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Biberstein (Piberstein)


Im 11. Jahrhundert befand sich der Ort Himmelberg im Eigentum des Grafens Marchward von Eppenstein. Seine Tochter Hedwig heiratete Engelbert I Graf von Spanheim, wodurch auch die erstmals 1211 genannte gleichnamige Burg an seine Familie kam. Sie wurde an Gefolgsleute vergeben, die sich nach Himmelberg nannten. Zu ihnen zählte auch der Minnesänger Zachäus von Himmelberg. Dieser wollte 1227 bei einem Turnier mit Ulrich von Liechtenstein seine Kräfte messen, wurde aber zunächst abgewiesen, da er als Mönch verkleidet war. Am Ende des 14. Jahrhunderts wurde die Burg verlassen. Marchward der Pybriacher, der seit 1396 das Lehen inne hatte und als Landrichter fungierte, ließ unweit davon einen neuen Ansitz errichten, den er Biberstein nannte. Mit Himmelberg war seit 1329 ein eigenes Landgericht verbunden, das auf Biberstein übertragen wurde. Kaiser Friedrich III belehnte 1457 den Jörg Pibriacher mit Himmelberg und Biberstein. Beides war also damals landesfürstlich. 1476 richteten die bis hierher vorgedrungenen Türken im Herrschaftsbereich große Schäden an. Beim Ungarneinfall von 1481 hatten die Untertanen neuerlich schwer zu leiden. Das befestigte Schloss dürfte aber nicht ernstlich angegriffen worden sein. Durch einen Gütertausch gelangte Biberstein 1571 als freies Eigen an den Landeshauptmann von Kärnten, Georg Freiherr von Khevenhüller zu Aichelberg. Er war zuvor bereits Pfandherr gewesen. Khevenhüller übergab dafür seine Herrschaft Thal an den innerösterreichischen Landesfürsten Erzherzog Karl. 1629 verkaufte Hans Khevenhüller, der auf Grund seines protestantischen Glaubens Kärnten verlassen musste, Biberstein an Veit Freiherr von Künigl. Dieser konnte den Kaufpreis aber nicht bezahlen. Khevenhüller kämpfte mit der schwedischen Armee gegen Österreich. Ihm wurde daher Hochverrat vorgeworfen, was 1640 zur Konfiskation seiner Besitzungen zu Gunsten des Fiskus führte, wodurch die Herrschaft Himmelberg/Biberstein neuerlich landesfürstlich wurde. 1662 verkaufte sie Kaiser Leopold I an die Gräfin Katharina Lodron. Diese nahm bauliche Veränderungen am Schloss vor und brachte es in den Fideikommiss der Sekundogenitur der Familie ein. Biberstein blieb bis heute im Besitz der Grafen Lodron. 1969/71 wurde es umfassend restauriert.

Das gepflegte Schloss liegt am Südende von Himmelberg unmittelbar an der Turracher Bundesstraße. Es hat einen unregelmäßigen Grundriss. Der wuchtige dreigeschossige Bau besteht aus mehreren Trakten, die aus verschiedenen Bauperioden stammen. Die ältesten Bauteile liegen im Süden des Gebäudekomplexes. Sie dürften in ihren Grundmauern noch vom Ende des 14. Jahrhunderts stammen. An diesen einst mittelalterlichen Bereich wurde im 16. Jahrhundert ein großzügiger Renaissance-Wohntrakt mit drei großen Sälen angebaut. Die ansonsten schmucklosen Fassaden wurden mehrfach verändert. Sie erhalten ihren Reiz durch die zahlreichen rot-weißen Fensterläden. Der polygonale Treppenturm wirkt dadurch wie gebändert. Eine Reihe von Ochsenaugen belichtet den offenen Dachstuhl. Die einzelnen Trakte umschließen einen kleinen rechteckigen Hof aus dem 16. Jahrhundert, der an zwei Seiten mit Säulenarkaden geschmückt ist. Aus Bequemlichkeitsgründen wurde er vor etlichen Jahren mit einem mobilen Dach versehen. Der Zugang zu den Innenräumen erfolgt über einen Stiegenaufgang, der zu einem Schmiedeeisengitter führt, das in der ersten Hälfte der Zwanzigerjahre des 20. Jahrhunderts aus barocken Grabkreuzen des 18. Jahrhunderts zusammengestellt wurde. Die Decken der Repräsentationsräume sind mit Stukkaturen aus der Zeit um 1730 geschmückt, die mythologische und allegorische Inhalte haben. Vermutlich stammt zumindest eine Decke von Kilian Pittner. Ein Verbindungsgang führt in Stockhöhe über die ehemalige Straße zur Kapelle und den benachbarten Wirtschaftsgebäuden. Die Schlosskapelle ist sehr schlicht gehalten. Ihr Altarbild ist das Werk eines unbekannten italienischen Malers vom Anfang des 17. Jahrhunderts. Es zeigt die Anbetung des Jesuskindes durch die Hl. Drei Könige. Im Schlosshof sind einige Grenzsteine der Herrschaft bzw. des Landgerichtes Himmelberg aus dem ersten Viertel des 17. Jahrhunderts aufgestellt.

Lage: Kärnten/Bezirk Feldkirchen – ca. 6 km nordwestlich von Feldkirchen

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


10.12.2008