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Poitschach


Wegen der Nähe des Hüttenberger Erzabbaues und der im Feldkircher Becken vorhandenen Wasserkräfte florierte vor allem im 17. und 18. Jahrhundert in und um Feldkirchen die Eisenindustrie. Mit den Hammerwerken entstanden stattliche Gerwerkensitze. Bereits 1591 wird in Poitschach ein dem Stift Ossiach gehörender Eisenhammer erwähnt. 1686 betrieb hier Adam Leitner von Leitenau aus Villach eine Nagelschmiede und einen Walloschhammer. Der wohl schon damals existierende Hammerherrensitz bekam um 1715 weitgehend seine heutige Form. Bauherr war Leitners Schwiegersohn Johann Lorenz von Jovio. Als 1759 Freiherr von Rechbach die Poitschacher Betriebe übernahm, zu denen mittlerweile auch eine Sensenschmiede gekommen war, ließ er das Hammerherrenhaus ausbauen und modernisieren. Auf Rechbach folgte ein Graf Spindler, der um 1800 die Anlagen an die Gräfin Gilleis-Gavasini verkaufte. Sie stammte aus einer Gewerkenfamilie, die im benachbarten Feistritz tätig war. Die Gavasinis mussten jedoch Konkurs anmelden. Die Kärntner Eisenindustrie hatte ihren Höhepunkt hinter sich und befand sich in einer schweren Krise, so dass auch die folgenden Gewerken wie Mathias Liebenwein und Ferdinand von Illitzstein mit dem Betrieb kein Glück mehr hatten. Liebenwein musste 1844 und Illitzstein 1878 die technisch bereits veralteten Werke aufgeben. Die Eisenverarbeitung wurde eingestellt und an ihrer Stelle eine Papier- und Pappefabrik eingerichtet. Diese wurde im Zweiten Weltkrieg enteignet. Auf dem Fabriksgelände wurden Flugzeugteile erzeugt. Seit 1938 gehört der Ansitz der Familie Senitza und dient als gepflegter Wohnsitz sowie als Verwaltungsmittelpunkt eines Forst- und Agrargutes.

Der hübsche schlossartige Bau liegt mitten im Ortsgebiet von Poitschach, unmittelbar an der von Feldkirchen nach Gurk führenden Bundesstraße. Das zweigeschossige Gebäude weist einen rechteckigen Grundriss auf. Die Fenster der beiden Hauptgeschosse sind mit geraden Verdachungen ausgestattet. Schmale querrechteckige Schlitze beleuchten das darüber liegende niedrige Speichergeschoß. Der Südfront des Hauses ist ein kleiner Turm angebaut. An der Ostfassade springt im Obergeschoß ein Erker vor, der im Sockelbereich mit floralen Ornamenten geschmückt ist. Er wird von reich verzierten Volutenkonsolen gestützt. Seine Fenster wurden im 19. Jahrhundert mit Butzenscheiben verglast. Neben diesem Erker ist das bemerkenswerteste Baudetail das rundbogige Portal an der Westfront. Es ist mit 1715 bezeichnet. Über dem Torgesims ist ein barockes Wappenfresko der Familien Leitner und Jovio aufgemalt. In den Zwickeln der architektonischen Rahmung erkennt man Akanthusmotive. Die Decken mehrerer Räume wurden um 1800 mit Stuck in geometrischen Formen verziert. Eine zeigt Rankenornamente aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im Schloss wird das Fragment eines Reliefs aufbewahrt, das Teil eines Römergrabes war. 1833 wurde dem Schloss gegenüber ein zweigeschossiger rechteckiger Biedermeierbau errichtet. Hinter den beiden Gebäuden erstreckt sich ein englischer Park.

Lage: Kärnten/Bezirk Feldkirchen – ca. 3 km nördlich von Feldkirchen

Besichtigung: nur von außen möglich

Homepage: www.senitza.at


Weitere Literatur:


14.02.2009