag unterstützte Rudolf von Habsburg 1278 in der Schlacht bei Dürnkrut, wo er ihm sogar das Leben retten konnte. Als Dankbarkeit erhielt er dafür eine großzügige finanzielle Belohnung, die es ihm ermöglichte, oberhalb von Nenzing eine kleine Burg zum Schutz seiner umliegenden Besitzungen zu errichten. Die Ramschwager wohnten aber kaum hier und ließen die Herrschaft von Pflegern verwalten. Noch vor der Mitte des 14. Jahrhunderts ging das Lehen der Montforter an die Schweizer Familie Landenberg-Greifensee über. 1352 wurde die Burg erstmals urkundlich erwähnt. Damals kaufte Graf Rudolf III von Montfort-Feldkirch die Burg den Herren von Landenberg-Greifensee wieder ab. Zwei Jahre später verpfändete er Ramschwag an den Freiherrn Albrecht von Schauenstein-Tagstein. 1360 saß hier als Pfleger der allgäuische Hauptmann Hartmann von Prasberg. Dieser wurde berühmt, als er im gleichen Jahr praktisch im Alleingang den Bergfried gegen eine Truppe des in Bludenz sitzenden Grafen Albrecht III von Werdenberg-Heiligenberg verteidigte, die bereits in den Burghof eingedrungen war. Er konnte sich solange halten, bis ihm Graf Rudolf III von Montfort-Feldkirch zu Hilfe kam. Kurz zuvor hatte dieser bei den Habsburgern Schutz gesucht. Er hatte die Burg, die bisher Eigenbesitz war, dem Herzog Rudolf IV übergeben und von ihm als Kunkellehen zurückgenommen. 1390 starb das Haus Montfort-Feldkirch aus, wodurch Ramschwag 1396 endgültig landesfürstlich wurde. 1405 kam es zu einem Volksaufstand gegen die Habsburger, der als Appenzellerkrieg bekannt wurde. Der „Bund ob dem See“ fiel in den Walgau ein und brannte am 28. September 1405 die Burgen Ramschwag, Blumenegg, Bürs und Jagdberg nieder. Ramschwag wurde nicht mehr aufgebaut und verfiel vollends. Die Steine der Mauern dienten den Bauern in der Umgebung als willkommenes Baumaterial. Die Ramschwager hatten zwar längst ihre Stammburgen in Vorarlberg und in der Schweiz verlassen, doch werden einzelne Familienmitglieder in den folgenden Jahrhunderten immer wieder genannt. Erst 1894 starben die im 19. Jahrhundert zu Freiherren erhobenen Ramschwager aus. Die Ruine befindet sich heute im Besitz der Marktgemeinde Nenzing. 592 Jahre lang kümmerte sich niemand um Wälsch-Ramschwag. Der Verfall dürfte sich im 20. Jahrhundert deutlich verstärkt haben, denn 1890 konnte man noch ein viertes Stockwerk mit etlichen Fensterschlitzen sehen. Erst 1997 begann eine umfangreiche Sanierung, die im Jahr 2000 abgeschlossen werden konnte.

Die Burgruine ist heute das Wahrzeichen von Nenzing. Sie liegt auf einem flachen Sattel oberhalb der Gemeinde, der durch zwei künstliche Halsgräben vom anschließenden Gelände getrennt wurde. Das beim Aushub gewonnene Gestein wurde für den Bau der Burg verwendet. Der Burghügel fällt nach Norden und Süden steil ab, so dass hier keine zusätzlichen Sicherungen erforderlich waren. Die nur relativ sanft geneigte Ostseite erhielt ein Vorwerk mit dem äußeren Burgtor und einen Torzwinger. Die Westseite war durch den doppelten Halsgraben gesichert, doch wurde hier das Gelände 1947 durch die Anlage eine Sprungschanze verändert. Die Burg war eine kleinräumige Anlage. Nördlich des Bergfrieds lag ein bescheidener Vorhof. Seine vierzig Meter lange Ringmauer ist nicht mehr vorhanden, da sie schon vor Jahrhunderten ins Tal gerutscht ist. Am höchsten Punkt des Burgareals und praktisch in seiner Mitte liegt auf einer zehn Meter breiten Felsrippe der ehemalige Bergfried. Er ist das einzige Burggebäude, dass sich – wenn auch nur als Ruine – erhalten hat. Sein Grundriss beträgt etwa 10 x 12,5 m. Die Schalenmauern sind bis zu 2,8 m stark. Sie wurden aus örtlichen Bruchsteinen aufgebaut. Für die Gebäudekanten wurden besonders große Steine verwendet. Seine Südostecke ist durch den jahrhundertelangen Wechsel von Frost und Tau geborsten und zusammengestürzt. Der quadratische Turm ist heute noch etwa 12 m hoch, doch hatte er ursprünglich eine Höhe von ca. 21 m. Von seinen einst fünf Geschossen sind noch drei erhalten. Sie wurden durch Balkendecken getrennt. Auf Grund von Resten aufgefundener Konsolbalken vermutet man, dass auf dem steinernen Turm ein großes hölzernes Obergeschoß als eigentlicher Wohnstock aufgesetzt war. Demnach wäre der Bergfried eigentlich ein Wohnturm gewesen. Dafür spricht auch, dass nirgends Anzeichen eines Palas gefunden werden konnten. Der rundbogige Hocheinstieg liegt an der Nordseite. Er ist noch als großes Mauerloch zu erkennen. Sein Rahmen aus Tuffstein ist längst ausgebrochen. Zwei Balkenlöcher unterhalb des Einstiegs weisen darauf hin, dass hier das Podest einer Holzstiege angebaut war. Das 1600 m² große Burggelände wurde durch eine Quermauer in zwei Höfe geteilt. Es war von einer ca. 1,2 m starken Ringmauer umgeben, die noch in Resten vorhanden ist. Mit Ausnahme des Bergfrieds ist das Gelände unbebaut. Vermutlich bestanden aber ursprünglich im Hof hölzerne Einbauten.

Lage: Vorarlberg/Walgau – ca. 6 km nordwestlich von Bludenz

Besichtigung: jederzeit möglich


Weitere Literatur:


11.04.2009