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Achau


Namensgebend für Ort und Schloss Achau dürfte das mit Eichen besetzte Augebiet um Mödlingbach und Schwechat gewesen sein. Aichovve wird 1170 erstmals urkundlich erwähnt. Ein Elbewin de Aichawe scheint 1182 auf. Der zwischen 1190 und 1200 mehrfach genannte Wolfker von Aichawe war Mundschenk des in Mödling residierenden Babenbergers Heinrich d. Ä. Seit 1352 nannte sich die Familie Langholz nach Achau. Sie besaß die Herrschaft als freies Eigen. 1407 saßen hier die Ebersdorfer, doch scheint Achau zu diesem Zeitpunkt bereits landesfürstlich gewesen sein. Im 15. Jahrhundert war die Herrschaft zweigeteilt. Zu den Lehensnehmern, die jeweils die halbe Burg besaßen, zählten die Grafen von Schaunberg, Hans von Ebersdorf, der Wiener Patrizier Simon Pöttl sowie die Herren von Rappach. 1462 bemächtigte sich der Söldnerführer Georg von Vöttau der Burg, die aber noch im gleichen Jahr von den „Ungarischen Brüdern“ verwüstet wurde. 1484 eroberten sie die Truppen des ungarischen Königs Matthias Corvinus. Nach deren Abzug gehörte Achau je zur Hälfte den Herren von Rappach und der Familie Khienberger. Die nach wie vor mittelalterliche Burg ging bis in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts durch viele Hände und wurde wenig gepflegt. Dies änderte sich erst, als sie 1623 von den Grafen Groppler von Troppenburg übernommen wurde. Ulrich Graf Groppler, der Weihbischof von Passau war, wird als Bauherr des heutigen Schlosses vermutet. Dieses besaß allerdings noch nicht den dominanten Turm, dafür aber einen zierlichen Dachaufsatz, eine „Bellaria“. 1732 gelangte Achau an die Freiherren von Moser. Diese nahmen 1840 größere Umbauarbeiten vor. Sie behielten das Schloss bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Es folgte die jetzige Besitzerfamilie, die Freiherren von Suttner. Während der Besetzung Österreichs durch das Deutsche Reich wurde das Schloss enteignet. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges befand es sich im Kampfgebiet. Dabei wurde es zuerst in Brand geschossen und dann von russischen Soldaten devastiert. Als die Familie Suttner nach dem Krieg ihr Schloss wieder zurück bekam, war es eine Ruine und unbewohnbar. Man zog in den daneben liegenden Gutshof.

Das Schloss liegt im Ortskern von Achau, versteckt sich aber hinter der dichten Vegetation des Schlossparks und ist von der Straße aus nicht sichtbar. Daher kann über den gegenwärtigen Zustand nichts Konkretes berichtet werden. Es wurde als Wasserschloss auf Eichenpfählen im Sumpfgebiet errichtet. Der ehemalige Wassergraben ist längst aufgefüllt. Der dreigeschossige vierflügelige Bau umschließt einen rechteckigen Hof. Das Gebäude wird von einem starken Turm an der Südostecke geprägt, der für das bescheidene Schloss viel zu wuchtig ist. Dieser Turm besitzt einen viergeschossigen quadratischen Unterbau, der bis zum Dachfirst des anschließenden Schlosses reicht. Auf ihm sitzt ein achteckiger Aufbau, der mit einem hübschen Mansarddach gedeckt ist. Die im Krieg zerstörte Wetterfahne zeigte die Jahreszahl 1839. Die Kanten des Turmes werden durch eine Ortsteinfassung betont. Er wurde in den letzten Jahren originalgetreu restauriert. Die Außenfassaden des Schlosses wurden 1840 erneuert. Das Erdgeschoß mit seinen Rundbogenfenstern ist gequadert. Über dem ebenfalls rundbogigen Portal ist ein Steinwappen der Freiherren von Moser angebracht. Die Stockwerke sind durch schmale Gesimse optisch getrennt. Die beiden Obergeschosse sind mit rechteckigen Steingewändefenster ausgestattet. Durch eine gewölbte und stuckierte Einfahrt gelangt man in den kleinen Innenhof. Hier hat sich die Fassadengliederung aus der Zeit um 1700 teilweise erhalten. Wie die Volutenkonsolen an der Nordseite des Hofes zeigen, befand sich hier einst ein Arkadengang. Kurze zweijochige Arkaden sind an der Nordostecke noch vorhanden. Hier befand sich auch der Schlossbrunnen. In der Südwestecke des Hofes ist ein polygonaler Treppenturm mit einer Wendeltreppe angebaut. Das Schloss ist von einem verwilderten ehemaligen Landschaftspark umgeben, der bis an das Gebäude heranreicht.

Lage: Niederösterreich/Bezirk Mödling – ca. 6 km östlich von Mödling

Besichtigung: nicht möglich


Weitere Literatur:


19.11.2008