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Wildenau


Der Sage nach zählt Schloss Wildenau angeblich zu den ältesten Schlössern des Innviertels. Doch wird es erst 1383 erstmals urkundlich genannt. Sein damaliger Besitzer war Wilhelm I von Aham, der als Stammvater der Wildenauer Linie der Ahamer gilt. Er war Hofmeister des bayrischen Herzogs. Das Wasserschloss erlebte im Lauf seiner Geschichte mehrere schwere Schicksalsschläge. 1430 richtete ein Brand schwere Schäden an. Die vier Söhne des Erasmus von Aham zogen 1483 in das Heilige Land, wo sie zu Ritter geschlagen wurden. 1652 wurden die Ahamer in den Freiherrenstand und 1693 in den Grafenstand erhoben. Im Spanischen Erbfolgekrieg plünderten 1703 österreichische Truppen das Schloss. Bibliothek und Kapelle blieben aber verschont, vielleicht ein Hinweis auf die Religiosität und den Analphabetismus der damaligen Soldaten. Letzter Vertreter der Familie Aham war Johann Eustach Graf Aham, der wie schon einige seiner Vorfahren dem bayerischen Kurfürsten als Erbkämmerer diente. Als er 1764 starb, entbrannte ein Erbstreit zwischen den Familien Thurn & Taxis und der Familie Imsland. Franz Freiherr von Imsland setzte seine Ansprüche durch und übernahm das Schloss, das er ausbauen und prächtig ausstatten ließ. Während der Franzosenkriege wurde das Schloss mehrfach geplündert und 1809 in Brand gesetzt. Erst um 1868 waren die Schäden zum größten Teil behoben. Nach dem Aussterben der Familie Imsland erbte 1871 der Salzburger Major Spieß die Herrschaft. Wegen seiner hohen Schulden konnte er sie aber nicht halten und verkaufte sie an den Landwirt Johann Baier. Dieser war an der Erhaltung des Schlosses nicht interessiert und ließ es nach einem weiteren Brand im Jahr 1880 zwei Jahre später zum größten Teil abbrechen. Die qualitätvolle Inneneinrichtung wurde verschleudert und das Archiv in alle Winde zerstreut. Im 20. Jahrhundert wechselte das Schloss mehrmals seine durchwegs bäuerlichen und bürgerlichen Besitzer. Dem letzten Eigentümer, Dr. Ernst Schuster, war es offenbar nicht möglich, die bereits dringend erforderlichen Restaurierungsarbeiten zu finanzieren. Der Verfall war bereits weit fortgeschritten. 2016 übernahm die bayrische Familie Rastorfer das Schloss. Mittlerweile wurde einiges investiert. Seither wird auch der Park wieder gepflegt.

Als Wasserschloss lag Wildenau auf einer Insel in einem viereckigen Weiher. Dieser ist – allerdings wesentlich verkleinert – noch erhalten. Eine Zugbrücke führte zum quadratischen Torturm. Der Wohnbereich bestand aus einem dreigeschossigen Palas, an den zwei Seitenflügeln angebaut waren, die einen Hof begrenzten. Heute ist nur mehr der Ostteil des Wohntraktes erhalten. Der noch vorhandene Gebäudeteil stammt vorwiegend aus dem 16. Jahrhundert, wurde aber mehrmals umgestaltet. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte das Schloss noch drei Türme. Von ihnen besteht nur mehr der schlanke Dachreiter über der Kapelle. Auch die 1427 den Hl. Georg und Kilian geweihte und mit einer ewigen Messstiftung ausgestattete Schlosskapelle existiert nicht mehr. Sie wurde bereits beim Schlossbrand von 1430 zerstört, aber bald neu errichtet. Als auch sie um 1882 abgerissen wurde, konnte der Pfarrer von Aspach, Dr. Josef Lechner, die Ausstattung mit den wertvollen Schwanthaler-Arbeiten retten. Er verlegte die Kapelle vom ersten Stock in das Erdgeschoß und stattete sie mit der alten Einrichtung aus. Sie dient bis heute als Ortskirche von Wildenau. Zu ihrer Einrichtung zählen ein Altar aus dem Jahr 1616 und drei Reliquienschreine (um 1698) der Märtyrer Sabinus, Columbina und Fortunatus. Das Schloss war einst von Gärten umgeben, die mit Springbrunnen bestückt waren. Heute verstellt wildwuchernde Vegetation die Sicht auf die Halbruine.

Lage: Oberösterreich/Innviertel – ca. 12 km westlich von Ried

Besichtigung: nicht möglich


Weitere Literatur:


15.01.2009