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Ehrenfels (St. Leonhard)


Die Herren von Ehrenfels stammen aus der Steiermark, wo sie urkundlich bereits um die Mitte des 13. Jahrhunderts nachweisbar sind. Gegen Ende dieses Jahrhunderts traten sie als Ministeriale in die Dienste des Bistums Bamberg und übernahmen für dieses Aufgaben in seinen Kärntner Besitzungen. So waren die Ehrenfelser u. a. auch Burggrafen von Reichenfels und St. Leonhard. 1373 erwarb Wulfing von Ehrenfels ein Haus in St. Leonhard, das seine Söhne ausbauen und mit Türmen versehen ließen. Dieser Ansitz wurde in die Stadtbefestigung einbezogen und hatte die Nord- und Westfront der Stadt zu sichern. Die Herren von Ehrenfels erreichten zu Beginn des 15. Jahrhunderts den Höhepunkt ihrer Familiengeschichte. Otto von Ehrenfels war Landeshauptmann von Kärnten, Christian von Ehrenfels war als bambergischer Vizedom in Krain tätig und Wolfhart von Ehrenfels wurde Bischof von Lavant. Nach 1420 erbten die Herren von Kraig die Burg. Auf sie folgte 1530 Wolf Dietrich Graf Hardegg. 1591 kaufte der mit Elisabeth von Hardegg verheiratete Georg Graf Nogaroll das Schloss seinen Miterben ab. Er war oberster Kämmerer und Hauptmann von Triest. Es erfolgte nun eine weitgehende Erneuerung des Schlosses im Stil der Spätrenaissance. Der unregelmäßige mittelalterliche Grundriss wurde aber beibehalten. Graf Nogaroll ließ die besonders gefährdete Nordfront mit dem Obdacher Stadttor basteiartig ausbauen und gab auch die heute nicht mehr existente Georgskapelle in Auftrag.

1615 gelangte Ehrenfels durch Erbschaft an den Grafen Ascanius von Valmarana und von diesem an die Familie Herberstein. 1635 veräußerte Johann Maximilian von Herberstein die Herrschaft an den Bamberger Bischof Franz Freiherr von Hatsfeld. 1759 erwarb Kaiserin Maria Theresia sämtliche bambergischen Besitzungen in Kärnten. Die Herrschaften Reichenfels und St. Leonhard wurden fusioniert, wobei Schloss Ehrenfels als neuer Verwaltungssitz fungierte. In den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts kauften die Brüder von Rosthorn den großen Waldbesitz. 1846 ging er an den Grafen Hugo Henckel-Donnersmarck über. 1929 erwarb die Herzogin Olga von Leuchtenberg die Domäne, doch geriet sie bald in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Die schweizerische HESPA, eine Holzeinkaufsgesellschaft der Schweizer Papier- und Zellstofffabriken, nutzte den Konkurs und konnte sich 1933 die riesigen Forste um St. Leonhard sichern. Das Schloss wurde 1945 durch Fliegerbomben schwer beschädigt, wobei vor allem der Nordtrakt teilweise zerstört wurde. 1950 erwarb Franz Eberhard das bis dahin nur notdürftig wiederhergestellte Schloss. Er ließ es in den nächsten drei Jahren durchgreifend restaurieren. Leider wurde es dabei stark vereinfacht, da mehr Wert auf Zweckmäßigkeit als auf Schönheit gelegt wurde. Das Gebäude befindet sich auch heute in Privatbesitz und wird bewohnt.

Schloss Ehrenfels liegt in der Nordostecke von Bad St. Leonhard im Lavanttal. Ein Ortsunkundiger würde in dem grauen schmucklosen Gebäude wohl eher eine Kaserne oder Fabrik als einen ehemals bedeutenden Adelssitz vermuten. Dafür sind aber nicht nur die Wiederaufbauarbeiten nach dem Zweiten Weltkrieg verantwortlich, sondern auch zwei Brände und die anschließenden Reparaturarbeiten in den Jahren 1762 und 1808. Besonders ungünstig wirkt die lange Westfassade mit ihrem unproportioniert niedrigen Dach und den unpassenden modernen Fenstern. Der ehemalige Fassadenschmuck wurde restlos entfernt. Der Erker an der südlichen Schmalseite wurde erst 1930 vorgebaut. Das Fehlen eines Turmes trägt ebenfalls zum unvorteilhaften Gesamteindruck des schlichten Gebäudes bei. Bemerkenswert ist die spornförmig nach Norden vorspringende Bastei. Vier Trakte umgeben einen großen unregelmäßigen Hof. Er ist an zwei Seiten mit frühbarocken zweigeschossigen Arkadengängen versehen. Leider wurden jene im Obergeschoß später vermauert. Eine Sonnenuhr aus dem Jahr 1954 an der westlichen Hofmauer zeigt die Wappen dreier einstiger Schlossherren: das des Grafen Nogaroll, jenes der Familie Ehrenfels und das Bistumswappen von Bamberg. An der Nordfront des Hofes sind Spolien aus der ehemaligen St. Georgskapelle eingemauert. Das breite Einfahrtstor zeigt gotische Profilierungen. Die Gewölbe stammten vorwiegend aus dem 16. Jahrhundert.

Lage: Kärnten/Lavanttal – ca. 23 km nordwestlich von Wolfsberg

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


05.11.2008