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Sachsendorf


Die ehemalige Wasserburg liegt am westlichen Ortsrand der Gemeinde Sachsendorf. Von den kleinen Wehranlagen, die im Hoch- und Spätmittelalter den Übergang über den Manhartsberg sichern sollten, blieb lediglich diese – wenn auch in kärglichen Resten – erhalten. Alle anderen wurden überbaut, wie Harmannsdorf, Loibersdorf und Kühnring, oder aber wie Buttendorf zerstört. Ein Allhart de Sassendorf wird erstmals um 1180 erwähnt. 1240 scheint ein Ulrich von Sachsendorf urkundlich auf. In der Manessischen Liederhandschrift ist ein gleichnamiger Minnesänger abgebildet. Er war ein Ministeriale der Kuenringer und dürfte aus der hier lebenden Familie stammen. Sie ist bis zum Ende des 13. Jahrhunderts nachweisbar. Ein weiterer Bewohner der Burg war Ulrich der Zink von Sachsendorf, der 1340 urkundlich erwähnt wird. Die Kleinadeligenfamilie der Zinken ist seit den 80er Jahren des 13. Jahrhunderts im Gebiet des Manhartsberges bekannt. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts dürfte Niklas Pillung von St. Gilgenberg, der Hofmeister Herzogs Albrechts III, Besitzer von Sachsendorf gewesen sein. 1430 gelangte der kleine Wehrbau an Konrad von Kreig. Er war ebenfalls Hofmeister und außerdem Hauptmann in Kärnten. 1475 übertrug Wilhelm von Missingdorf die Feste an die Fellabrunner zu Losensteinleiten. Gegen Ende der 70er Jahre des 15. Jahrhunderts verwüsteten mehrmals ungarische Söldner die Anlage. Zuletzt eroberte der ungarische Söldnerführer Wenzel Martinsky 1481 mit seiner Schar die Burg. Sie konnte aber bereits im nächsten Jahr von kaiserlichen Truppen wieder in Besitz genommen werden, was vermutlich zu neuerlichen Zerstörungen geführt haben wird. Auf Grund eines kaiserlichen Erlasses aus dem Jahr 1482 verzichtete man auf einen Wiederaufbau der schwer beschädigten Feste. Militärisch war sie ohnehin längst wertlos geworden. Die Gebäude wurden dem Verfall überlassen. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gelangte Sachsendorf an die Familie Polani, auf die 1755 das Stift Altenburg folgte. Seit dem 20. Jahrhundert ist die Stadtgemeinde Eggenburg Eigentümer der Anlage. In den Jahren 1987 bis 1997 führte man archäologische Ausgrabungen im großen Stil durch. Dabei fand man eine Menge von Gegenständen des täglichen Bedarfs, wie Geschirr, Werkzeuge und Waffen, die einen guten Einblick in das Leben in einer spätmittelalterlichen Kleinburg gaben. Nach dem Abschluss der Grabungsarbeiten wurde das Ruinengelände für Besucher erschlossen. Ein kleiner Teil der einstigen Palisaden wurde rekonstruiert. An Hand von Informationstafeln wird die Baugeschichte dargestellt.

Das von einem Wall umgebene Burgareal hat eine Fläche von ca. 3.600 m². Es zeigte sich, dass in dieser sumpfigen Senke schon um die Mitte des 10. Jahrhunderts einfache Holzhütten ohne jede Befestigung standen, was durch die aufgefundene Keramik und einzelne Holzreste bestätigt wurde. Die Holzbauten wurden gegen Ende des Jahrhunderts durch einen massiven Steinturm von 1,5 m Mauerstärke ergänzt, der aber im 11. Jahrhundert wieder abgerissen wurde. Die Gebäude, zu denen seit der Mitte des 11. Jh. auch ein kleiner Palas (8 x 7 m) gehörte, waren nun bereits durch Holzpalisaden geschützt. Für den Abriss des Turmes waren möglicherweise die Babenberger verantwortlich, die damals ihr Hoheitsgebiet nach Norden ausdehnten. Um 1160 erbaute man eine romanische Kapelle aus Stein, was auf einen gewissen sozialen und wirtschaftlichen Aufstieg der Burgherren hindeutet. Sie bestand aus einem rechteckigen Saal (heute 4,6 x 6,8 m), an den eine flache, nach Osten gerichtete Apsis anschloss. Die ursprüngliche Länge war jedoch größer. Die ca. 1,5 m dicken Mauern stehen noch etwa 1,5 m aufrecht. An ihrer Außenseite hat sich der originale Verputz zum Teil bis heute erhalten. Die Innenseite zeigt Reste einer roten Architekturmalerei. Die Fundamente der Kapelle reichen etwa zwei Meter in den Boden. Der Fußboden war mit quadratischen roten Fliesen bedeckt. Auch der Palas wurde bei diesem Ausbau auf ein Ausmaß von 15 x 8 m vergrößert.

Erst in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts begann man eine wirklich wehrhafte Burg zu errichten. An der Stelle des Westwerkes der Kapelle und des anschließenden Wohngebäudes wurde ein quadratischer Wohnturm mit ca. 9 m Seitenlänge erbaut. Die Mauerstärke des Turmes beträgt ca. 3 m. Allerdings ist die aus behauenen Quadern aufgemauerte Außenschale großflächig abgefallen, so dass das Bruchstein-Füllmauerwerk weitgehend frei liegt. Seine Höhe ist nicht mehr feststellbar, doch ist der Bau noch bis zum Beginn des zweiten Stockwerks erhalten. Er wurde mit dem Rest der Kapelle zu einer baulichen Einheit verbunden. Unterhalb der Kapelle befand sich eine Gruft, in der man bei den archäologischen Arbeiten einen Grabstein aus der Zeit um 1300 fand. Die gesamte Anlage wurde mit einer rechteckigen Ringmauer umgeben. Dieser legte man im 14. Jahrhundert als zusätzlichen Schutz einen ca. zehn Meter breiten Wassergraben vor. Er wurde von einen kleinen Bach gespeist. Im Nordwesten der Anlage entstand ein neuer Wohnbau und im Westen etliche hölzerne Wirtschaftsbauten. Die Kapelle wurde zur Pfarrkirche erhoben, was die Anlage eines Friedhofes erforderlich machte, der im östlichen Burgbereich entstand. Die Ausgrabungen ergaben, dass hier ungefähr 400 Bestattungen stattfanden. Ca. 40 % davon entfallen auf Kinder, was die hohe Kindersterblichkeit des 14. und 15. Jahrhunderts bezeugt. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurde ein Teil der hölzernen Wirtschaftsgebäude durch Steinbauten ersetzt. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erhielt der Wehrbau seine endgültige Gestalt. Anstelle des Wassergrabens wurde während der Ungarnkämpfe ein ca. 5 m hoher Erdwall aufgeschüttet und mit Palisaden besetzt. Die Ringmauer wurde dadurch teilweise zugeschüttet. Ein Laufgang hinter den Palisaden ermöglichte am Wall eine bessere Kommunikation zwischen den Verteidigern. Der Wall wurde im Norden, Osten und Süden durch auf Bastionen vorspringende sternförmige Wehrtürme verstärkt. Auch der Eingangsbereich erhielt einen repräsentativen Torturm. Alle Türme sind im Laufe der Zeit restlos verschwunden.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 7 km südwestlich von Eggenburg

Besichtigung: jederzeit möglich


Weitere Literatur:


25.01.2009