Ein Hertwich von Ebendorf wird 1140 in einer Urkunde als Zeuge genannt. Er dürfte hier einen Gutshof verwaltet haben, der der Familie Liechtenstein gehörte. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts sind in Ebendorf nicht nur die Liechtensteiner, sondern auch die Herrschaft Mistelbach begütert. Im 15. Jahrhundert war das bereits landesfürstlich gewordene Lehen mit der Herrschaft Rohrbach verbunden. 1454 wurde Ebendorf an Hans Pellendorfer und den Ritter Georg von Rohrbach verliehen. Es begann ein rascher Besitzwechsel, der sich in den folgenden Jahrhunderten fortsetzte und verstärkte. Unter Wolf Ernst Fazi wurde nach 1611 Ebendorf als Barockschloss neu errichtet, doch fiel es bereits 1645 einem Brand zum Opfer. Der Wiederaufbau dürfte noch vor 1672 unter der Familie Sinzendorf erfolgt sein. Ab 1705 gehörte die Herrschaft Philipp Oswald von Mayerberg, der um 1724 größere bauliche Veränderungen am Schloss vornahm. Nach einigen weiteren Eigentümern gelangte 1872 Dr. Josef Mitscha Ritter von Märheim in den Besitz von Ebendorf. Als Bankdirektor war er in den turbulenten Gründerjahren vor dem Börsenkrach von 1873 zu beträchtlichem Reichtum gekommen. Er gab dem Schloss durch einen durchgreifenden Umbau seine heutige Gestalt. Dabei wurde der Westflügel um ein Geschoß erhöht. Das Innere wurde im Makartstil neu eingerichtet. 1884 wurde die Straßenfront um vier Fensterachsen erweitert. Bekanntester Vertreter der Familie Mitscha-Märheim, der das Schloss nach wie vor gehört, ist der als Heimatforscher und Archäologe tätig gewesene Universitätsprofessor Dr. Herbert Mitscha-Märheim. Wie die meisten Schlösser des Weinviertels hatte auch Ebendorf am Ende des Zweiten Weltkrieges stark zu leiden, wobei die gesamte Einrichtung entwendet oder zerstört wurde. Die Bauschäden wurden jedoch bald behoben.
Das Schloss liegt unmittelbar an der Ebendorfer Hauptstraße im Westteil des Ortes. Im Süden schließt sich eine ausgedehnte Parkanlage an, die teilweise von weitläufigen Wirtschaftsgebäuden aus dem 18. Jahrhundert begrenzt wird. Das eigentliche Wohnschloss ist eine dreigeschossige zweiflügelige Anlage mit einem L-förmigen Grundriss. Parkseitig sind beide Flügeln geländebedingt nur zweigeschossig. Auffallend sind die beiden viergeschossigen sechseckigen Ecktürme, die den elfachsigen straßenseitigen Nordtrakt begrenzen. Ihre mit Laternen geschmückten Haubendächer sind mit Schieferplatten gedeckt. Die Fassade des Nordflügels wird durch Gesimse horizontal gegliedert. Schauseite des Schlosses ist aber die neunachsige Westfront, an der sich auch der Eingang befindet. Das von Pilastern flankierte Rundbogentor liegt im dreiachsigen Mittelrisalit. Dieser wird von einem Dreiecksgiebel gekrönt. Beim großen Umbau des 19. Jahrhunderts wurde dem Eingangsbereich als typisches Werk des Historismus ein über zwei Geschosse reichender Balkon aus Gusseisen vorgesetzt. Er wird im Erdgeschoß von gebündelten Säulen mit vasenartigen Basen und im Obergeschoß von Pilastern getragen. Hier ist er als verglaste Veranda gestaltet. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde an der Parkseite des Westflügels eine Holzveranda angebaut. Die Eingangshalle wird von einer Kuppel überwölbt. Ihre Wände sind mit schlichten Schablonenmalereien geschmückt. Bemerkenswert ist das Schmiedeeisengeländer des Stiegenhauses. An der anderen Straßenseite steht dem Schloss gegenüber das ehemalige Gärtnerhaus aus der Barockzeit. Es wurde später verändert und diente als Sitz der Gutsverwaltung.
Lage: Niederösterreich/Weinviertel – ca. 1 km südöstlich von Mistelbach
Besichtigung: nur von außen möglich
Weitere Literatur:
01.01.2009