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Graz - Palais Stubenberg-Wildenstein


1689 schenkten die steirischen Landstände dem Landeshauptmann Georg von Stubenberg ein Grundstück in der Neugasse (der heutigen Hans Sachs Gasse) und befreiten es von Steuern und Abgaben. Das unmittelbar danach darauf erbaute Palais dürfte vom Hofbaumeister Bartholomäus Ebner errichtet worden sein, der damals für die Familie Stubenberg auch anderwärts tätig war. Es blieb aber nicht lange im Besitz des Grafen, denn bereits zwei Jahre später verkaufte er es an den Grafen Michael Weikhart Vetter von der Lilie. Dessen Witwe brachte es 1709 in ihre Ehe mit Johann Josef Graf Wildenstein ein. Er ließ im folgenden Jahr den wuchtigen Balkon über dem Portal anbringen und dieses von Atlanten flankieren. Das Palais wurde in den Wildenstein’schen Fideikommiss einbezogen. 1819 erfolgte dennoch der Verkauf an die steirischen Landstände, die hier die „Ständische Zeichenschule“ einrichteten, die später als Zeichnungsakademie bekannt wurde. Das Gebäude beherbergte auch eine Gemälde- und Kupferstichsammlung, aus der sich die Landesbildergalerie entwickelte. 1840/42 errichtete man im Hof einen Anbau für die Malersäle. 1893 wurde das Palais an die Unfallsversicherungsanstalt verkauft. Die Zeichenakademie sowie die Bildergalerie mussten ausziehen und das Gebäude wurde in ein Bürohaus umgewandelt. Im Flügel am Tummelplatz waren eine beliebte Weinstube und eine Druckerei eingemietet. Bei einem Bombenangriff im Jahr 1944 erlitt das Palais schwere Schäden. Der Trakt am Tummelplatz wurde daraufhin 1948 abgebrochen und erneuert. 1948 erwarb die Stadtgemeinde Graz das Gebäude. Ab 1970 hatte sich hier das Stadtarchiv Graz etabliert. Im Jahr 2000 zog dieses aus und die Räumlichkeiten wurden neu vermietet.

Das Palais ist ein dreigeschossiger Bau, der seine heute fünfachsige Hauptfront der Hans Sachs Gasse zuwendet. Die dortige Fassade war durch geometrische Putzfelder und rasterartige Putzfaschen gegliedert. Beim Wiederaufbau nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges wurde sie stark vereinfacht rekonstruiert. Ein einziges profiliertes Fenstergewände mit einer segmentbogigen Verdachung hatte die Bombardierung überstanden. Es wurde 1948 über dem Mittelbalkon eingesetzt. Bei den beiden Atlanten, die diesen Balkon stützen, handelt es sich um Hermen, die in deutlich vorspringende Voluten auslaufen. Ihre geschuppten Schäfte stehen auf kräftigen Prellsteinen. Das Palais Stubenberg-Wildenstein ist das einzige Stadtpalais von Graz, das eine figurale Portalrahmung aufweist. Der Einfluss der Wiener Barockpalais ist deutlich zu erkennen, ein Entwurf von Johann Bernhard Fischer von Erlach aber nicht nachweisbar. Das Steinportal war ursprünglich rundbogig. Hinter dem Torflügel, dessen Schmiedeeiseneinsatz vom Umbau des Jahres 1894 stammt, liegt der mit einem Muldengewölbe versehene Hausflur. Bemerkenswert ist das hofseitig gelegene Stiegenhaus, dessen Treppe von zwei Pfeilern gestützt wird. Diese haben die gleiche kantige Form wie die Baluster der Balustraden. Das Stiegenhaus geht noch auf die Erbauungszeit des Palais um 1690 zurück. Wesentlich jüngeren Datums sind die in Wandnischen an den beiden Podesten stehenden Gipsabgüsse römischer Götter (Venus Medici, Herakles Farnese und Hera). Sie sind Werke der ständischen Zeichenakademie vermutlich aus dem zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts.

Ort/Adresse: 8010 Graz, Hans Sachs Gasse 1/Tummelplatz 9

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


31.03.2009