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Mattighofen


Mattighofen war einst eine Pfalz der Agilolfinger und dann ein Wirtschaftshof der Karolinger. Es wird als Matagao 788 erstmals urkundlich erwähnt. Kaiser Heinrich II schenkte den Hof 1007 dem Hochstift Bamberg. Dieses belehnte die Grafen von Ortenburg mit Mattighofen und den umliegenden Wäldern des Höhnharts und des Kobernaußerwaldes. 1400 verkauften die Ortenburger im Einverständnis mit dem Bistum Bamberg ihren Ansitz dem Konrad III von Kuchl. 1439 kaufte Herzog Heinrich von Bayern-Landshut die ausgedehnte Herrschaft und ließ sie meist von Pflegern verwalten. Zwischen 1463 und 1471 war Mattighofen allerdings an den böhmischen Hauptmann Johann Hollup zu Stockach verpfändet. Von 1517 bis 1602 saßen hier wieder die Ortenburger. Graf Joachim von Ortenburg ließ um 1551 einen großangelegten Um- bzw. Neubau des Schlosses durchführen. Während die bayerischen Herzöge dem katholischen Glauben treu geblieben waren, glaubten die Ortenburger an die Lehre Luthers. Herzog Max I von Bayern nahm daher 1602 das seinerzeit vereinbarte Rückkaufrecht wahr und machte Schloss Mattighofen zum Sitz des Pfleggerichtes. Es blieb bis zur Abtretung des Innviertels an Österreich 1779 bayrischer Besitz.

Danach wurde das Schloss von der kaiserlichen Hofkammer in Wien verwaltet. 1794 wurde es von Jakob Haidenthaler angekauft, der hier eine Brauerei einrichtete. Nach zwei Jahren erwarb es neuerlich die Hofkammer, die ab 1799 eine grundlegende Umgestaltung vornahm. 1868 wurde die Herrschaft vom k. k. Familienfonds des Hauses Habsburg gekauft. Das bis dahin im Schloss untergebrachte k. k. Steuerarmt musste ausziehen. Das Gebäude wurde renoviert und diente nun als Jagdschloss für das Revier Kobernaußerwald. In ihm wurden Apartments für die kaiserliche Familie eingerichtet. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie wurde das Schloss dem Kriegsopferverband übergeben. 1939 wurde es vom Dritten Reich beschlagnahmt und von den Deutschen Reichsforsten verwaltet. 1945 nutzte die amerikanische Besatzungsmacht das Gebäude, doch wurde es bald der Republik Österreich rückgestellt. 1947 erfolgte die Übertragung an die Österreichischen Bundesforste, die hier ein Forstamt einrichteten. 2007 beschloss der Gemeinderat der Stadt Mattighofen den Ankauf des Schlosses. Es besteht der Plan, hier 2012 eine Landesausstellung zum Thema „Habsburger und Wittelsbacher“ abzuhalten.

Das längliche Schloss liegt am Nordostende von Mattighofen, schräg gegenüber der Pfarrkirche. Es hat sein Aussehen im Laufe seiner langen Geschichte mehrmals verändert. Im Mittelalter wird es wohl ein von einem Graben umgebener befestigter Wirtschaftshof gewesen sein. Beim Umbau zum Renaissanceschloss unter Joachim von Ortenburg erhielt es an den Flügelenden stattliche Türme, die 1799 wieder abgetragen wurden. Damals wurden die Gräben zugeschüttet und gärtnerisch gestaltet. Natürlich wurde auch die Zugbrücke entfernt. Das heutige klassizistische Aussehen des Schlosses geht im wesentlichen auf diesen Umbau bzw. auf die im 19. Jahrhundert erfolgten Veränderungen zurück. Seine Proportionen wurden dabei etwas ungünstig beeinflusst. Es ist heute ein zweigeschossiger rechteckiger Kastenbau, dessen vier Flügeln einen kleinen, ebenfalls rechteckigen Hof umgeben. Wohl um das Schloss höher erscheinen zu lassen, wurde ihm ein nach innen abfallendes Pultdach aufgesetzt. Die von außen sichtbare Stirnmauer dieses Daches ist ebenso wie die gesamte kaisergelb gefärbelte Fassade mit einer Putzquaderung versehen. Die Schauseite ist nach Westen gerichtet. Die Portalzone wird durch eine Rustizierung besonders betont. Das Wappenfeld im Schlussstein des Rundbogenportals ist leer. Neben dem Tor befanden sich ursprünglich beidseits Fußgängerpforten, die aber heute zugemauert sind. An der rechten Seite der Durchfahrt in den Hof ist ein Renaissance-Türstock aus rotem Marmor funktionslos eingemauert. Er befand sich einst im Obergeschoß und führte auf den Dachboden. Seine Inschrift bezieht sich auf den Umbau des Schlosses unter Joachim Graf Ortenburg. Im Ziergiebel ist das Doppelwappen Ortenburg/Fugger eingemeißelt.

Lage: Oberösterreich/Innviertel – ca. 19 km südöstlich von Braunau

Besichtigung: derzeit nur von außen möglich


Weitere Literatur:


25.11.2008