ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Sauerbrunn


1171 wird bei Talheim ein Hof erwähnt, bei dem es sich möglicherweise um den Vorläufer des späteren Schlosses gehandelt hat. Der Hochfreie Burchard von Mureck hatte ihn dem Stift Seckau geschenkt. Obwohl Sauerbrunn unweit des Pölshalses, einem wichtigen Sattel zwischen dem Mur- und dem Pölstal liegt, gibt es ansonsten während des Mittelalters kaum Nachrichten über einen hier bestehenden Wehrbau. Das heutige Schloss Sauerbrunn wurde von Franz Freiherr von Teufenbach erst in den Jahren 1547 bis 1552 über einer Sauerbrunnquelle erbaut, die ihm auch den Namen gab. Bereits 1563 brachte der Erbauer den Ansitz und einige weitere Güter in die Sauerbrunnstiftung ein, deren Zweck die Führung eines Spitals bzw. Armenhauses war. Die Stiftung existierte auch unter seinen Nachfolgern Karl Freiherr von Teufenbach und Christof Alban Freiherr von Saurau weiter. Letzterer führte einen liederlichen Lebenswandel, unter dem auch die Stiftung zu leiden hatte. Auf Ersuchen von Erasem Wilhelm Graf Saurau wurde dieser 1653 mit der Verwaltung der Stiftung betraut. Später wurde die Sauerbrunnstiftung von den steirischen Ständen und dann von der steirischen Landesregierung übernommen. Trotz des Kapitalverlustes in den Inflationsjahren von 1922/23 existiert die Stiftung noch heute. Von Mitte des 20. Jahrhunderts bis 2001 befand sich im Schloss die Abfüllanlage der Thalheimer Schlossbrunn GmbH, die das Gebäude gepachtet hatte. Durch die jahrzehntelange industrielle Verwendung, wurde die Bausubstanz ungünstig verändert und die Anlage kaum mehr gepflegt. 2008 verkaufte die Armenstiftung das Areal an den österreichischen Industriellen Dietrich Mateschitz (Red Bull), von dem man erwartet, dass er das bereits stark baufällige ehemalige Schloss restauriert und die älteste Mineralwasser-Heilquelle der Steiermark revitalisiert.

Das Schloss liegt am Fuß des Pölshalses im Murtal. Es gehört zur Katastralgemeinde Thalheim. Der fast quadratische Bau umgibt mit seinen Bogengängen einen regelmäßigen Hof. Sowohl der Nord- als auch der Westtrakt wurden teilweise abgetragen und durch Wirtschaftsgebäude ersetzt. An der Südecke springt ein mit einem Zeltdach gedeckter basteiartiger Turm zwecks Flankensicherung stark vor. Er stammt aus dem Jahr 1600. Der nach Osten gerichtete Haupttrakt war von einem Uhr- bzw. Glockenturm überragt, der nicht mehr vorhanden ist. Über dem rundbogigen Einfahrtsportal ist das Teufenbach-Wappen angebracht. Neben dem Schloss wurde 1689 die freistehende Kapelle errichtet. Ihre Einrichtung ist längst verschwunden. Ein Altar aus dem Jahr 1566 wurde in das Franziskanerhospiz nach Bad Gleichenberg gebracht. Im ersten Obergeschoß des Wohntraktes hat sich eine Kassettendecke erhalten. Dem Turm, der das Tor sicherte, war ein kleiner Zwinger vorgelagert. Der Zugang zum eigentlichen Schloss war durch ein zweites Tor versperrt, das in Verbindung mit einer Wehrmauer und zwei freistehenden Türmen mit Erkern stand. Diese Wehrbauten, die mehr der Repräsentation als der Verteidigung dienten, sind heute verschwunden. Etwas oberhalb des Schlosses liegt die sog. Sternschanze. Wie ihr Name sagt, hat sie den Grundriss eines vierzackigen Sternes. Dieser architektonisch interessante Bau ist zur gleichen Zeit wie das Schloss entstanden. Es dürfte sich dabei wohl eher um eine befestigungstechnische Spielerei des Schlossherrn Franz von Teufenbach als um einen echten Wehrbau gehandelt haben. Durch die vorspringenden Ecken des dreigeschossigen Gebäudes war eine Bestreichung sämtlicher Außenmauern möglich. In späterer Zeit wurde die Sternschanze als Getreidekasten benützt. Damals dürften auch die unpassenden Walmdächer aufgesetzt worden sein.

Lage: Steiermark/Murboden – ca. 1 km südlich von Pöls

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


11.01.2009