ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Wiedendorf - Marienschlössl


Das heutige Marienschlössl ist wohl der Nachfolgebau einer mittelalterlichen Burg, die in den Jahren um 1240/55 mit Otto von Windorf erstmals urkundlich erwähnt wird. Otto dürfte ein Lehensmann der Falkensteiner gewesen sein, die auf der unweit gelegenen gleichnamigen Burg hausten. Bis 1360 werden mehrere Wiedendorfer erwähnt, die alle den Vornamen Heinrich trugen. Ab 1377 wird nur mehr von den „Strazza von Winndorf“ gesprochen. Die Familie Strasser ließ den bisherigen Hof zu einer wehrhaften Anlage ausbauen, die von einem Wassergraben umgeben war. Mit Hans Strasser starb die Familie 1435 aus. Damals waren die Maissauer Lehensherren von Wiedendorf. Otto IV von Maissau belehnte Anna, die Witwe Hans Strassers, mit der Hälfte der Herrschaft. Wem die andere Hälfte gehörte, ist unbekannt. Die Maissauer hatten die Oberherrschaft von den Herren von Kapell übernommen, die wieder die Falkensteiner beerbt hatten. Mit dem Tod Ottos IV fiel 1440 der gesamte Maissauer Besitz und damit auch Wiedendorf an den Landesfürsten. 1468 scheint Hans Lenprechtinger als Besitzer auf. 1535 gaben Christoph, Wolfgang und Leopold Span ihr Lehen dem König Ferdinand zurück, der Wolfgang vom Ross damit belehnte. Dieser hatte die Herrschaft zuvor den Brüdern Span abgekauft. 1590 fiel diese an Hans Thurzo, der sie mit Grafenegg vereinigte. Nach 1777 bekam Wiedendorf bürgerliche Eigentümer. So gehörte es 1793 einer Müllerfamilie aus Strass. 1864 erwarb August Ferdinand Graf Breuner-Enkevoirt die Herrschaft, die dadurch neuerlich zu Grafenegg kam. Seine Nachfolger verkauften Wiedendorf bald wieder, das 1907 vom k. u. k. Brigadier Moriz Erwin Baron Lembruch übernommen wurde. 1932 gelangte das Schlösschen in den Besitz der Baronin Wilhelmine von Vogelsang, die das bereits stark vernachlässigte Gebäude restaurieren ließ. Die heutige Eigentümerin, Mag. Catherine Matuschka ist eine Nachfahrin des österreichischen Sozialreformers Karl von Vogelsang.

Das gepflegte Schloss liegt mitten im kleinen Weinort Wiedendorf im Strassertal. Es ist ein Vierflügelbau, der 1934 sowie in den Jahren 1968/69 stark verändert und ergänzt wurde. Im Kern geht er jedoch noch auf den mittelalterlichen Ansitz zurück. So wurden bei den Restaurierungsarbeiten von 1934 unter der Küche alte Gewölbe entdeckt. Ob der heute gebräuchliche Name „Marienschlössl“ auf die bereits im 14. Jahrhundert erwähnte, aber mittlerweile längst verschwundene Marienkapelle zurückgeht, ist möglich aber nicht zu beweisen. Der Bau, der auf dem Vischer-Stich von 1672 noch dreigeschossig dargestellt wird, weist heute nur mehr zwei Geschosse auf. Am großen Rundbogentor sind noch die Rollenlager einer Zugbrücke zu sehen, was das Vorhandensein eines Grabens voraussetzt. Dieser ist allerdings am Vischer-Stich nicht mehr zu erkennen. Die rechteckigen Fenster besitzen einfache Putzrahmen, die zur gelb gefärbelten Fassade kontrastieren. Im Oberstock der Vorderfront sind einige davon profiliert. Der Ostfront ist eine Säule mit einem hübschen antikisierenden Kapitell vorgeblendet. Die Durchfahrt zum Hof ist tonnengewölbt und mit Netzgraten angeputzt. Die diesen begrenzenden Trakte sind im Erdgeschoß teilweise mit Arkaden versehen, die von Quaderpfeilern gestützt werden. Im Inneren gibt es mehrere tonnen- oder kreuzgratgewölbte Räume. Bemerkenswert ist die Ausstattung der Hauskapelle, deren Holzvertäfelungen und Sandsteinsäulen von Wilhelmine von Vogelsang selbst gestaltet wurden. Eine Besonderheit des Marienschlössels ist der große Garten, in dem im Sommer an die 300 verschiedene Rosenarten blühen.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 4 km östlich von Langenlois

Besichtigung: der Schaugarten ist vom 1. bis 30. Juni täglich von 10.00 bis 18.00 geöffnet

Homepage: www.marienschloessl.at


Weitere Literatur:


10.02.2009