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Seltenheim


Algerus de Saldenheim ist der erste Seltenheimer, der urkundlich gesichert ist. Er vererbte um 1195 dem Kloster Viktring ein Grundstück. 1222 wird Cholo von Saldenhofen (Seltenheim) erwähnt, der mit einer Tochter Ottos I von Trixen verheiratet war. Der Name Seltenheim kommt von Saldenheim, was soviel wie „Haus des Glücks“ bedeuten soll. Auf die Herren von Seltenheim folgten als Besitzer die Herren von Pettau. 1348 verkaufte Herdegen von Pettau die Burg an Rudolf von Liechtenstein-Murau. Nikolaus von Liechtenstein paktierte mit den vom Salzburger Erzbischof ins Land geholten Ungarn und stellte ihnen 1483 u. a. auch seine Burg Seltenheim zur Verfügung. Diese wurde hierauf 1487 von Kaiser Friedrich III belagert, eingenommen und niedergebrannt. 1527 wurde die Herrschaft an Hans und Andrä Ungnad übergeben. Erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts gelangte sie wieder als Eigen in den Besitz der Liechtensteiner. Letzter Vertreter der steirischen Liechtensteiner war Otto VIII, der 1619 starb. Seine Schwester Elisabeth war mit dem Freiherrn Moritz von Windischgrätz verheiratet. Sie erbte den Besitz, musste aber als Protestantin Kärnten verlassen und zog nach Nürnberg. Ihr Sohn Johann Friedrich Freiherr von Windischgrätz trat wieder zum Katholizismus über und konnte so Seltenheim behalten.

Die Windischgrätz saßen hier bis 1821. Dann verkauften sie die Herrschaft an den Gewerken Franz von Platzer. Dessen Familie ist seit dem 15. Jahrhundert in Kärnten nachweisbar. Es folgten als Eigentümer Ludwig Fouque (1841), Franz Karis (1844) und noch im gleichen Jahr Thomas Ritter von Moro. Auch er verkaufte Seltenheim umgehend. Neuer Besitzer wurde Georg Kometter Freiherr von Trübein. Dieser stammte aus einer bürgerlichen Familie, in der Gerber, Seifensieder und Gutsverwalter vorherrschten. Er errichtete das heutige Schloss. 1920 übernahm Sidonie Gräfin Wagensperg das Gut, das 1951 in den Besitz von Kurt Hansemann-Wagensperg überging. In den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts wurde Seltenheim während der Sommermonate als Schlosspension geführt. Um 1992 war Frau Ebba von Habsburg-Lothringen Schlossbesitzerin. Der als Kunstmäzen bekannte Dr. Walter Moser ist seit dem Ende des 20. Jahrhunderts Eigentümer des Schlosses. Das 1972 umfassend restaurierte Gebäude wurde in den letzten Jahren neuerlich großzügig renoviert. Es wird bewohnt und ist der Öffentlichkeit nur anlässlich der sommerlichen Schlosskonzerte zugänglich.

Schloss Seltenheim liegt auf einem kleinen Hügel über dem Golfplatz Klagenfurt-Seltenheim an der Hallegger Straße. Bereits an den Großplastiken am Fuße des Hügels und im Vorhof erkennt man die Leidenschaft des Schlossherrn. Die ersten Seltenheimer residierten jedoch nicht hier, sondern in der gleichnamigen Burg am Seltenheimer Berg, unweit der heutigen Anlage. Die alte Feste ist jedoch restlos verschwunden. Der zweite, von den Liechtensteinern im 17. Jahrhundert errichtete Schlossbau wurde bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts zur Ruine. Als Georg Kometter 1845 Seltenheim erwarb, war das Schloss nicht mehr zu retten. Es existierte jedoch ein Stich von Johann Weichard Valvasor aus dem Jahr 1688, der zeigte, wie es einst ausgesehen hatte. Kometter benutzte ihn als Vorlage und errichtete auf den noch vorhandenen Grundmauern die heutige Anlage. Dieser Wiederaufbau um die Mitte des 19. Jahrhunderts ist eine Seltenheit, da er möglichst originalgetreu ohne die damals üblichen historistischen Behübschungen erfolgte. Vier Trakte gruppieren sich um einen unregelmäßigen Innenhof. An seiner rechten Seite wurde die 1667 erbaute und nur wenig zerstörte Schlosskapelle in den Neubau einbezogen. Sie ist der Hl. Dreifaltigkeit geweiht und dürfte einen Vorgängerbau aus der Zeit der Gotik gehabt haben. Ihr prunkvoller barocker Hochaltar mit den Allianzwappen Windischgrätz/Strasser wurde von Johann Friedrich von Windischgrätz gestiftet. Er und seine Gattin Barbara, geb. Strasser wurden in der darunter befindlichen Familiengruft bestattet. Die linke Hofseite ist mit zweigeschossigen Pfeilerarkaden geschmückt. Sie sind heute verglast. Der zehnachsige zweigeschossige Westtrakt wird durch einen dreigeschossigen Turmanbau unterbrochen. Ein von Kragsteinen gestützter Erker dominiert die abgeschrägte Südostecke. Das neugotische spitzbogige Eingangstor liegt an der Ostfront. Es ist im Hauptturm integriert. Die reich geschnitzten Türflügel des Tores zeigen im Tympanonfeld die Wappen der Gudenus und der Wagensperg. Die mit Stichkappen versehenen Tonnengewölbe des Erdgeschosses weisen darauf hin, dass beim Neubau des19. Jahrhunderts auch Bausubstanz des 16. und 17. Jahrhunderts wiederverwendet werden konnte.

Lage: Kärnten/Klagenfurt – im Nordwesten der Stadt

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


13.01.2009