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Wisent (Wiesent)


Eine Burg zu Wiesent wird 1335 erstmals urkundlich erwähnt. 1481 wurde sie im Auftrag von Kaiser Friedrich III zerstört. 1514 verkaufte Christoph Feyrtager zu Hautzendorf die „öde Veste Wysendt“ dem Edlen Veit Salchinger. Er oder seine Nachfolger dürften die Ruine an die Familie Polani veräußert haben. 1571 ließ Valentin Polani das heutige Renaissance-Schloss neu erbauen. Wegen seiner geringen Größe wurde es 1603 als „Häusl“ bezeichnet. Kaiser Rudolf II belehnte 1602 Adam Polani und seinen Bruder Wolf mit den „öden Vesten Wisandt, Sachsendorf und Mertersdorf“, wobei es sich aber bei Wisent keinesfalls mehr um eine Ruine gehandelt haben konnte. Kaiserliche Truppen unter ihrem Befehlshaber Karl Bonaventura Graf von Buquoy, die den protestantischen Aufstand im Waldviertel niederschlugen, stürmten und brandschatzten 1619 auch Schloss Wisent. 1626 ist Hans Sigmund Khirchberg Herrschaftsinhaber. 1684 beerbte Franz von Borschitta dessen Tochter Sidonia. 1755 kaufte das Stift Altenburg die Güter Limberg, Wiesent und Sachsendorf von den Schwestern Maria Katharina von Götz und Maria Josepha Gräfin von Klenau. Beide Damen waren geborene Gräfinnen von Bredau. Wisent diente dem Stift bis in die heutige Zeit als Gutshof. 1900 wurde das Schloss durch einen Brand schwer beschädigt. Es wurde anschließend vereinfacht und leicht verändert wiederhergestellt. Das zweite Stockwerk musste jedoch abgetragen werden. Das Gebäude wird heute wieder bewohnt.

Das bescheidene Schlösschen ist ein nahezu quadratisches einstöckiges Gebäude, dem ein weitläufiger Wirtschaftsbereich vorgelagert ist. In seinem Untergeschoß steckt noch ein mittelalterlicher Kern. Vor allem weisen die massiven Strebepfeiler an der Nordostfront sowie mehrere spätgotische profilierte Fenster im Erdgeschoß auf sein hohes Alter bzw. auf seinen Vorgängerbau hin. Das Wohngebäude war einst von einem breiten und tiefen Wassergraben umgeben, der aber längst trocken ist. Im Nordwesten führt eine gemauerte Brücke zum – heute wesentlich vereinfachten – Renaissanceportal. Wie die dort noch vorhandenen Rollenlöcher zeigen, hatte sie einst eine Zugbrücke als Vorläufer. Vom stuckverzierten Mittelfenster über dem rundbogigen Tor reichen schön geschwungene Voluten bis zum Gebälk des Tores hinab. In der linken Schnecke ist das Wappen der Familie Polani zu sehen, während rechts jenes der Familie Krachenberger ersichtlich ist. Die darunter im Gebälk angebrachte Bauinschrift nennt als Bauherrn Valentin Polani und seine Gattin Barbara, geb. Krachenberger. Als Baujahr ist 1571 vermerkt. Die Fassaden sind sehr einfach gehalten. Im Erdgeschoß sind sie gebändert, während sie im Obergeschoß durch aufgeputzte Pilaster vertikal gegliedert werden. Eine stichkappengewölbte Einfahrt führt in den relativ kleinen Innenhof. Dieser ist an allen Seiten von zweigeschossigen Arkaden umgeben, die von gedrungenen toskanischen Säulen gestützt werden. In den Wohnräumen des Obergeschosses haben sich mit Rosetten und (Polani)Wappen verzierte Steingewändetüren erhalten. Die ebenfalls hier liegende Kapelle weist ein zweijochiges Kreuzgratgewölbe auf. Ähnliche Gewölbeformen findet man im Erdgeschoß und in den Arkaden. Die einstigen Stuck- und Holzplafonds in den Wohnräumen wurden vermutlich schon bei der Brandschatzung von 1619 zerstört. Ein Wirtschaftsgebäude westlich des Schlosses weist ein interessantes Renaissanceportal auf. Dessen Schlussstein zeigt einen Löwenkopf und die Jahreszahl 1582. Die Seitenpfosten sind mit floralen Motiven verziert, ebenso der Fries unter dem Torgesims. In den Zwickeln des Bogenfeldes findet man zwei Wappen, links das der Polani und rechts möglicherweise jenes der Salchinger.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 5 km nordwestlich von Maissau

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


18.02.2009