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Twimberg


Das Gebiet um Twimberg kam bereits 931 durch eine königliche Schenkung an das Bistum Salzburg. Eine erste Befestigung dürfte schon sehr früh angelegt worden sein, da man von diesem strategisch günstig gelegenen Punkt aus sowohl das Lavanttal, als auch den Übergang über den Packsattel in die Steiermark überwachen und notfalls sperren konnte. Die erste urkundlich gesicherte Erwähnung stammt aber erst aus dem Jahr 1245. Damals wird ein Wolfker eciam Murro de Twingenberch genannt. Man vermutet übrigens, dass sich der Name Twimberg von Zwingburg ableitet. Eine weitere Urkunde wurde bereits im nächsten Jahr hier in Winperch ausgestellt, was auf eine gewisse Bedeutung der Anlage hinweist. Etliche Jahre später hatte der Burggraf von Friesach, Otto von Weißenegg, das Salzburger Lehen inne. Er dürfte größere Investitionen vorgenommen haben. Sein Sohn Hartneid verkaufte um 1328 die Burg an den Bischof Dietrich von Lavant, der sie durch Burggrafen verwalten und großzügig ausbauen ließ. Schlimme Zeiten kamen, als in den Auseinandersetzungen zwischen Kaiser Friedrich III und den mit dem ungarischen König Matthias Corvinus verbündeten Salzburger Erzbischof Rohr, Bischof Johann I von Lavant letzteren unterstützte. Er hatte zuvor die Burg wegen der aufkommenden Türkengefahr stark ausbauen lassen. Nachdem Friedrichs Truppen seinen Bischofssitz St. Andrä im Lavanttal eingenommen hatten, floh der Bischof 1479 nach Twimberg, das bald darauf von den ins Land gerufenen ungarischen Hilfstruppen verteidigt wurde. 1482 erhielt der kaiserliche Hauptmann und Söldnerführer Leonhard von Kollnitz den Befehl, Twimberg einzunehmen. Bischof Johann hatte sich zuvor bereits in Sicherheit gebracht. Die Burg wurde vier Wochen lang belagert und mit schwerem Geschütz beschossen, wobei es zu großen Beschädigungen kam. Die Kanone hatte man zuvor aus Leoben hierher gebracht. Da ein ungarisches Entsatzheer von 2000 Mann in Anmarsch war, musste die Belagerung fluchtartig und erfolglos abgebrochen werden.

Twimberg blieb bis 1490 im Besitz der Ungarn, die es als wichtigen Stützpunkt für ihre Raubzüge in der Umgebung benützten. Die Lage war so arg, dass der Verkehr über die Pack nahezu zum Stillstand kam, da die meisten durchreisenden Kaufleute ausgeraubt wurden. Nach dem Tod von Matthias Corvinus und dem Abzug der Ungarn kaufte Bischof Baumgartner von Lavant die Burg von Friedrich III wieder zurück und setzte neuerlich Pfleger zur Verwaltung ein. Im 16. Jahrhundert waren die Wehrbauten bereits stark verfallen, doch wurden sie um 1569 aus Angst vor den anrückenden Türken wieder instand gesetzt. Bischof Stobäus von Lavant hielt sich um 1600 häufig auf Twimberg auf, was für einen relativ guten Bauzustand spricht. Gegen 1673 verließ der letzte Pfleger die Burg, worauf sich der bereits schleichende Verfall wesentlich beschleunigte und die einst wehrhafte Feste zur Ruine machte. Twimberg blieb bis zum 19. Jahrhundert beim Bistum Lavant. 1932 waren die noch umfangreichen und hohen Mauern schon so verfallen, dass sie für die unterhalb der Ruine liegenden Häuser und die vorbeiführende Straße eine Gefahr bedeuteten. Man entschloss sich zu einer Sanierung, die den Weiterbestand der Ruine rettete. Die Mauern wurden von Schutt und Baumbewuchs befreit, wobei man manchen archäologisch interessanten Fund machte. Unter anderem fand man bei den Bauarbeiten eine drehbare hölzerne Schießscharte, die derzeit im Klagenfurter Landesmuseum verwahrt wird. Twimberg befindet sich heute mit den umliegenden Wäldern in Privatbesitz.

Die ehemalige Burg liegt oberhalb des gleichnamigen Ortes an der Einmündung des Waldensteiner Grabens in das Lavanttal. Sie war eine große, fast quadratische Anlage, die um drei Höfe angeordnet und von einer Ringmauer umgeben war. In ihr findet man Bauelemente von der Romanik bis zur Renaissance. Twimberg ist ein auch im Verfall noch sehr eindrucksvoller Bau. Schon der Burgweg führt an zwei mächtigen Stützpfeilern vorbei zum Torgebäude. Das hochgelegene Tor, zu dem man nur über eine Rampe gelangen konnte, war durch Schießscharten und eine Zugbrücke gesichert. Durch zwei Vorhöfe kam man in den inneren Burghof. Kern der Hauptburg ist das links vom Eingang liegende Feste Haus, das wohl auf die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts zurückgeht. Daneben lag ein Wohngebäude, von dem noch ein Teil des Osttraktes erhalten ist. Rechts vom Eingang liegen der Bergfried und die Reste der ehemaligen Kapelle. Sie war der Hl. Katharina geweiht. Im Norden stand der Gerichtsturm. Die Wasserversorgung der Burg war durch eine Zisterne im inneren Burghof gesichert. Die Erbauung des Bergfriedes sowie die Neuanlage des Berings gehen auf die Ausbauarbeiten unter Bischof Dietrich von Lavant in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts zurück. Südlich der Hauptburg erstreckt sich eine geräumige Vorburg. Diese wurde, wie auch die neue Toranlage und der Zwinger, unter Bischof Johann I von Lavant um 1468 errichtet. Fast alle Bauten wurden aus Bruchsteinen errichtet. Ca. 300 m nordöstlich der Hauptburg steht auf einem steilen Hügel ein 1320 errichteter und von Gräben umgebener quadratischer Turm mit einer Seitenlänge von ca. 12 m. Seine Höhe beträgt heute noch etwa 14 m. Seine Mauern sind ca. 2 m stark. Etwas weiter oberhalb der Feste lag die kleine Burg Pirkenstein. Sie wurde gegen Ende des 13. Jahrhunderts durch Hartneid von Weißenegg erbaut und diente als Vorwerk von Twimberg. Von ihr sind kaum noch Spuren vorhanden.

Lage: Kärnten/Lavanttal – ca. 10 km nördlich von Wolfsberg

Besichtigung: ganzjährig möglich


Weitere Literatur:


28.10.2008