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Kindtal


Auf einer zum Mürztal steil abfallenden Anhöhe südlich von Kindtal, einem Vorort von Kindberg, stand einst ein kleiner Wehrbau. Diesen schenkte Ulrich von Peggau 1190, bevor er als Kreuzritter ins Heilige Land zog, dem Stift Admont. Er ist heute völlig verschwunden. Im 13. Jahrhundert errichteten die Stubenberger, die Kindtal damals als landesfürstliches Lehen besaßen, einen befestigten Hof im Augebiet der Mürz. Hier saßen 1329 die Einschildritter Friedrich und Heinrich von Kindthal. Um 1370 gelangte der Hof an die verwandten Mauerbeck. Sie erhielten ihr Lehen bereits direkt vom Landesfürsten. 1408 verkaufte Sigmund Mauerbeck den Hof an Diepold Ramung. Danach kam Kindtal an die Welzer, die es ihrer Herrschaft Spiegelfeld angliederten. Man vermutet, dass dieser Hof ein Vorläufer des barocken Gewerkenschlösschens war, das heute noch versteckt im Augebiet der Mürz liegt. Hier befand sich im 19. Jahrhundert ein Eisenhammer, der in erster Linie der Sichel- und Sensenerzeugung diente. Als Hammerherren traten Joseph Edler von Reichenberg und nach ihm Ritter Franz von Fridau auf. Die Produktion wurde 1870 eingestellt. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde das Gebäude längere Zeit als Arbeiterwohnhaus benutzt, wobei es stark vernachlässigt wurde und verwahrloste. Seit einigen Jahren befindet es sich wieder in Privatbesitz und wird zeitweise bewohnt. Die ärgsten Bauschäden wurden mittlerweile behoben.

Der kleine Vierflügelbau liegt im Nordosten von Kindberg. Er ist ein zweigeschossiges barockes Gebäude aus dem dritten Viertel des 18. Jahrhunderts. Sein Stil erinnert an die Wohnbauten des Martin Rottmayr. Die fünfachsige Schauseite ist nach Westen gerichtet. Das Erdgeschoß ist genutet, ebenso der kaum vorspringende einachsige Mittelrisalit. Die einfachen Fenster des Erdgeschosses sind mit schmiedeeisernen Fensterkörben bestückt. Zwischen zwei reich verzierten Pilastern ist das hübsche, von einem Sprenggiebel gekrönte Portal angeordnet. Darüber ist ein Dreiecksgiebel mit einer Uhr angebracht. Über diesem ragt ein Dachreiter, der als Glockentürmchen fungiert, aus dem hohen Walmdach hervor. Ein umlaufendes Gesims trennt das Ober- vom Untergeschoß. Die Fenster der Beletage sind mit Stuckverzierungen versehen. Sie tragen gerade Verdachungen. Lediglich das Mittelfenster über dem Portal weist eine mehrfach gebrochene profilierte Dreiecksverdachung auf. Im Inneren zieht sich ein hoher gewölbter Flur durch das ganze Gebäude. Von ihm aus gelangt man über eine breite Treppe in den ersten Stock. Im Obergeschoß des Osttraktes liegt die ehemalige Kapelle. Sie hat einen ovalen Grundriss und springt nach außen erkerartig vor. Ihr Altar ist mit 1775 datiert. Das Altarbild zeigt die Taufe Christi. Es ist mit Phi. Carl Laubmann signiert. Hinter dem Schlösschen liegt ein Hof, in dem noch einige Gebäude des einstigen Hammerwerkes stehen. Eines trägt die Jahreszahl 1747.

Lage: Steiermark/Mürztal – ca. 12 km südwestlich von Krieglach

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


03.11.2008