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Hollenburg


Die zahlreichen Höhlen in den meist senkrecht zur Drau abfallenden Konglomeratfelsen, die noch im Mittelalter für Flucht und Verteidigung genutzt wurden, haben der Burg ihren Namen gegeben. Sie ist die Nachfolgerin einer uralten Höhlenburg. Ihre Aufgabe war die Kontrolle des Drauüberganges bzw. im Bedarfsfall dessen Verteidigung. In der Gründungsurkunde Viktrings aus dem Jahr 1142 wird erstmals ein castrum Holenburch und sein Besitzer Swiker de Holenburch erwähnt. Nach dem Aussterben der Hollenburger 1246 wurden die mit ihnen verwandten Herren von Pettau Herrschaftsinhaber. Sie wohnten jedoch nicht hier und ließen ihren Besitz von Pflegern verwalten. Friedrich, der letzte Pettauer, starb 1438. Die Hollenburg kam nun an seine Schwester Agnes von Stubenberg. Deren Sohn Johann, der mit einer Tochter des Ritters Andreas Baumkirchner verheiratet war, beteiligte sich an der Verschwörung seines Schwiegervaters gegen Kaiser Friedrich III. Er wurde gefangen genommen und verlor nach seiner Verurteilung wegen Hochverrats 1472 seine Besitzungen. Die Burg war bereits 1469 durch den damaligen Kärntner Landeshauptmann Siegmund Kreutzer und eine Schar Klagenfurter Bürger in einem nächtlichen Handstreich eingenommen worden. Kaiser Friedrich III setzte zuerst Pfleger ein, verpfändete sie aber bald an verschiedene Adelige.

1514 wurde die Herrschaft von Kaiser Maximilian I an Siegmund von Dietrichstein verkauft und zum freien Eigen erklärt. Der neue Eigentümer war Landeshauptmann der Steiermark. Er führte in den Bauernkriegen von 1514 und 1525 das steirische Aufgebot und wurde vom Kaiser sehr geschätzt. Die aus dem 14. und 15. Jh. stammende Burg hatte nicht zuletzt durch das Erdbeben von 1348 und einen Brand während der Türkeneinfälle stark gelitten. Die Dietrichsteiner waren daher gezwungen, größere Umbauten vorzunehmen und gaben der Hollenburg ihre heutige schlossähnliche Gestalt. So ließ Siegmund den Rittersaal mit den anschließenden Räumen errichten. Sein Sohn Siegmund Ludwig gab 1559 den Auftrag zum endgültigen Ausbau. Der einstige Bergfried, der sich an der Westseite befand, wurde dabei zum größten Teil abgetragen und der Rest in den neuen Renaissancebau integriert. 1571 richtete ein neuerliches Erdbeben wieder größere Schäden an. 1621 musste der protestantisch gesinnten Bartholomäus von Dietrichstein auswandern und die Hollenburg einem katholisch gebliebenen Zweig der Familie abtreten. 1856 brannte das Dach infolge eines Blitzschlages ab. Auch die Zimmer des obersten Stockwerks wurden dabei schwer beschädigt. Beim Wiederaufbau wurde der Wehrgang nicht mehr aufgebaut. Nach dem Aussterben der gräflichen Linie Dietrichstein mit dem Tod von Johann Douglas 1861, wurde der Fideikommiß auf die zahlreichen Erben aufgeteilt, wobei Teilquoten bis zu 41.472tel zugeteilt wurden. 1913 erwarb Ludwig Wittgenstein, ein Onkel des Philosophen, Burg und Herrschaft. Im Erbweg kam die Hollenburg 1923 an die Familie Maresch und schließlich an die Familie Kyrle.

Die von außen schmucklos und wehrhaft wirkende Burg liegt auf einem Felsplateau und ist nach allen Seiten hin gut gesichert, da der Felsen nahezu senkrecht abfällt und der natürliche Graben an der Zugangsseite künstlich vertieft wurde. Der Eingang liegt an der Nordseite. Er führt durch ein mit einem Treppengiebel versehenes Tor, das mit einer gemalten Rustikaarchitektur und großen Fresken geschmückt ist. Die Wappen rechts und links vom Portal sind jene der Familien Dietrichstein und Gonzaga. Die Ausschmückung des Tores stammt aus der zweiten Hälfte des 17. Jh., als Siegmund Helfried von Dietrichstein mit Maria Isabella von Gonzaga vermählt war. Von diesem Tor aus gelangt man über einen 80 m langen, gedeckten Gang, über eine auf mächtigen Pfeilern ruhende Brücke, durch den Nordtrakt in den Burghof. Das letzte Stück der Brücke war ursprünglich als Zugbrücke ausgebildet. Das Untergeschoß dieses Ganges ist teilweise zu Stallungen ausgebaut, im Obergeschoß stehen rechts und links des Weges alte Wagen und Schlitten.

Der Südtrakt des geräumigen fünfeckigen Hofes wird im ersten Stock durch einen schönen Renaissance-Arkadengang aufgelockert. Er wird durch eine Treppe im Osttrakt erschlossen, die drei von Steinsäulen getragene Bogen aufweist. Die Lauben im Erdgeschoß kommen durch den Pflanzenbewuchs kaum zur Geltung. Das große, in Stein gearbeitete Allianzwappen Dietrichstein/Starhemberg an der Ostseite weist auf die Fertigstellung des Baues 1558 hin. Am Westende des Hofes führt eine gewölbte Stiege abwärts zum alten Eingang an der Südseite, der bis zum Bau des Nordtores im Gebrauch war. Neben dieser Stiege liegt der Zugang zum Söller, von dem man eine herrliche Aussicht auf die Drau und das gesamte untere Rosental mit der dahinter liegenden Karawankenkette hat. Die Balkenköpfe, die im oberen Stockwerk an der Außenmauer hervorragen, deuten darauf hin, dass sich hier einst ein hölzerner Wehrgang befand. An den Wänden des Hofes finden sich überall Sinnsprüche und Bibelzitate im Sinne des Protestantismus. In der Hofmauer sind drei römische Grabsteine eingemauert, die in der nächsten Umgebung gefunden wurden. Das Kellergeschoß hat mächtige Gewölbe und bis zu zwei Meter dicke Mauern, da der Bau wegen des porösen Felsens auf starken Substruktionen errichtet werden musste. Es wird nur durch wenige schießschartenartige Fenster erhellt.

Ältester Bauteil der Burg ist der Osttrakt. Wie die zum größten Teil vermauerten spitzbogigen Fenster beweisen, stammt er noch aus der Gotik. Ein saalartiger Raum im Erdgeschoß weist eine qualitätvolle kreuzgewölbte Deckenkonstruktion auf, die auf einer Steinsäule ruht. Im Erdgeschoß liegt auch die dem hl. Nikolaus geweihte Burgkapelle, die in der Spätgotik ausgebaut wurde. Ihre, erst 1945 entdeckten Fresken deuten auf ein noch höheres Alter hin, da sie aus dem 14. Jh. stammen. Die Wohnräume der Burg im oberen Stockwerk sind gepflegt eingerichtet. Der große Saal an der Ostfront wurde im 20. Jh. zwecks Einbau von Gästezimmern unterteilt.

Lage: Kärnten/Rosental – ca. 12 km südlich von Klagenfurt über dem Nordufer der Drau

Besichtigung: der Innenhof und der Söller sind wochentags frei zugänglich, die Innenräume können nicht besichtigt werden.

Homepage: www.haflinger-hollenburg.at


Weitere Literatur:


25.09.2002