Grundherren und damit Eigentümer der ersten Burg waren wohl die Eppensteiner, auf die die Traungauer folgten. Deren Dienstmannen, die Reifensteiner, waren ein Zweig der Liechtensteiner. Sie gelten als Erbauer der Veste. Als Burggrafen wurden vorerst Vasallen der Liechtensteiner aus der Familie Galler eingesetzt. Hermann und Perchtold Galler werden 1145 erstmals genannt, kommen aber mit dem Zunamen „de Rifenstein“ eher selten in Urkunden vor. Die Burg dürfte damals noch klein und unwichtig gewesen sein. Sie gewann aber mit den Kämpfen der Herzöge Rudolf und Albrecht gegen den Erzbischof von Salzburg gegen Ende des 13. Jahrhunderts an Bedeutung. Um diese Zeit erfolgte ihr erster Ausbau, der im 14. Jahrhundert verstärkt fortgesetzt wurde. Dietmar von Liechtenstein, der Bruder des Minnesängers, besaß im 13. Jahrhundert neben der Offenburg auch Reifenstein. Die Galler, die nach wie vor mit der Burghut betraut waren, nannten sich noch um 1290 nach Reifenstein. Durch das Aussterben der Linie Liechtenstein-Offenburg war die Oberhoheit der Burg bald danach an den Landesfürsten heimgefallen. Dieser verlieh Reifenstein nun an eine Familie, die sich wieder nach der Burg nannte. 1300 wird Ortlin d. J. von Reifenstein als Lehensinhaber erwähnt. Die letzten Reifensteiner waren um 1400 die Brüder Georg, Otto und Andree. Dann setzte der Landesfürst Verwalter auf der Burg ein, so 1446 Sigmund Scheuflinger und 1459 Hans Pfaffendorfer. Reifenstein diente den Landesfürsten als Gegenpol zur unweit gelegenen Burg Fohnsdorf, die den Salzburger Erzbischöfen gehörte. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts befand sich das Lehen im Besitz der Brüder Hans, Andree und Christof von Ungnad. Diese verkauften Reifenstein 1521 an den Hammerherrn Seebald Pögl aus Thörl. Er war als Waffenproduzent für Kaiser Maximilian I reich geworden. Unter ihm erlebte Reifenstein seine Glanzzeit. Er baute es zu einem prachtvollen Renaissanceschloss aus und vergrößerte die Herrschaft durch laufende Zukäufe. Als Pögl um 1530 zum Freiherrn ernannt wurde, nannte auch er sich „von Reiffenstein“.
Mit Adam starb die Familie 1573 aus. Nach etlichen Erbstreitigkeiten kam Reifenstein 1576 an seine jüngste Tochter Elisabeth. Es mussten jedoch etliche Miterben ausgezahlt werden, so dass sie 1588 gezwungen war, die Herrschaft an Offo und Carl von Teufenbach zu verpfänden und schließlich im nächsten Jahr zu verkaufen. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts war Reifenstein eines der Zentren des Protestantismus in der Steiermark. Wegen der drohenden Türkengefahr und der guten Sichtverbindungen wurde 1596 auf der Burg eine Kreidfeuerstation eingerichtet. Nach Carls Tod 1612 wiederholte sich die familiäre Situation. Die Erben versuchten zwar zuerst eine gemeinsame Verwaltung, doch kam es 1623 zu einer Erbteilung. Eine Hälfte der Herrschaft gelangte an Wolf Mathes von Königsberg, die andere an Christof Alban von Saurau. Diesem wurden 1653 wegen verschiedener Verbrechen seine Besitzungen entzogen. Gregor Freiherr von Sidenitsch konnte bis 1659 beide Hälften aufkaufen, musste aber vorerst die hohen Steuerschulden, die sich unter den Saurau angehäuft hatten, abzahlen. Reifenstein hatte bereits 1618 das Landgericht der Offenburg übernommen. Dieses war auch während der Zweiteilung der Herrschaft gemeinschaftlicher Besitz geblieben, ebenso die Kapelle und der Turm mit den Gefängnissen. Das Schloss war seit dem Aussterben der Pögl unbewohnt geblieben und begann zu verfallen. 1698 erwarb Fürst Ferdinand von Schwarzenberg die miteinander verbundenen Herrschaften Reifenstein, Offenburg und Gusterheim. Seit 1706 war das leichter zu erreichende und bequemere Gusterheim Sitz des Landrichters. Schloss Reifenstein war bis anfangs des 19. Jahrhunderts noch von Angestellten der Gutsverwaltung bewohnt, wurde aber schließlich aufgegeben. Als 1809 die einmarschierenden französischen Truppen in der Burg ein Lazarett einrichten wollten, ließen die Österreicher die Dächer abtragen und die Räume unbewohnbar machen. Später richteten Schatzgräber größere Schäden an, hatten jedoch keinen Erfolg. Die Ruine mit den umliegenden Wäldern gehört noch heute der Familie Schwarzenberg.
Die ehemalige Burg Reifenstein liegt hoch über dem Pölstal auf einem nach Norden gerichteten Ausläufer des Falkenberges. Von hier aus konnte gemeinsam mit der gegenüber liegenden Offenburg das Pölstal und damit die Straße über den Hohentauern überwacht werden. Noch künden mächtige Mauern von ihrer einstigen Bedeutung. Die bereits bedenklich breiten langen Risse im Mauerwerk weisen aber darauf hin, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis auch von Reifenstein nur mehr ein Trümmerhaufen übrig ist. Es gab hier bereits im 12. Jahrhundert einen Wehrbau, doch war dieser aus Holz errichtet worden, das die Jahrhunderte nicht überdauert hat. Bei der Anlage der Steinburg im 13. Jahrhundert wurden die steilen Hänge durch zusätzliche Abgrabungen noch steiler gemacht. Im Süden und Westen musste ein tiefer und breiter Graben angelegt werden, da es hier eine Überhöhung durch das anschließende Bergland gab, was einem Angreifer sehr zu statten gekommen wäre. Zwei Zugbrücken führten über den ausgemauerten Graben. Eine davon war nur für Fußgänger und Reiter passierbar. Von den Brücken stehen nur noch die Mauerpfeiler. Der Burgweg war so angelegt, dass er auf seiner gesamten Länge von den Verteidigern unter Feuer genommen werden konnte. Das ausgedehnte Ruinengelände ist heute stark verwachsen. Der älteste Bauteil der Burg ist der viereckige vierstöckige Bergfried. Mit einer Seitenlänge von 8,5 m und einer Mauerstärke von 1,8 m war er nicht besonders mächtig. Er stand am höchsten Punkt des Burghügels. An ihn schlossen sich zwei schmale dreistöckige Wohngebäude an, die gemeinsam mit der Wehrmauer den kleinen rechteckigen Hof der Altburg umgaben. Eine dem Hl. Andreas geweihte Burgkapelle wurde 1459 erstmals genannt. Der 5/8-Schluss des gotischen Sakralbaues springt an der Nordseite des Innenhofes vor. Im 16. Jahrhundert wurde die Burg nach Süden und Osten hin erweitert. An die alten Gebäude baute man dreistöckige Wohnbauten an. Diese wurden durch hohe, mit Wehrgängen versehene Wehrmauern geschützt, die eine zweigeschossige Verteidigung ermöglichten. Drei starke Rundtürme mit Zinnenbekrönung, von denen das Rondell an der gefährdetsten Südwestecke am stärksten und für die Verteidigung durch Kanonen und Hakenbüchsen eingerichtet war, umschlossen mit dem äußeren Tor und dem Torgebäude einen unregelmäßigen Burghof. In ihm befand sich auch eine Zisterne. Dieser äußere Hof war mit kleinen Wirtschaftsgebäuden und Stallungen, sowie dem Küchengebäude bebaut. Die Hochburg wurde ausschließlich aus Bruchsteinmauerwerk errichtet, während in der jüngeren äußeren Burg auch Ziegel zum Einsatz kamen. Der Bergfried dürfte nicht vor dem 13. Jahrhundert entstanden sein. Er diente ursprünglich als Wohnturm. Erst mit der Errichtung der benachbarten Wohnbauten verlor er seine Wohnfunktion.
Lage: Steiermark/Murboden – unweit von Pöls
Besichtigung: jederzeit frei zugänglich, aber beschwerlich
Weitere Literatur:
26.12.2008