ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Imst - Rofenstein


Seit dem Jahr 1266 befand sich das Hochgericht über das obere Inntal in Imst. Sein Wirkungsbereich erstreckte sich ursprünglich von Petersberg bis zum Arlberg und schloss das Pitz- und das Gurgltal ein. Gerichtssitz war ein Turm, der 1296 erstmals urkundlich genannt wurde. Hier saßen damals die Herren von Imst. Der Turm war zwar immer landesfürstlich, doch wurden er und das Gericht bei Geldbedarf immer wieder verpfändet. Wie erhalten gebliebene Rechnungen beweisen, wurde der Turm zwischen 1297 und 1300 burgartig ausgebaut. 1377 wird er als „Turm auf dem Rofen“ bezeichnet. 1498 verpfändete König Maximilian I das Gericht an die Brüder Jakob und Simon Tänzl, die in der Umgebung nach Erzen schürften. Sie nahmen größere Ausbauarbeiten vor, mussten aber wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten den Pfandbesitz schließlich aufgeben. Es folgten 1555 die Gewerken Christoph Weitmoser und dann bis 1579 Georg Fieger zu Hirschberg. Die Pfandinhaber waren aber – wie häufig üblich – nicht besonders an der Erhaltung des Gebäudes interessiert, so dass es immer wieder zu größeren Schäden kam. 1589 führte der aus dem Tessin stammende Innsbrucker Hofbaumeister Alberto Lucchese eine Bauaufnahme durch, die Basis für Renovierungsmaßnahmen sein sollte. 1682 kamen Burg und Gericht an Hieronymus Bernhard Ferrari Graf d’Occhieppo. Er ließ die inzwischen mehrmals erweiterte mittelalterliche Anlage nach Plänen von Gallus Appeller d. J. in ein großes vierflügeliges Barockschloss umwandeln und gab diesem den Namen Rofenstein. Seit 1754 beherbergte das Gebäude außer dem Gericht auch die Kreisverwaltung Oberinntal. 1822 vernichtete ein Großbrand den Markt Imst. Lediglich vier Häuser entkamen den Flammen. Auch das Schloss wurde stark beschädigt. Zwei Jahre später verzichteten die Grafen Ferrari auf ihr Gerichtslehen. Ihr Schloss wurde nun zu einem nüchternen Kreisamtsgebäude umgestaltet. Seit 1868 dient es als Sitz der Bezirkshauptmannschaft. 1997 fand eine umfangreiche Generalrenovierung durch den Eigentümer, die Republik Österreich, statt.

Die langgestreckte Ostseite des Stadtplatzes im Bereich des Imster Untermarktes wird vom ausgedehnten Baublock der Bezirkshauptmannschaft dominiert. Dem schmucklosen Zweckbau ist es nicht auf den ersten Blick anzusehen, dass er bereits seit mehr als 700 Jahren als Sitz der öffentlichen Verwaltung dient. Die dreigeschossige Vierflügelanlage ist um einen kleinen Mittelhof angeordnet. Da der Bauplatz an der Ostseite steil abfällt, musste er bereits im 16. Jahrhundert durch schwere Stützmauern gesichert werden. Die mittelalterliche Burg des 13. Jahrhunderts ist heute völlig überbaut und daher von außen nicht mehr zu erkennen. Betrachtet man aber den Grundriss, so sieht man, dass die ehemalige Ringmauer in der Außenmauer des heutigen Amtsgebäudes steckt, die eine unübliche Stärke von 1,5 m aufweist. Auch vom Bergfried ist heute nichts mehr zu sehen. Dieser quadratische Turm stand seinerzeit frei in der nordöstlichen Ecke der Ringmauer. Noch bis 1822 überragte er alle übrigen Bauteile, doch wurde er nach dem Stadtbrand teilweise abgetragen, so dass nur die unteren drei Geschosse verblieben. Sie wurden anschließend verbaut und sind nur mehr an ihren bis zu zwei Meter dicken Mauern im Grundriss zu erkennen. Der von den Tänzls im 16. Jahrhundert ausgebaute Palas dürfte im Südtrakt stecken. An die einstige Schlosskapelle, die 1579 erstmals erwähnt wird, erinnert nur mehr ihre aus der Ostwand hervortretende Apsis. Sie verlor bei der Neugestaltung des Amtsgebäudes im 19. Jahrhundert ihre Funktion und wurde ebenfalls überbaut. Damals erhielt das ehemalige Schloss auch seine einfallslose Fassade mit dem genuteten Sockelgeschoß.

Lage: Tirol/Oberes Inntal – ca. 19 km nordöstlich von Landeck

Besichtigung: von außen jederzeit, innen nur zu den Amtsstunden möglich


Weitere Literatur:


04.04.2009