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Palais Abensperg-Traun


Das imposante Gebäude steht zum Teil auf den Gründen des ausgedehnten Geländes des ehemaligen Kaiserlichen Unteren Zeughauses, zum Teil auf den alten Festungswerken der Wasserkunstbastei. Deren Niederlegung erfolgte 1862/63. Der Grund blieb neun Jahre unverbaut. Erst Hugo Graf Abensperg-Traun ließ sich hier in den Jahren 1872 bis 1874 durch den Architekten Ludwig Tischler ein Palais errichten. Es ersetzte das alte barocke Stadtpalais in der Herrengasse, dessen Grundstück sich bereits seit 1401 im Besitz der Familie befand. Als es 1855 abgerissen wurde, entstand an seiner Stelle ein Bankgebäude, das heutige „Palais Ferstel“. Die Familie Traun zählt zu den Apostelgeschlechtern, also zu jenen Adelsfamilien, die schon zur Babenbergerzeit in Österreich ansässig waren. 1653 wurde sie unter dem Namen Abensperg-Traun in den Reichsgrafenstand erhoben. Ihre Mitglieder waren häufig hohe Militärs und Beamte. Am bekanntesten ist wohl Feldmarschall Otto Ferdinand Graf von Abensberg und Traun, der 1742 die preußischen Truppen zum Rückzug aus Böhmen zwang und die französische Armee über den Rhein zurückdrängte. Sein Reiterstandbild ist Teil des großen Maria-Theresien-Denkmals in Wien. Das neue Palais in der Weihburggasse ist heute ein fünfgeschossiges Wohn- und Bürohaus. Seine Größe weist aber darauf hin, dass es seinerzeit nicht nur für die Wohnbedürfnisse der gräflichen Familie geplant war und schon damals an eine weitgehende Vermietung gedacht war. Das Gebäude befindet sich noch heute im Besitz der Familie und wird auch noch von Familienmitgliedern bewohnt. Vor kurzem hat sich im Erdgeschoß eine Kunstgalerie mit einer 600 m² großen Ausstellungsfläche angesiedelt.

Wie bei Stadtpalais aus Belichtungsgründen oft üblich, diente auch hier erst das dritte Geschoß als Beletage. Diese ist an ihrem Balkon und der Balustrade erkenntlich. In den Fensterparapeten sind Baluster eingesetzt. Die Ecke zur Schellinggasse ist abgefast. In den unteren drei Geschossen ist ihr ein runder Turm vorgesetzt, der ebenfalls mit einem Balustraden-Balkon ausgestattet ist. Die unteren zwei Geschosse sind rustiziert. Das Portal ist mit verzierten Pilastern gerahmt. Im Scheitel des Segmentbogens zeigt es unter der Grafenkrone eine Kartusche mit dem einfachen alten Wappen der Familie Traun – halb Silber, halb schwarz. Die Fenster im dritten Geschoß sind mit schweren Bekrönungen versehen. Die Zwischenwände der Fenster des vierten Stocks sind mit Stuckornamenten üppig verziert. Das Foyer besitzt eine Kassettendecke und einfache Stuckornamente. Die Decke wird von vier Kunststeinsäulen gestützt. Von der einstigen Inneneinrichtung hat sich lediglich in einem Erkersalon ein Marmorkamin erhalten. Der Wandbrunnen im Innenhof zeigt einen Löwenkopf als Wasserauslass. Da die meisten Ringstraßenbauten im Bereich des ehemaligen Stadtgrabens lagen und die Fundamente in den gewachsenen Boden gelegt werden mussten, haben sie oft zwei Kellergeschosse, so auch hier.

Ort/Adresse: 1010 Wien, Weihburggasse 26/Schellinggasse 2

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


31.01.2009