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Obermayerhofen


An der Stelle des heutigen Schlosses stand um 1130 ein Meierhof, der das Wirtschaftszentrum des umliegenden Landes war. Angeblich bestand zu seinem Schutz auch eine kleine Burg, doch sind über diese keinerlei Daten bekannt. Jedenfalls entwickelte sich daraus ein Rittersitz, der 1170 an die Herren von Dunkelstein und nach deren Aussterben 1218 an die Herren von Puchheim kam. 1315 wird urkundlich ein Heinrich Mayerhofer, Bischof von Gurk und Domprobst von St. Stefan in Wien als Besitzer erwähnt. 1377 kaufte Ritter Härtel von Teuffenbach Obermayerhofen, das zur Hälfte Eigenbesitz und zum anderen Teil Lehen der Puchheimer war. Es blieb nun fast 230 Jahre lang bei dieser Familie, die es durch ständige Zukäufe zum Zentrum einer großen Grundherrschaft ausbaute. Bei den Türkeneinfällen von 1529 und 1532 wurden die Besitzungen verwüstet und das Feste Haus beschädigt. 1552 löste Servaz von Teuffenbach die Anteile seiner drei Brüder an der Herrschaft ab und ließ als Neubau das heutige Schloss errichten. Bei einem Streit um das Baumaterial wurde der Verwalter Niklas Protonotzky von Servaz Neffen Christoph erschlagen. 1574 war das Gebäude vollendet. Servaz war Proviantmeister der windischen Grenze. Er starb kinderlos. Nach dem Tod seiner Gattin Katharina von Herberstein 1606 wechselten die Besitzer mehrmals bis 1777 Josef Graf Kottulinsky Schloß und Herrschaft erwarb. Er erbaute den neuen Meierhoftrakt, an dem hofseitig sein Wappen angebracht ist. Die Grafen Kottulinsky haben meist nur zeitweilig hier gewohnt. 1924 kam das Schloß im Erbwege an Baronin Maria Taulow. 1945 wurde das Gebäude von russischen Soldaten geplündert und war danach dem Verfall preisgegeben. Der Meierhof diente nach 1967 als Schuhfabrik und Bürogebäude. Harald Graf Kottulinsky kaufte 1977 das Schloß zurück und ließ es umfassend restaurieren. Seit 1986 wird es als exquisites Schlosshotel geführt.

Das früher von Mauern, Türmen und Gräben umgebene Schloss besteht aus vier dreigeschossigen Bauteilen. Die Südwestecke der ursprünglich geschlossenen Anlage ist offen. Der Eingangstrakt an der Nordseite ist etwas vorgezogen. Hier liegt hinter der einstigen Zugbrücke das Portal mit den Steinwappen des Erbauers Servaz von Teuffenbach und seiner beiden Frauen von 1574. Dieser wohnturmartige Schlossteil ist mit seinen Arkaden an der Hofseite ein typischer steirischer Renaissancebau, während er von außen auf den ersten Blick wesentlich älter wirkt. Der kleine Uhrengiebel wurde erst um 1780 aufgesetzt. Die barocke Turmuhr war früher von Steinputten flankiert, doch wurden diese bei der letzten Renovierung im Stiegenhaus aufgestellt. Der zweite Stock dieses Nordtraktes beherbergt einen Saal, der gegen 1780 von Franz Moser mit Wandmalereien im Stil Wenzel Bergls geschmückt wurde. Sie stellen exotische Landschaften, Pflanzen und Tiere dar. Ein kleinerer Saal weist josephinische Architekturmalerei sowie gemalte Vasen und Porträtbüsten auf. Die Repräsentationsräume sind zum Teil mit französischem Mobiliar aus dem 18. Jh. eingerichtet. Auch eine Tapisserie aus der Manufaktur Frans van der Borcht ist noch vorhanden.

Die Westseite des Hofes ist im ersten und zweiten Stock mit Pfeilerarkaden versehen. In der Ecke liegt das dreigeschossige offene Stiegenhaus mit einem schmiedeeisernen Barockgitter aus dem 17. Jh. Der Osttrakt entstand unter Einbeziehung eines älteren Bauteiles. In seinem Erdgeschoß gibt ein frühbarockes Portal mit Perlstabprofil Zutritt zu den Innenräumen. In der ersten Hälfte des 18. Jh. wurde im stumpfen Winkel der Südtrakt erneuert. Er enthält im Erdgeschoß die relativ große Schlosskapelle, in der sich zwei Altäre aus dem 18. Jh. sowie ein gotischer Christuskorpus von hoher Qualität befinden. Dem Hauptschloss vorgelagert, aber deutlich tiefer, liegt der mit einem Torturm versehene Meierhof. Er ersetzt die alte Vorburg, die 1704 von den Kuruzen niedergebrannt wurde. Von den alten Wehranlagen sind nur mehr Reste an der Nord- und Südseite zu erkennen. Das Schloss ist von einem, in der letzten Zeit auf 40.000 m² erweiterten Park umgeben.

Lage: Steiermark/Oststeiermark – unweit der Autobahnabfahrt Sebersdorf/Bad Waltersdorf

Ort/Adresse: 8272 Sebersdorf

Besichtigung: im Rahmen des Hotel- bzw. Restaurantbetriebes möglich

Homepage: www.obermayerhofen.at


Weitere Literatur:


26.09.2002