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Wolfsegg


Erster namentlich bekannter Burgherr war Hadmar I von Hausruck, der 1120 urkundlich genannt wird. Damals wurde sein Ansitz noch als Hausruck bezeichnet. Chunradus de Wolvesekke war ein Hausrucker und ein Ministeriale der Markgrafen von Steyr. Mit ihm wird der Name Wolfsegg 1191 erstmals erwähnt. Die Herren von Hausruck/Wolfsegg waren ursprünglich Hochfreie, doch übergaben sie ihren Besitz den Salzburger Erzbischöfen und ließen sich von diesen wieder damit belehnen. Christian von Wolfsegg starb als letzter seiner Familie im Jahr 1321. Bei seinem Ableben besaß er aber die Burg nur mehr zur Hälfte, da die andere Hälfte seine Schwester Christina als Mitgift anlässlich ihrer Hochzeit mit Albero von Pollheim erhalten hatte. Dieser hatte seinen Anteil bereits 1291 an Herzog Albrecht I abgetreten. Christians Anteil gelangte an das Erzbistum Salzburg, das ihn als Lehen an die Schaunberger weitergab. Nach einem Streit um das Afterlehen des Dietrichs von Weissenberg konnten sich die Habsburger 1369 durchsetzen und für die gesamte Herrschaft das Lehensrecht ausüben. Von nun an wurde Wolfsegg entweder von Pflegern verwaltet oder als Pfandschaft vergeben. So war die Herrschaft zwischen 1405 und 1410 an Reinprecht von Wallsee verpfändet. 1455 belehnte König Ladislaus den Jörg Perkheimer von Oberbergham bei Gaspoltshofen mit Wolfsegg. Herzog Albrecht VI wandelte das Lehen in eine Pfandschaft um. Kaiser Friedrich III beauftragte 1488 Kaspar Perkheimer damit, den immer umfangreicher werdenden Salzschmuggel zwischen Salzburg und Linz energisch zu unterbinden. Da Perkheimer dem aber nicht nachkam, wurde die Pfandschaft aufgelöst. Kaiser Maximilian I verpfändete Wolfsegg zuerst an Kaspar Retschan und dann an Johann von Senftenau. Cosmas Gienger, der seit 1566 Pfandherr von Wolfsegg war, konnte die Herrschaft als freies Eigen erwerben. Unter den Giengern wurde die alte Burg in ein Renaissanceschloss umgebaut. Als die Türken auch Oberösterreich bedrohten, bestimmte man Wolfsegg 1594 als Zufluchtsort für die umliegende Bevölkerung. Außerdem wurde hier eine Kreidfeuerstation eingerichtet.

1610 fielen bayerische Truppen ins Hausruckviertel ein, wobei das Schloss stark zu leiden hatte. Dabei wurde das Archiv völlig vernichtet. Als 1621 Hans Adam Gienger starb, brachte seine Tochter Ursula die Herrschaft als Heiratsgut in ihre Ehe mit Josef Pfliegl ein. Im Bauernkrieg von 1626 wurde das Schloss von den Aufständischen gestürmt. Kaiserlichen Truppen unter General Pappenheim gelang es aber bald diese schwer zu schlagen und zu vertreiben. 1632 konnten die Bauern neuerlich die Schlossbesatzung überrumpeln. Diesmal war es Graf Christoph von Khevenhüller, der die Bauernhorden in die Flucht jagen konnte. Die Anführer der Aufstände wurden jeweils hingerichtet. Eleonora Isabella Anna Pfliegl war in erster Ehe mit Matthias Ferdinand Kastner von Siegmundslust und in zweiter Ehe mit Graf Karl von Tige verheiratet. Nach 1721 wurde Wolfsegg von letzterem so herabgewirtschaftet, dass nach seinem Tod der Konkurs über die Herrschaft verhängt werden musste. 1797 kaufte Staatsminister Thaddäus Adam von Reischach den Besitz. Nach einigen Kurzeiteigentümern waren die Besitzanteile so aufgesplittert, dass das Gut nicht mehr wirtschaftlich geführt werden konnte. Schließlich musste Wolfsegg unter Zwangsverwaltung gestellt werden. 1835 erwarb Graf Franz von Saint-Julien-Wallsee sämtliche Anteile. Er war weniger am Schloss als am Waldbesitz und den großen Braunkohlegruben interessiert, die damals zur Herrschaft gehörten. Die Saint-Julien scheinen in Südwestfrankreich bereits um 900 urkundlich auf. 1625 kamen sie nach Österreich, wo sie noch im 17. Jahrhundert zu Reichsgrafen ernannt und mit dem Amt eines „Erblandfalkenmeisters ob und unter der Enns“ betraut wurden. Wolfsegg blieb bis heute im Familienbesitz.

Das Schloss liegt am Rande des Hausrucks auf einem Bergrücken, der an drei Seiten steil zum darunter liegenden Markt Wolfsegg abfällt. Wie man aus den Bodenverformungen schließen kann, stand die alte Burg teils auf der Anhöhe, teils am Abhang. Die beiden breiten Gräben, die sie an der Angriffsseite schützten sind längst zugeschüttet, doch sind sie noch als Mulden im Gelände zu erkennen. Der heutige Bau stammt im wesentlichen aus dem 17. Jahrhundert. Im dreigeschossigen Schloss stecken noch die Mauern der einstigen Burg. Es ist ein unregelmäßiger Viereckbau, dessen Vordertrakt mit dem hinteren Schlossteil durch schmale zweigeschossige Flügel verbunden ist. Dadurch ergibt sich ein länglicher Innenhof, der aber weitgehend schmucklos gehalten ist. Die Innenräume sind gut ausgestattet aber modernisiert. Lediglich der Saal („Rittersaal“) hat seine ursprüngliche Ausstattung teilweise behalten. Er weist einen bemerkenswerten sechssäuligen Türstock vom Ende des 17. Jahrhunderts auf. Die Schlosskapelle wurde 1746 der Hl. Anna geweiht. Ihr flaches Tonnengewölbe ist mit Stuckarbeiten aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts verziert. Das Altarbild zeigt die Hl. Anna. Es ist ein Werk von Bartolomeo Altomonte. Der Türstock ist mit 1599 bezeichnet. Ein großer hufeisenförmiger Meierhof ist vom Schloss durch ein gartenmäßig gestaltetes Parterre getrennt. Zu ihm gehört auch eine Orangerie. Hinter dem Schloss erstreckt sich ein von Mauern begrenzter Park.

Lage: Oberösterreich/Hausruckviertel – ca. 14 km nordwestlich von Schwanenstadt

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


08.02.2009