ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Bayerhofen (Payerhofen)


Schloss Bayerhofen, das auch als Paierhofen oder Baierhofen bezeichnet wird, stammt in seiner heutigen Gestalt aus der zweiten Hälfte des 16. Jh. Seine Geschichte geht jedoch wesentlich weiter zurück. Als erster Besitzer wird 1239 Chunrad der Payer, ein Ministeriale des Bamberger Bischofs, genannt, dessen Familie das Gebäude bis 1539 besaß. Seine Aufgabe war es, die Brücke über die Lavant und damit den Südzugang der Stadt zu sichern. Klaus Amon, der Schwager des letzten Bayer, baute die Ostseite des Schlosses aus. Durch Heirat kam es an Matthias Freydl, der es ausbaute und ihm sein derzeitiges Aussehen gab. Die Freydl waren Kaufleute und hielten sich meist in Nürnberg und Venedig auf, wo sie große Faktoreien hatten. In Wolfsberg besaßen sie nur Nagelschmieden und einen Hammer. Matthias Freydl, aber auch Dr. Christof Siebenbürger, der seine Witwe heiratete, waren eifrige Protestanten, die Bayerhofen zu einem Zentrum des Lavanttales für die Anhänger Luthers machten und hier auch evangelische Geistliche beschäftigten. Die evangelische Kaplanei mit Bethaus und kleinem Friedhof mußte in der Gegenreformation unter militärischem Schutz wieder abgetragen werden. Bayerhofen wurde bis in das 19. Jahrhundert hinein immer wieder vererbt, wurde aber kaum gepflegt. 1777 machte es ein Brand zur Teilruine. 1803 verkaufte Max-Christoph Freiherr von Waidmannsdorf das inzwischen verwahrloste Schloss an Anton-Thadeus Taurer von Gallenstein, dessen Sohn Johann später das Kärntner Heimatlied dichtete. 1807 erwarb Franz-Xaver Schnerich den Besitz. Seine Nachkommen, denen Bayerhofen auch heute noch gehört, ließen das Gebäude vorbildlich restaurieren. Derzeit ist es in Wohnungen aufgeteilt und vermietet.

Das Schloss ist ein zweigeschossiger, vierflügeliger Bau, der einen nahezu quadratischen Hof umschließt. Von außen ist das umfangreiche Gebäude nicht besonders eindrucksvoll. Über dem rundbogigen Portal im Osttrakt wurde anlässlich einer späteren Renovierung ein Steinkopf mit der Jahreszahl 1566 eingemauert. Am Westtrakt finden sich noch gotische Elemente, wie z. B. das durch drei Krüppelwalme aufgegliederte Dach. An der Südseite ist ein auf Kragsteinen ruhender Eckerker mit einem Wappenstein geschmückt. An der Nordostecke steht ein sechseckiger Turm, der ebenfalls einen Wappenstein (1584) aufweist. Der interessanteste Teil des Schlosses ist aber der Innenhof. Er weist an drei Seiten offene Arkadengänge auf. Die wuchtigen Säulen des Erdgeschosses und die zierlichen des ersten Stocks sind aus einem marmorähnlichen weißen Stein. Die Hoffassaden werden von eingemauerten Steinskulpturen belebt. Die Porträtköpfe der Kaiser Ferdinand I und Maximilian II wurden aus Dankbarkeit für die den Protestanten gewährte Religionsfreiheit nach 1564 angebracht. Neben einigen Löwenköpfen findet sich auch der Kopf des Matthias Freydl mit der Jahreszahl 1566. Beachtenswert ist auch der Wasserspeier an der Ostseite des Hofes. Hier führt eine gedeckte Stiege zu den Arkadengängen im ersten Stock. Die vom Hauptbau durch einen Hof getrennten, aber mittels einer Mauer verbundenen Wirtschaftsgebäude wurden anstelle der ehemaligen Kaplanei errichtet.

Lage: Kärnten/Lavanttal – am südwestlichen Stadtrand von Wolfsberg

Besichtigung: Der Innenhof ist frei zugänglich, ansonsten kann das Gebäude nur von außen besichtigt werden.


Weitere Literatur:


27.09.2002