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Hörtenberg


Heinrich von Eschenloch wird in einem Vertrag aus dem Jahr 1239 als „comes de Hertenberch“ bezeichnet. Damit ist auch das Bestehen eines Adelssitzes erstmals dokumentiert. Allerdings ist zu vermuten, dass der Burghügel schon lange zuvor mit einem kleinen Wehrbau versehen war. Dafür spricht auch die strategische Lage über einer im Mittelalter wichtigen Wegkreuzung. Die Burgkapelle war dem Hl. Dionysius, dem Patron der Karolinger geweiht, was ebenfalls auf ein hohes Alter hindeutet. Als Mittelpunkt einer Grafschaft war Hörtenberg auch Gerichtssitz. 1286 verkauften die Grafen Eschenloch Burg und Herrschaft an Graf Meinhard II von Görz-Tirol, wozu 1291 die bisherigen Oberlehensherren, die Herzöge von Bayern, ihre Zustimmung gaben. Hörtenberg wurde landesfürstlich und zum Landgericht. Erster Landrichter war Wernher von Hertenberg. In der Folge wurde die Herrschaft meist als häufig wechselnder Pfandbesitz vergeben. Zwischen 1293 und 1327 kam es immer wieder zu Ausbauarbeiten an der Burg. Merkwürdigerweise ist in den alten Rechnungen aber meist nur von zwei Maurern die Rede. Unter den Pfandherren sind vor allem die Herren von Matsch zu nennen, die von 1363 bis 1405 Hörtenberg in ihrem Besitz hatten. 1448 gehörte die Burg zur Morgengabe, die Herzog Sigmund seiner ersten Gattin, Eleonora von Schottland, schenkte. Die Verwaltung der Herrschaft wurde nun meist angestellten Pflegern übertragen. Kaiser Maximilian I benützte Hörtenberg gelegentlich als Stützpunkt für seine Gemsen- und Hirschjagden. 1577 löste Erzherzog Ferdinand II die inzwischen wieder mehrmals verpfändete Herrschaft ein und übergab sie seiner Gemahlin Philippine Welser mit der Verpflichtung, sie an seine beiden Söhne, Kardinal Andreas und Markgraf Karl von Burgau, zu vererben.

1594 überlegte er es sich wieder und bestimmte Hörtenberg zur Versorgung seines unehelichen Sohnes Christoph, der sich nach Hörtenberg nannte. Als dieser 1613 starb, gelangte die Herrschaft an Erzherzog Maximilian III den Deutschmeister. 1633 übernahmen die Freiherren und späteren Grafen Fieger von Hirschberg die Pfandschaft. Sie behielten sie bis zu ihrem Aussterben im Jahr 1805. Das Schicksal der Burg wurde aber bereits 1706 besiegelt, als ein Blitzschlag die in ihr gelagerten Pulvervorräte zur Explosion brachte. Diese war noch in Innsbruck zu hören. Außer dem Hauptturm blieb von der Anlage fast nichts übrig. Da die Pfleger der Herrschaft bereits im 17. Jahrhundert in ein Haus in Telfs übersiedelt waren, verzichtete man auf eine Wiederherstellung und überließ die Ruine ihrem Schicksal. Als Pfandinhaber folgten auf die Grafen Fieger die Grafen Spaur und dann die Freiherren von Goldegg. 1824 wurde Hörtenberg wieder vom Staat übernommen, aber bald der Familie Lener aus dem unter der Burg liegenden Ort Pfaffenhofen überlassen. Pater Alexander Lener ließ 1873 den Turm restaurieren und wieder begehbar machen. Bald danach kaufte der Orden der „Armen Schulschwestern“ den Turm und ein aus der einstigen Vorburg hervorgegangenes Haus. 1973 erwarb Dipl. Ing. Eugen Matt den Besitz. Derzeit gehört die Ruine der Gemeinde Pfaffenhofen. 2007 wurde das bereits stark verwachsene Gelände ausgeholzt und die Ruine wieder zugänglich gemacht. Sie ist aber meist versperrt.

Die einst recht stattliche Burg wurde auf einer letzten Rückfallkuppe des Hochedermassives erbaut. Von der umfangreichen Anlage hat sich lediglich der Bergfried aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erhalten. Daneben findet man noch spärliche Reste der Umfassungsmauern und des Zwingers an der Südseite. Der Bergfried ist ein quadratischer Turm mit einem Grundriss von etwa 9 x 9 m. Seine Mauerstärke beträgt in Bodennähe etwa 2,5 m, nimmt aber nach oben hin ab. Für das Bruchstein-Mauerwerk wurde größtenteils Schiefer verwendet. Die Turmkanten sind durch Quadersteine verstärkt. Vereinzelt sind sie als Buckelquader ausgebildet. Vermutlich im 17. Jahrhundert wurde der Turm verputzt, worauf Mörtelreste hindeuten. Er war ursprünglich nur über einen Hocheinstieg zugänglich. Dieser ist mit einer Breite von 1,5 m und einer Höhe von 2,2 m relativ groß. Möglicherweise wurde er später erweitert, um einen Zugang vom anschließenden Palas zu ermöglichen. Fenster gibt es keine. Die vier Obergeschosse wurden lediglich durch wenige Lichtschlitze beleuchtet. Der ursprüngliche obere Abschluss des Turmes ist nicht bekannt. Auf seiner ältesten Abbildung aus dem Jahr 1611 trägt er ein Satteldach. Spätere Zeichnungen zeigen bereits die drei mächtigen Zinnen an jeder Seite. Das heutige Zeltdach wurde erst 1950 aufgesetzt. Nordöstlich des Turmes wurde auf etwas tieferem Niveau im 13. und 14. Jahrhundert eine Vorburg angelegt. Ihre Bauten sind restlos verschwunden. Die hier stehenden Gebäude sind wesentlich jüngeren Datums. Am ältesten ist noch der Rest eines Tores zwischen dem Hof und einer Scheune. Ein gemauerter Brunnenschacht könnte noch aus der Zeit der Vorburg stammen. Ob die 1866 erbaute kleine Kapelle am Platz der alten Burgkapelle steht, wäre nur durch archäologische Ausgrabungen zu klären.

Lage: Tirol/Oberes Inntal – ca. 2 km südlich von Telfs

Besichtigung: meist nur von außen möglich


Weitere Literatur:


12.12.2008