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Offenburg


Die Errichtung der Burg erfolgte wohl zu Beginn des 12. Jahrhunderts durch einen Gefolgsmann der Eppensteiner. Sie gilt als Stammburg der Teufenbacher. Von einem Offo (Otto) von Teufenbach leitet sich auch der Name Offenberch und später Offenburg ab. Ein Offo wird in den Jahren 1160 bis 1212 mehrfach urkundlich bezeugt, doch dürfte die Burg wohl von seinem gleichnamigen Vater erbaut worden sein. Aufgabe der Burg war es, gemeinsam mit dem gegenüber liegenden Reifenstein die wichtige Straße durch das Pölstal zu kontrollieren. 1122 gelangte die Offenburg an die Traungauer, die als steirische Markgrafen fungierten. Zwar meldeten auch der Herzog von Kärnten und der Erzbischof von Salzburg Besitzansprüche an, doch bestätigte nach langen Streitigkeiten 1265 König Ottokar II dem steirischen Landesherrn seine Eigentumsrechte. Die zur Verwaltung der Burg eingesetzten Offenburger waren landesfürstliche Ministeriale. Sie entstammten der Familie Liechtenstein. Wegen ihrer Teilnahme an der steirischen Adelsverschwörung gegen den Böhmenkönig von 1268 verloren sie aber die Offenburg. Ottokar setzte Dietrich von Fulin (Füllenstein) als Burggrafen ein. Dieser leistete sich schwere Übergriffe auf den benachbarten Besitz des Stiftes Seckau und musste von Ottokar zur Raison gebracht werden. 1276 konnten die Liechtensteiner die Böhmen aus ihren Herrschaften vertreiben und wieder in die Offenburg einziehen. Die Oberherrschaft war inzwischen an die Erben der Babenberger, die Grafen von Heunburg, übergegangen. Nach einem Aufstand der steirischen Adeligen gegen Albrecht von Habsburg wurde die Offenburg neuerlich landesfürstlich. 1279 wurde Dietmar von Offenburg wieder mit seiner Burg belehnt.

Nach der Schlacht von Kraubath ließ Herzog Albrecht seinen Gegner Friedrich von Stubenberg in der Burg einige Monate lang in Haft halten. Mit der Offenburg war auch ein Landgericht verbunden, das um 1210 von Otto von Teufenbach an die Liechtensteiner gekommen war. Es reichte ursprünglich von Teufenbach an der Mur bis zur Einöde bei Kraubath. 1443 wurde es stark verkleinert. 1295 wurde die Offenburg teilweise an die Grafen von Heunburg verpfändet. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts übernahmen die Galler das Pfandrecht. Nach dem Tod des letzten Gallers zog Herzog Ernst die Burg ein und setzte vorerst angestellte Verwalter ein, bevor er sie 1421 an Andree Ramung verpfändete. Zwischen 1459 und 1496 ließ Hans Ramung die bereits baufällig gewordene Anlage wieder instand setzen. Als Bernhard Ramung kinderlos starb, zog König Ferdinand I das Lehen ein und verkaufte die Herrschaft 1531 an Hans Hofmann von Grünbühel. 1532 diente die Offenburg als Kreidfeuerstation. 1589 veräußerte der gleichnamige Sohn Hans Hofmanns die Offenburg an die Brüder Carl und Offo von Teufenbach. Die Teufenbacher verlegten die Verwaltung der Herrschaft in das günstiger gelegene Reifenstein, wohnten aber in Schloss Sauerbrunn. Das Landgericht amtierte bereits seit 1530 im „Steinhaus“ von Pöls. Es wurde schließlich von Reifenstein übernommen. Nach einem Großbrand im Jahr 1590 wurden die Schäden an der Offenburg nicht mehr behoben. 1613 übernahm Hans Wilhelm Freiherr von Saurau den Besitz. Seinem Sohn Christof Alban wurde die Herrschaft aberkannt. Er war verschiedener schwerer Verbrechen überführt worden und wurde 1653 am Grazer Schlossberg eingekerkert. Drei Jahre später gelangte die Offenburg an Gregor Freiherr von Sidenitsch, auf den 1698 Ferdinand Fürst von Schwarzenberg folgte. Er ließ die Verwaltung der Herrschaft von Schloss Gusterheim aus durchführen. Bei seiner Familie blieb die mittlerweile zur Ruine verfallene Offenburg bis heute.

Die spärlichen Reste der einst stolzen Feste liegen etwa 300 m über dem Talboden bei Unterkurzheim auf einem Ausläufer des Ederkogels, der an drei Seiten steil abfällt und nur im Norden durch einen schmalen Sattel mit dem anschließenden Bergland verbunden ist. Das Burgtor befand sich an der Nordseite. Es war durch einen teils in den Felsen gehauenen und teils gemauerten Graben geschützt. Eine Zugbrücke führte zu einem mächtigen viereckigen Torturm, an den sich im Süden zwei hohe und schmale Wohngebäude anschlossen. Eine mit einem Wehrgang versehene Mauer führte zu einem turmartigen Gebäude im Südosten. Auch an der Westseite begrenzte eine Wehrmauer, die beim Bergfried endete, das Burgareal. Dieser fünfstöckige Turm ist das älteste und heute am besten erhaltene Gebäude der Burg. Er liegt an der höchsten Stelle des Burggeländes und stammt aus dem 13. Jahrhundert. Im 15. Jahrhundert wurden seine Fundamente mit einem pyramidenstumpfartigen Mauermantel verstärkt. Der romanische Hocheinstieg liegt im zweiten Obergeschoß der dem Feind abgewandten Südseite. Eine weitere Wehrmauer schloss den langen aber schmalen Innenhof ab und führte zum Torbau zurück. Im Schlosshof befanden sich verschiedene, heute nicht mehr feststellbare Wirtschaftsgebäude sowie eine Zisterne. Die meisten Baulichkeiten bestehen aus Bruchsteinmauerwerk. Sie wurden zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert errichtet. Ergänzungen gab es noch im 15. Jahrhundert. Die Ausbesserungsarbeiten des 16. Jahrhunderts erkennt man an der Verwendung von Ziegeln. In der Nordostecke deutet ein Schuttkegel den Standort des einstigen Palas an. Südlich der Burg stand auf etwas tieferem Niveau ein vierstöckiger, viereckiger Turm, der von einer eigenen Wehrmauer umgeben war, die an die Hauptburg anschloss. Der Offenburg waren im Osten und Westen jeweils Zwinger vorgelagert, deren Außenmauern aber zum größten Teil bereits abgerutscht sind.

Lage: Steiermark/Murboden – ca. 9 km nordwestlich von Judenburg

Besichtigung: frei zugänglich


Weitere Literatur:


13.11.2008