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Fohnsdorf


Das Gebiet um Fohnsdorf gelangte bereits im 9. Jahrhundert an das Bistum Salzburg und zählt damit zu den ältesten Besitzungen des Erzstiftes in der Steiermark. Kaiser Arnulf bestätigte ihm den Besitz. Die Ansiedlung und der kleine hölzerne Wehrbau wurden damals als Undrima bezeichnet. 1141 hatte sich der Name bereits auf „Fanestorf“ geändert. Fohnsdorf diente den Salzburger Erzbischöfen als Verwaltungsmittelpunkt ihrer Besitzungen im Aichfeld. In diesem Zusammenhang wurden im 12. und 13. Jahrhundert mehrere Personen urkundlich erwähnt, die als Verwalter, Zehenteinnehmer, Kellermeister und Kämmerer tätig waren. 1151 bestand bereits ein Zehentspeicher, in dem die Abgaben der Untertanen gesammelt wurden. Aus dem leicht befestigten Wirtschaftshof des 9. Jahrhunderts hatte sich bis 1252 eine bedeutende Burg entwickelt, die von fünf Türmen geschützt war. Sie wurde an Burggrafen vergeben, die sich nach Fohnsdorf nannten. Die Fohnsdorfer kamen ursprünglich aus Salzburg, hatten aber bald Besitzungen in der Steiermark und in Kärnten. In Friesach stellten sie zeitweise die Salzburger Vicedome. Ihre steigende Machtfülle war dem Salzburger Erzbischof bald nicht mehr geheuer. Möglicherweise standen die Fohnsdorfer auch auf der Seite des Herzogs Albrecht I. 1281 ließ Erzbischof Friedrich II von Walchen jedenfalls Rudolf von Fohnsdorf und seine drei Neffen vorübergehend einkerkern. 1285 kam es zu einer Aussöhnung zwischen Rudolf und dem Erzbistum. Das erfreute jedoch wieder den Habsburger wenig. Er beauftragte umgehend Offo von Massenburg mit der Zerstörung der Burg Fohnsdorf, was nach mehreren Versuchen aber erst 1292 gelang. Bei der Belagerung wurde eine alte Technik angewendet. Man untergrub die Mauern, stützte diese durch Holzbalken und zündete diese dann an, worauf sie zusammenstürzten. Die Besatzung konnte jedoch bei Nacht und Nebel die Feste verlassen, so dass der Wehrbau von den Truppen des Herzogs schließlich kampflos eingenommen und dann weitgehend zerstört werden konnte. Ein drohender Ungarneinfall zwang aber wenige Jahre später König Adolf von Nassau, es dem Erzbischof zu erlauben, die Burg wieder aufzubauen. Allerdings musste dieser für die Freigabe einen hohen Betrag bezahlen.

1302 flammten die Streitigkeiten zwischen den Fohnsdorfern und den Salzburger Erzbischöfen wieder auf, was zu einer neuerlichen Inhaftierung des Rudolf von Fohnsdorf und seines gleichnamigen Sohnes führte. Rudolf d. Ä. hatte bereits um 1300 die Verwaltung der Burg Fohnsdorf zurückgelegt. Nach seiner Freilassung zog er sich auf seine Güter im Lavanttal zurück. Die Burghut wurde von der Familie Steurer (Steyrer) übernommen. 1350 folgte als Pfleger Niklas der Galler. 1365 wurde Fohnsdorf vorübergehend an die Prankher verpfändet. 1371 erfolgte eine neuerliche Verpfändung, diesmal an Leo den Galler. Er musste sich verpflichten, bei einem Angriff durch den Landesfürsten, die Burg mindestens zwei Monate lang zu halten. Um 1420 war Maritz Welzer Verwalter der Burg. 1440 wurde Fohnsdorf dem Konrad Pfannauer als Leibgeding überlassen. Balthasar Welzer verzichtete aber erst drei Jahre später auf seine Ansprüche. Wie wichtig die Burg den Salzburger Erzbischöfen war, ersieht man daran, dass sie von jedem Pfleger und Pächter verlangten, die Feste niemanden anderem als dem Erzbischof zu übergeben. Im Ungarnkrieg von 1479/80 überließ der Erzbischof jedoch selbst die Burg den mit ihm gegen Kaiser Friedrich III verbündeten Ungarn, was schließlich 1490 zu ihrer Eroberung durch König Maximilian I führte. Der Fürsterzbischof musste 1494 18.600 Gulden Kriegsentschädigung leisten, um Fohnsdorf wieder zu bekommen. Im 16. Jahrhundert war es aber mit dessen militärischen Bedeutung vorbei. Die Verwaltung wurde um 1550 in den Fohnsdorfer Amthof verlegt und die Burg verlassen. 1647 war sie bereits längst zur Ruine geworden. Nach dem Preßburger Frieden kam die Herrschaft 1805 an den österreichischen Staat. 1827 wurde sie von Josef Seßler erworben. Heute gehört die Ruine der Gemeinde Fohnsdorf.

Die Ruine liegt auf einem steil abfallenden Ausläufer des Fohnsdorfer Berges, der sich von Fohnsdorf nach Süden zieht. Die Burg war seinerzeit eine der wichtigsten Wehranlagen des Aichfeldes, doch sind von ihr nur mehr Mauerteile des Bergfrieds und des Palas erhalten. Der heutige Baubestand lässt sich nur schwer mit dem Vischer-Stich von 1681 in Einklang bringen. Die vom Buschwerk bedrohten Mauern sind der Rest der im 14. Jahrhundert wieder aufgebauten Burg, des sog. Turms zu Vonstorf. Dieser über Eck gestellte Turm hatte einen Grundriss von 10 x 10 m und eine Mauerstärke von etwa 2,8 m. Die Wände waren aus Bruchsteinen aufgemauert. Für die Gebäudeecken hatte man aber sorgfältig behauene Quadersteine verwendet. In den oberen Geschossen erkennt man große Fensteröffnungen, was darauf hindeutet, dass das Gebäude zumindest eine Zeitlang ständig bewohnt war. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts erbaute man an der Südostecke der Ringmauer einen Wohntrakt, der mit dem Turm durch Wehrmauern verbunden war. Reste seiner Westmauer sind noch vorhanden. Wirtschaftsgebäude lehnten sich innen an die Hofmauern. Diese Mauer war durch Ecktürme verstärkt. Der Zugang lag an der Nordfront, die zugleich die Angriffsseite war. Über dem Tor erhob sich ein massiver Torturm. Davor war ein Halsgraben angelegt, der aber längst weitgehend eingeebnet ist. Im 16. und 17. Jahrhundert wurde die Ruine von der umliegenden Bevölkerung als Steinbruch benutzt, so dass nur die stärksten Mauern und Gewölbe dem Zahn der Zeit trotzen konnten.

Lage: Steiermark/Murboden – ca. 4 km nördlich von Judenburg

Besichtigung: jederzeit möglich


Weitere Literatur:


30.11.2008