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Palais Wiener von Welten


Auftraggeber des Palais war Eduard Wiener Ritter von Welten. Als Sohn eines Großhändlers und einer Bankierstochter verfügte er über ein beträchtliches ererbtes Vermögen. Er selbst war ebenfalls Großhändler und Bankier. Durch Geldbeschaffungsaktionen für Kriegsentschädigungen an Italien hatte er sich auch dem Kaiserhaus nützlich gemacht. Daneben hatte er verschiedene repräsentative Ämter inne. So war er u. a. Präsident der Österreichischen Creditanstalt und königlich portugiesischer Generalkonsul. Auf Grund dieses Amtes wurde er vom König von Portugal in den portugiesischen Adel aufgenommen. Wiener von Welten beauftragte 1869 die beiden vielbeschäftigten Architekten August Schwendenwein und Johann Romano mit der Errichtung des Palais. Auf Wunsch des Dresdner Bildhauers Ernst Julius Hähnel, der im Zuge des Ringstraßenbaues mit der Gesamtkonzeption des Schwarzenbergplatzes beauftragt war, mussten die beiden mittleren Palais des Platzes etwas zurückgesetzt und bescheidener gehalten werden. Sie dienten als architektonische Klammer zwischen den aufwändigeren Eckpalästen. Dies traf auf der Westseite das Wohnhaus des Industriellen Wertheim und an der Ostseite sein Spiegelbild, das Palais Wiener von Welten. Dadurch sollte das Schwarzenbergdenkmal in der Platzmitte besser zur Geltung kommen. Es entstand ein strenghistoristischer Bau in den Formen der Neuen Wiener Renaissance. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Gebäude von Fliegerbomben getroffen und brannte aus. Es wurde noch in den Jahren 1946/47 durch die Firma Philips wieder aufgebaut, wobei die Raumeinteilung im Inneren stark verändert wurde. Das neu aufgesetzte letzte Stockwerk hat die Proportionen etwas ungünstig beeinflusst. Seither dient es als Bürohaus. Die Einrichtung ist völlig modernisiert.

Das viereinhalbgeschossige Gebäude ist ein verputzter Ziegelbau. Lediglich das Portal, der Balkon und die Sohlbänke sind aus Stein. Die Sockelzone umfasst Parterre und Mezzanin, die durch eine aufgeputzte Rustizierung zusammengefasst sind. Darauf folgt die durch ihre repräsentativen Fenster erkenntliche Beletage, über der ein weiteres, einfacher gehaltenes Geschoß liegt. Das abschließende Mezzaningeschoß wurde erst später aufgesetzt. Charakteristisch für das elfachsige Palais ist der Balkon mit seiner Balustrade, die weitgehend aus einem Schmiedeeisengitter besteht. Er ruht auf vier ornamentierten massiven Konsolen, unter denen als Fassadenschmuck mit Fratzen und Rankenwerk dekorierte Zierplatten angebracht sind. Vom Balkon führen drei Türen in das Zentrum der Beletage. Die Fenster des ersten Stocks sind mit segmentbogigen Verdachungen versehen. Die übrigen Fenster des Baues sind wesentlich einfacher gehalten. Das rustizierte Portal ist mit einer Volutenbekrönung verziert. Eine Besonderheit ist der vor dem Palais liegende, nur wenige Quadratmeter große Weingarten, der kleinste Wiens. Durch eine Steinbalustrade ist er vom Platz getrennt. Er erinnert an die Nutzung des Baugeländes vor der Anlage der Ringstraße. Jeden Herbst werden die Trauben vom Wiener Bürgermeister persönlich geerntet.

Ort/Adresse: 1010 Wien, Schwarzenbergplatz 2

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


20.12.2008