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Lichtengraben


Schloss Lichtengraben wurde in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts errichtet, als den Herren von Pain der von ihnen bewohnte Painhof zu unbequem geworden war. Schon der Painhof hatte zuvor ihre Stammburg, die Painburg, als Familiensitz abgelöst. Bauherr des Schlosses war Siegmund von Pain, der auch Schloss Wiesenau errichtete. Die Herren von Pain waren im Kärntner Bergbau reich geworden und konnten sich daher immer den modernsten Wohnsitz leisten. Bei der Erbauung des neuen Schlosses verzichtete man aber nicht darauf, einzelne Erinnerungsstücke aus dem Painhof wiederzuverwenden. 1564 nannten sich Peter und Ehrenreich von Pain bereits nach Lichtengraben. Ihre Nachfolger betätigten sich weiterhin als Gewerken und Finanziers im Bergwerks- und Hüttenwesen. Seyfried von Pain verspekulierte sich jedoch und musste 1615 Konkurs anmelden. Obwohl es sich bei seinen Hauptgläubigern um seine beiden Schwestern und seine Mutter handelte, musste das Schloss an den Kärntner Münzmeister Melchior Putz von Kirchheimegg abgetreten werden. Hans Christoph von Pain war der letzte seiner Familie. Er starb 1652. Schloss Lichtengraben hatte nun etliche Eigentümer, die meist von einander die Herrschaft durch Erbschaft übernahmen. Schließlich gelangte der Oberst des Trenckschen Pandurenregimentes, Franz Josef Freiherr von Teuffenbach durch Kauf 1711 in den Besitz des Schlosses. Er verhielt sich im Österreichischen Erbfolgekrieg genauso rücksichtslos wie sein Vorbild und Regimentschef Franz Freiherr von der Trenck. Während der Besetzung Münchens soll er angeblich den Bischof am Altar erschossen haben. Lichtengraben blieb bis 1839 bei der Familie Teuffenbach, als es an den Eisenindustriellen Eugen Ritter von Dickmann überging. Dieser ließ am Schloss umfangreiche Ausbauarbeiten durchführen. Nach 1870 fiel Lichtengraben an die Hüttenberger Eisenwerksgesellschaft, die schließlich von der Alpinen Montangesellschaft abgelöst wurde. 1886 erwarb der königlich Norwegische Generalkonsul Karl Neufeld das Gut, das bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts bei seinen Nachkommen blieb. Seit etwa 30 Jahren gehört es der Familie Rittler, die hier u. a. eine Apfelplantage und eine Forellenzucht betreibt. Teile des Schlosses können für private Feste gemietet werden.

Das stattliche Renaissance-Schloss liegt in einem Seitental am linken Ufer der Lavant. Es ist ein dreieinhalbgeschossiger quadratischer Bau, der aus dem 16./17. Jahrhundert stammt und später öfters renoviert wurde. Die schlichten Fassaden werden nur durch waagrechte Bänder horizontal gegliedert, die die einzelnen Geschosse trennen. Die siebenachsige Schauseite ist nach Südosten gerichtet. Sie wird von einem Uhrtürmchen akzentuiert. An dieser Front befindet sich auch das einfache Rustikaportal, durch das man in den kleinen Innenhof gelangt. Dieser wurde ursprünglich durch dreigeschossige Arkadengänge an allen Hofseiten belebt. Infolge eines Umbaues im 18. Jahrhundert wurden diese aber vermauert, wobei im ersten Stock große rundbogige und im zweiten Stock rechteckige Fenster eingesetzt wurden. Die Erdgeschoßlauben wurden belassen. An den Wänden des Hofes sind einige runde Marmorreliefs eingemauert, von denen drei je eine Meerjungfrau zeigen. Eine davon zeigt die Jahreszahl 1544. In der Einfahrt fällt ein interessanter Gewölbe-Kragstein auf. Er zeigt zwei mit Dolchen bewaffnete Männer, die den Kopf eines Kalbes halten. Vermutlich stammen diese Spolien vom alten Painhof. Das Stiegenhaus im Hof wurde erst 1920 angebaut. In der Nordecke des ersten Stocks liegt die ehemalige Schlosskapelle. Sie ist an den schmalen Rundbogenfenstern erkenntlich. Der zweigeschossige Raum wurde später als Bibliothek genutzt.

Lage: Kärnten/Lavanttal – ca. 3 km nördlich von Bad St. Leonhard

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


23.11.2008