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Hardegg (Ktn)


Hardegg war ein wichtiges Glied des Burgengürtels, der um St. Veit angelegt wurde, um die Herzogsstadt vor feindlichen Angriffen zu schützen. Der erste bekannte Burgherr war der Freie Meingotus de Hardeche, der mit seinem Sohn Gotebold 1134 urkundlich aufscheint. Die Burg wird erstmals in einem Kaufbrief des Bischofs Eberhard II von Bamberg erwähnt. Von 1176 bis 1196 saß hier Hartwich von Hardegg, ein Ministeriale des Kärntner Herzogs. Mit ihm starben die Herren von Hardegg aus.1256 gehörte die Burg Gisela von Mahrenberg. Ihr Stammsitz war die Burg Mahrenberg im Kanaltal. Ihr Sohn Seifried schenkte Hardegg 1264 dem Bischof Berthold von Bamberg mit der Auflage, im Kanaltal ein Zisterzienserkloster errichten zu lassen, was aber nicht geschah. Seifried war einer der angesehensten Ministerialen des Herzogs Bernhard von Kärnten. König Ottokar II ließ ihn 1271 gefangen nehmen, foltern und ohne Gerichtsverfahren von Pferden zu Tode schleifen. Der Sage nach, sollen Seifrieds Angehörige diese Bluttat gerächt und den Böhmenkönig in der Schlacht von Dürnkrut und Jedenspeigen getötet haben. Allerdings wird dies auch dem mit ihm verwandten Berthold von Emmerberg nachgesagt. Hardegg wurde seit 1265 als bambergisches Lehen vergeben. 1307 erwarb Herzog Heinrich von Kärnten Hardegg, womit dieses landesfürstlich wurde. 1314 belehnte er Albrecht und Niklas von Freiberg mit der Burg, die ihm dafür ihre Feste Freiberg übertrugen.

1346 wurde das Lehen an die Brüder Friedrich und Konrad von Aufenstein vergeben, die zuvor Hardegg den Brüdern Freiberg abgekauft hatten. Mit dem Sturz der Aufensteiner fiel die Herrschaft 1368 wieder an den Landesfürsten zurück, der die Burg vorerst von Pflegern verwalten ließ, bis sie 1501 Augustin von Khevenhüller erwarb. Ab 1509 scheinen als Lehensnehmer die Brüder Johann, Franz, Bernhardin und Wilhelm Leininger auf. Sie hatten Hardegg von Ulrich von Weißpriach, der hier als Pfleger tätig war, übernommen. Auf sie folgte 1533 der Kärntner Münzmeister Hieronymus Kirchpucher. Wilhelm der Kirchpucher hatte bei Christoph Kulmer von Rosenpichl so hohe Schulden, dass er 1604 diesem die Herrschaft verpfänden musste. Durch seine Heirat mit Maria von Staudach kam er jedoch wieder zu Vermögen, so dass er schon im nächsten Jahr die Pfandschaft wieder aufheben konnte. Sein Sohn, Franz Christoph, verkaufte die Feste 1622 seinem Schwager Michael Heinrich Wagemann von Wagenstorf. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde die Burg verlassen und dem Verfall preisgegeben. 1737 gehörte die Herrschaft Johann Sigmund von Lind und im späteren 18. Jahrhundert Max Thaddäus Graf Egger. 1901 erwarb die Zellulosefabrik Villach die umliegenden Wälder als Rohstoffbasis. Seit 1905 befindet sich das Ruinengelände im Besitz der Familie Kirchmayer.

Hardegg liegt nordwestlich von Zweikirchen über dem Glantal. Der Felskopf, auf dem die Burg steht, fällt nach Osten und Süden steil ab. Von der einst mächtigen Anlage sind noch wesentliche Teile vorhanden. Die Hochburg bestand aus zwei mächtigen Türmen, die durch einen Wohnbau miteinander verbunden waren und einen kleinen trapezförmigen Hof begrenzten. Auffallend sind die vielen Rundbögen der Fenster, Türen und Durchgänge der ehemaligen Wohnräume. Am besten erhalten ist auf Grund seiner dicken Mauern und der gediegenen Verarbeitungstechnik der nach Nordosten gerichtete Bereich. Er stammt noch aus romanischer Zeit. Von diesem im 13. Jahrhundert erbauten Turm stehen noch die unteren drei Geschosse mit ihren Gewölben aus dem 14. Jahrhundert. Der im Südwesten anschließende Wohnturm der Renaissancezeit ist bereits gänzlich zerstört. Auch der Wohntrakt wurde erst in der Renaissancezeit errichtet. Nahezu alle Mauern sind aus Bruchsteinen erbaut. Bemerkenswert ist der gotische große Saal im Hauptgeschoß des älteren Teiles. Anlässlich einer Restaurierung wurden 1978 Fragmente einer spätgotischen ornamentalen Bemalung freigelegt. Noch weiter im Südwesten liegt der von einer Wehrmauer begrenzte Vorhof mit dem einst von einer Zugbrücke gesicherten Burgtor. Hundert Meter südlich der Anlage steht am höchsten Punkt des Geländes als Vorwerk der Burg ein runder romanischer Wachturm. Sein Hocheinstieg liegt natürlich an der weniger gefährdeten Nordseite. Auch eine romanische Rundkapelle mit Halbkreisapsis befand sich im Bereich der Vorburg. Sie dürfte noch auf das 12. Jahrhundert zurückgehen. Ihre Ruine sowie die Trümmer eines kleinen Gebäudes sind von einem Wall umschlossen. In letzter Zeit wurden die zahlreichen Bäume des Burghügels geschlägert, so dass die gut gesicherte Ruine wieder besser zur Geltung kommt.

Lage: Kärnten/Bezirk St. Veit – ca. 10 km südwestlich von St. Veit

Besichtigung: ganzjährig frei zugänglich, allerdings ist das Betreten, wie bei vielen österreichischen Ruinen aus Haftungsgründen und wegen Baufälligkeit verboten.


Weitere Literatur:


18.12.2008