ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Graz - Bischofshof


Die ehemalige Fürstbischöfliche Residenz liegt am Bischofsplatz 4 in der Grazer Altstadt. Bereits 1254 schenkte der letzte Udalrichinger, Ottokar von Graz, dem Bischof Ulrich von Seckau sein dort befindliches Haus. Dieses lag damals noch außerhalb der Stadtmauer. Es wurde erst 1265/67 in das Stadtgebiet einbezogen. 1272 erwarb Bischof Wernhard ein weiteres Gebäude in der unmittelbaren Nachbarschaft. Unter Bischof Leopold wurde 1287 die dem Hl. Johannes dem Täufer geweihte Hauskapelle konsekriert. In den Jahren 1481 bis 1502 fanden umfangreiche Ausbauarbeiten statt. 1613 ließ Bischof Martin Brenner einen Bibliotheksbau anfügen. Der Amtssitz der Bischöfe war das Stift Seckau. Der Bischofshof diente ihnen vorerst nur als Absteigequartiert in der Landeshauptstadt. Er wurde daher auch erst dann großzügig ausgebaut, als die Residenz der Bischöfe von Schloss Seggau nach Graz verlegt worden war. Fürstbischof Joseph Adam Graf Arco (1780 – 1802) ließ die vorhandenen Bauten vereinheitlichen und aufstocken. Die Räume wurden durch hofseitig vorgelagerte Gänge erschlossen. Im ersten Stock des Nordflügels entstand eine neue Kapelle. Die Front am heutigen Bischofsplatz erhielt eine neue Fassade im Plattenstil sowie ein monumentales Portal mit Wappenkartusche und Inschrifttafel. Die Pläne für diesen Umbau stammten von Joseph Stengg. Er verstarb jedoch bereits 1782, so dass die weiteren Bauarbeiten von Christoph Stadler geleitet wurden. Fürstbischof Ottokar Maria Graf Attems ließ 1860/61 den Westflügel durch den Architekten Josef Mixner in historistischen Formen erneuern. In den Jahren 1902/03 wurde der Südflügel von Johann Guido Wolf neu erbaut. In diesen Neubau wurde das josephinisch-klassizistische Portal integriert. 1927 richtete man im Südflügel eine neue Kapelle ein, die der Heiligen Dreifaltigkeit geweiht wurde. 1944 wurde der Südtrakt durch Bombentreffer weitgehend zerstört. Dabei wurde auch das von Johannes Piringer 1782 geschaffene Portal mit dem Wappen des Bistums vernichtet. Der Wiederaufbau erfolgte 1947/50 nach Plänen von Harald Bleich und Franz Ignaz Gallowitsch, wobei das Portal in vereinfachter Form neu gestaltet wurde. 1955 und 1961 kam es zu einigen Ausbauarbeiten, wobei das Gebäude um ein Stockwerk erhöht wurde.

Ältester Teil des Bischofshofes ist der Ostflügel. Die Gewölbe im Keller und im Erdgeschoß stammen – soweit sie nicht erneuert werden mussten – noch aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Der Nordflügel wurde gegen Ende des 15. oder zu Beginn des 16. Jahrhunderts errichtet. Die Eingänge weisen hier noch zum Teil spätgotische steinerne Türrahmen aus dem 15./16. Jahrhundert auf. Im zweiten Obergeschoß liegt der Festsaal. Sein Deckenfresko zeigt die Hl. Maria mit dem Hl. Benedikt sowie etliche Engel. Es wird Franz Anton Stecher zugeschrieben und dürfte im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts entstanden sein. Der Westflügel wurde zwar 1861 erneuert, doch bestehen seine Kellerwände noch aus mittelalterlichem Bruchsteinmauerwerk. Als 1947 der dreigeschossige Haupttrakt am Bischofsplatz neu aufgebaut wurde, glich man den ursprünglichen Fassadensprung durch eine Krümmung aus. Die Nutung des Erdgeschosses mit den Schlusssteinen über den Souterain-Fenstern wurde beibehalten. Ansonsten wurde die zehnachsige Fassade wesentlich vereinfacht. Auch die Durchfahrtshalle zum Hof musste damals rekonstruiert werden, ebenso das anschließende Hauptstiegenhaus. Die Marmorsäulen sowie das neobarocke Schmiedeeisengeländer von 1903 konnten jedoch wiederverwendet werden. Bei den Renovierungsarbeiten wurden 1946 im ehemaligen Tafelzimmer, einem Eckraum im ersten Obergeschoß, mittelalterliche Wandmalereien aus der Zeit um 1274/84 freigelegt. Teile davon waren durch die Erschütterungen des Luftangriffes 1944 ans Tageslicht gekommen. Sie gehören dem romanischen Zackenstil an und zeigen Szenen aus dem Alten und Neuen Testament. Es handelt sich dabei um die frühesten erhaltenen Wandmalereien im Bereich der Stadt Graz. 1454 wurde dieser Raum durch Einziehung eines Gewölbes zur Kapelle umgebaut. Dadurch wurden die Malereien stark beschädigt. Auf diese Zeit gehen auch zwei gotische Türrahmungen im Erdgeschoß sowie ein Kapitell zurück.

Ort/Adresse: 8010 Graz, Bischofsplatz 4

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


09.04.2009