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Prinzendorf


Schloss Prinzendorf ist ein Bau des 18. Jahrhunderts. Zwar wird bereits im 14. und 15. Jahrhundert mehrfach von einem Vorgängerbau berichtet und 1663 Prinzendorf zu den für die Zivilbevölkerung vorgesehenen Fluchtorten gezählt, doch findet man es nicht unter den 1672 von Georg Matthäus Vischer gezeichneten Stichen niederösterreichischer Burgen und Schlösser. Möglicherweise befand sich der erste Wehrbau nicht an der Stelle des heutigen Schlosses. 1631 hatte der damalige Gutsherr, Obristleutnant René de Spagne, Prinzendorf an den Camadulenserorden verkauft, der auf dem Kahlenberg bei Wien seinen Sitz hatte. Dieser ließ in den Jahren 1729/30 die jetzige Anlage errichten. Die Pläne stammten von den Baumeistern Franz Jänggl und Franz Anton Pilgram. Auf Grund von wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Ordens zog sich die Fertigstellung noch zwei Jahrzehnte hin. Die Camaldulenser konnten aber das bisherige Lehen in Eigenbesitz umwandeln. Schließlich ging die Herrschaft 1751 in das Eigentum des Augustinerchorherrenstiftes Klosterneuburg über. Propst Berthold Staudinger ließ damals das Schloss renovieren und leicht verändern. Das Stift besaß Gut und Schloss Prinzendorf 220 Jahre lang. 1945 erlitt die Anlage schwere Kriegsschäden und Verwüstungen. 1971 erwarb Beate Nitsch die bereits längere Zeit leerstehenden Gebäude. Sie plante hier ein Kinderheim einzurichten, doch kam es nicht dazu. Ihr Gatte, Prof. Hermann Nitsch, ist ein bekannter Maler, der auf dem Schlossgelände seine damals noch ungewöhnlichen Inszenierungen und aktionistischen Feste abhielt. Er ließ vor einigen Jahren das bereits stark vernachlässigte Schloss restaurieren. Es dient nunmehr wieder Wohn- und Repräsentationszwecken.

Das Schloss liegt auf einer Geländestufe oberhalb des Ortes Prinzendorf am rechten Hang des Zayatales. Die Anlage stellt ein interessantes barockes Bauensemble dar. Sie besteht aus dem dreigeschossigen, sechzehnachsigen Hauptgebäude und etlichen eingeschossigen Nebengebäuden, die hufeisenförmig um einen geräumigen Wirtschaftshof angeordnet sind, der an den schmalen Ehrenhof des Wohnschlosses anschließt. Dieser wird durch die beiden risalitartigen Seitenflügel gebildet, die um zwei Achsen aus der Südfront vorspringen. Die nach Norden gerichtete klassizistische Hauptfassade ist im Untergeschoß genutet. Hier liegt im dreiachsigen Mittelrisalit ein Rundbogenportal. Im Sprenggiebel des Portals weist eine Inschrifttafel Propst Berthold Staudinger als Bauherrn und 1751 als Baujahr aus. Beides bezieht sich aber offensichtlich nur auf den bescheidenen Umbau. Der flache Mittelrisalit wird in den Obergeschossen durch ionische Riesenpilaster hervorgehoben und durch einen Dreiecksgiebel betont. Die im Risalit liegenden großen Fenster sind mit dreieckigen Verdachungen versehen. Die Räume des Erdgeschosses sind gewölbt und mit einfachen Stuckarbeiten geschmückt. Der erste Stock diente als Beletage. In seiner Nordostecke liegt die durch zwei Geschosse reichende Schlosskapelle mit ihrer ovalen Kuppel. Sie war dem Hl. Leopold geweiht. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie devastiert. Dabei ging das Altarbild, das den Hl. Leopold darstellte, verloren. Der Heilige ist jedoch noch in einem Freskenmedaillon in der Kuppel zu sehen. Das zweite Obergeschoß des Gebäudes diente früher als Schüttboden. Heute hat sich der Eigentümer darin ein großes Atelier eingerichtet. Weitgehend erhalten ist der trockene Graben, der das Schloss umgab und es vom ausgedehnten terrassierten Schlosspark trennte.

Lage: Niederösterreich/Weinviertel – ca. 12 km nordöstlich von Mistelbach

Besichtigung: nur von außen und nur teilweise möglich


Weitere Literatur:


21.03.2009