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Pitzelstätten


Zu Beginn des 14. Jahrhunderts stand hier eine bescheidene Burg mit einem angeschlossenen Gut. 1311 verlieh Herzog Heinrich von Kärnten dessen Erträgnisse an Walter von Gutenstein. Zu dieser Zeit wird die Burgkapelle als Filialkirche von Tultschnig bezeichnet. Man nimmt aber an, dass die Erbauung des kleinen Wehrbaues deutlich früher erfolgte. Die Bezeichnung des Ansitzes geht wohl auf den althochdeutschen Personennamen Putzili zurück, bei dem es sich um den Erbauer handeln könnte. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts wird ein Ritter Leopold von Aspach als Herr von Pitzelstätten erwähnt. Auf ihn folgte die Familie Khulmer. 1529 erfolgte der Umbau der Burg zum Renaissanceschloss. 1567 gehörte der Ansitz dem landschaftlichen Kriegshauptmann in Kärnten Ernst Khulmer zu Hohenstein. Sein Nachfolger wurde die Familie Khünburg. 1590 kaufte Ludwig Putz, der sich als Gewerke im Goldbergbau von Großkirchheim betätigte, den Ansitz. Seine Nachkommen saßen hier bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts. Von Valvasor wissen wir, dass in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts Pitzelstätten aus einem älteren und einem neuen Gebäude bestand. Die Herrschaft gehörte damals zuerst dem Freiherrn Karl Ulrich Hannibal von Welsberg und dann dem Freiherrn Georg Ernst von Hallerstein. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Anlage barockisiert. Vom 18. bis ins 20. Jahrhundert wechselten die Besitzer relativ häufig: u. a. Ignaz Josef von Pirkenau (um 1750), Franz Fürst von Salm-Reifferscheidt (1800), Anton Capellari (1839), Hildegard Freiin von Marschall (1898) und Bernhard Prinz von Sachsen-Meiningen (1931). Ab 1937 war die Handelsgesellschaft Likomba aus Hamburg Eigentümerin des Schlosses. 1950 erwarb die Republik Österreich das Gut und richtete hier eine Höher Bundeslehranstalt für Land- und Ernährungswirtschaft ein. Das Schloss dient seither als Direktionsgebäude. Durch den Anbau moderner Gebäude für den Schulbetrieb wurde das Ensemble stark verändert.

Das zweieinhalbgeschossige Gebäude liegt auf einer sanften, nach Süden abfallenden Terrasse im schlösserreichen Wölfnitztal, westlich von Klagenfurt. Es weist einen rechteckigen Grundriss auf, besitzt aber keinen Innenhof. Der zweite Stock ist als niedrigeres Speichergeschoß mit kleinen querrechteckigen Fenstern ausgeführt. Schauseite ist die fünfachsige Ostfront. Ihre Fassade stammt aus dem 18. Jahrhundert. An ihrer Nordostecke ragt ein polygonaler, von Kragsteinen gestützter Erker vor, der bis zur Dachtraufe reicht. Das Erdgeschoß ist rustiziert. Darüber fassen Pilaster den ersten Stock mit dem Zwerggeschoß zusammen. Das Traufgesims unter dem Walmdach ist profiliert. Die Fenster des Hauptgeschosses tragen dreieckige und segmentbogige Verdachungen mit antikisierenden Köpfen. Die Fensterbänke sind mit Rosetten geschmückt. Das schlichte Portal hat einen geraden Sturz. Darüber betont ein Doppelfenster die Fassadenmitte, wie auch der steile Dreiecksgiebel mit einer reparaturbedürftigen Uhr. Die Westfront des Gebäudes ist wesentlich bescheidener gehalten. Sie diente bis zur Barockisierung des Schlosses als Schauseite. Durch die Aborterker neben dem korbbogigen Portal wirkt sie deutlich älter. Über diesem hat sich ein allerdings erneuertes Zwillingsfenster aus dem 16. Jahrhundert erhalten. In zwei Räumen der Beletage haben zwei prachtvolle Stuckdecken aus der Zeit um 1740 alle Umbauten überdauert. Der Festsaal wurde später unterteilt.

An der Nordseite des Hauptgebäudes ist ein zweigeschossiger Zwischentrakt angefügt, der zwar an seiner Ostfront den Dekor der Hauptfassade weiterführt, westseitig aber schmucklos ist. An diesen Nebentrakt ist die Kapelle angefügt. Sie war ursprünglich von Süden her zugänglich. Ihr Türsturz aus dem 16. Jahrhundert stammt noch vom Vorgängergebäude. Der Renaissance-Fries ahmt ein griechisches Gebälk nach. Anlässlich einer Restaurierung wurde 1977 der Eingang mit dem Fries in den Zwischentrakt verlegt und die ehemalige Tür in ein Fenster umgewandelt. Die Kapelle ist heute profaniert. Im Nordosten des Schlosses liegt ein wuchtiges frei stehendes Wirtschaftsgebäude vom Ende des 15. Jahrhunderts. Es zeigt Schlüsselscharten im Obergeschoß sowie eine mit 1529 datierte Sonnenuhr. Die gewölbte Säulenhalle im Erdgeschoß diente ursprünglich als Stall. 1965 wurde in ihr eine Kapelle für den Schulbetrieb eingerichtet, da die eigentliche Schlosskapelle für diesen Zweck zu klein ist. Ihre modernen Mosaiken sind Werke des Tiroler Künstlers Max Spielmann. In den darüber liegenden Speichergeschoßen ist heute die Schulbibliothek untergebracht. Nordwestlich vom Schloss befindet sich ein interessanter Getreidekasten aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts mit einem Bruchsteinsockel und einer Laube im hölzernen Obergeschoß. Von den einstigen Befestigungsanlagen hat sich mit Ausnahme eines Turmrestes im Nebengebäude nichts erhalten.

Ort/Adresse: 9061 Klagenfurt-Wölfnitz, Glantalerstraße 59

Besichtigung: nur von außen möglich

Homepage: www.pitzelstaetten.at


Weitere Literatur:


06.02.2009