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Krems/Stein - Passauerhof


Der Große Passauerhof wird bereits 1263 als Zehenthof des Bischofs von Passau urkundlich genannt. Er war Sitz der Gutsverwaltung der Diözese Passau. Der heutige Bau wird aber auf Grund des Zinnenkranzes, der sich auch am Turm von St. Michael in der Wachau findet, in die Mitte des 16. Jahrhunderts datiert. Möglicherweise stammt er auch vom Erbauer des Turmes, dem Steinmetzmeister Lienhart aus Krems. Der gotische Hof entsprach damals nicht mehr den Erfordernissen. Man verzichtete aber auf einen Neubau und fasste die drei mittelalterlichen Vorgängerbauten des 15. und frühen 16. Jahrhunderts durch einen wuchtigen Mantelbau zusammen, so dass sich äußerlich der Eindruck eines Renaissancepalastes ergab. Zahlreiche gotische Architekturelemente blieben aber erhalten. Die gotische Kapelle über der Einfahrt wurde im 19. Jahrhundert aufgehoben. Bei Restaurierungsarbeiten gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden im Saalbau profane gotische Fresken aufgedeckt. Mangels Pflege sind diese heute kaum mehr zu erkennen. Der Komplex des Passauerhofes wurde in den Jahren 1959 bis 1961 von seinen späteren Zubauten befreit und restauriert. Auch der im Osten anschließende Kleine Passauerhof, der bereits stark verfallen war, wurde wiederhergestellt. Die gewaltigen Dimensionen des Passauerhofes zeigen die wirtschaftliche Bedeutung des Stiftes in der Wachau und im südlichen Waldviertel. Die Gebäude dienen heute vorwiegend Wohnzwecken.

Die dreigeschossige Schauseite liegt in der Steiner Landstraße. Die sechsachsige Fassade war früher grün gefärbelt. Sie ist leicht konkav gewölbt. Das hohe Alter des Gebäudes erkennt man an der unregelmäßigen Verteilung der Fenster. Die Kanten des Hauses sind mit einer aufgeputzten Ortsteinquaderung versehen. Die Fenster weisen zum Teil noch spätgotische profilierte Gewände auf. In der Mittelachse befindet sich das segmentbogige Hauptportal. Über seinen hohen Prellsteinen beginnt die reiche Profilierung des Torgewändes. Eine mächtige tonnengewölbte Durchfahrt führt in den geräumigen Hof. Straßenseitig springt links vom Portal ein mit einem Pultdach gedeckter spätgotischer Erker vor. Er weist ein Fenster an seiner Vorderfront und je eine kleine Luke – einen sog. Spion - an den Schmalseiten auf. Eine Besonderheit ist das umlaufende Hauptgesims, das an den Gebäudeecken eine runde turmartige Verkröpfung der Mauer aufweist. Es besteht aus einem Fries, der aus sich schneidenden Halbkreisen gebildet wird und einem darüber liegenden Abschluss aus halbkreisförmigen Zinnen. Dieser Zinnenkranz ist sowohl an der Südwest- als auch an der Ostseite des Hauses zu sehen. Hinter diesem Gesims verschwindet das hohe Speichergeschoß mit dem Dach vollkommen. Die Hoffronten sind durch verschiedene Anbauten charakterisiert. Über der breiten Durchfahrt erhebt sich ein turmartiger zweistöckiger Bauteil mit je zwei spitzbogigen Fenstern in jedem Stockwerk. Die oberen weisen abgeschrägte Gewände auf. Die unteren wurden in späterer Zeit vermauert, wobei moderne rechteckige Fenster eingesetzt wurden. Links vom Tor tritt ein runder Treppenturm vor. Seine spätgotische Spindeltreppe verbindet die einzelnen Geschosse. Sturz und Gebälk seiner Hoftüre sind ornamentiert. Die Westseite des Hofes wird von großen Rundbogenarkaden eingenommen, die in der Südwestecke ein Knie bilden und einen offenen Gang tragen. Über dem Knie liegen mit Kreuzgewölben versehene Rundbogenarkaden. Ihre Pfeiler sind an den Kanten abgeschrägt. Die ehemalige Kapelle aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde vermutlich im 19. Jahrhundert durch eine Zwischenwand geteilt. Die beiden quadratischen Kreuzrippengewölbejoche weisen Rosetten als Schlusssteine auf.

Lage: Niederösterreich/Wachau – Krems-Stein, Steiner Landstraße 76

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


14.12.2008