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Dürnstein (Stmk)


Die Feste Dürnstein dürfte schon im 11. Jahrhundert entstanden sein. Als „castrum Dierenstein“ wurde sie 1144 urkundlich erstmals erwähnt. Die Lage der Burg machte sie nahezu uneinnehmbar. Zunächst befand sie sich im Besitz der Kärntner Herzöge und damit der Eppensteiner und ihrer Nachfolger. Als die Habsburger die Kärntner Herzogswürde erhielten, übernahmen sie auch die Burg. Ihre Verwaltung erfolgte durch Ministerialenfamilien, die als Burggrafen eingesetzt waren und sich nach Dürnstein nannten. 1128 scheint ein Gottschalk von Dürnstein urkundlich auf. Bei den Dürnsteinern dürfte es sich um einen Zweig der Wildoner gehandelt haben, der mit den Eppensteinern und den Mureckern verwandt war. 1192 starben die ersten Dürnsteiner aus. Auf sie folgten die Wildoner, deren hier sitzende Linie sich ebenfalls nach der Burg nannte. Wie die Wildoner nahmen auch ihre Nachfolger am Adelsaufstand von 1298 gegen König Albrecht I teil. Nach dessen Scheitern musste Dürnstein dem Landesfürsten übergeben werden. Als Ersatz erhielten die Dürnsteiner das bedeutungslosere Arnfels. Auf Grund seiner strategischen Bedeutung als Grenzburg und Talsperre war Dürnstein von 1299 bis 1608 landesfürstlich. Es zählte zu den wichtigsten Burgen der Steiermark. Dürnstein wurde nun an treue Gefolgsleute der Landesfürsten vergeben, so 1341 an Heinrich von Silberberg. 1350 wurde die Herrschaft an Rudolf Ott von Liechtenstein verpfändet. Auch die Liechtensteiner wohnten nicht hier und setzten Burggrafen ein. Im 15. Jahrhundert wurde die Burg auch Sitz eines der Grafschaft Friesach unterstellten Landgerichtes. Zur ausgedehnten Herrschaft gehörten Untertanen sowohl in der Steiermark, als auch in Kärnten.

Dürnstein wurde 1396 an den Bischof von Gurk verpfändet und zwei Jahre später an Mathes von Saurau verliehen. Zwischen 1424 und 1464 befand es sich im Pfandbesitz von Niklas von Liechtenstein. Kaiser Friedrich III löste 1470 die Pfandschaft wieder auf und verpfändete die Herrschaft 1471 neuerlich, diesmal an Jörg von Teufenbach. Auf diesen folgte 1479 Wulfing Welser. 1499 wird eine unterhalb der Burg gelegene Mautstelle erwähnt, deren Einkünfte den Ertrag der Herrschaft erhöhten. Die Burg war so gut bewehrt und bewacht, dass sie weder von den Türken noch von den Ungarn eingenommen werden konnte. 1506 gelang es Hans Thannhauser, der seit 1496 als Verwalter fungierte, der Familie Welzer das Pfandrecht über Dürnstein abzukaufen. Das landesfürstliche Lehenrecht blieb aber aufrecht. In der Folge wechselten die Pfandherren rasch und die Steuerschulden wuchsen an. 1573 wurde die Herrschaft gepfändet. Erzherzog Karl übergab sie 1573 an Georg Freiherrn von Khevenhüller. Zu Dürnstein gehörte auch ein Landgericht sowie das Wildbad Einöd, doch war beides weitgehend ertraglos. 1608 kaufte Bischof Hans Jakob von Gurk die Herrschaft. Ihn interessierten jedoch nur die dazugehörigen Wälder und nicht die Burg selbst. Zwei Jahre später wurde sie verlassen und dem Verfall preisgegeben. Das Landgericht bestand aber noch weiterhin. 1809 leistete die Ruine militärisch noch gute Dienste als österreichische Truppen sich hinter den Steintrümmern gegen vorrückende französische Infanterie verschanzten. Vor einigen Jahren schenkte das Bistum Gurk die Ruine der Gemeinde Dürnstein, die sie an einen lokalen Burgverein verpachtete, der ihren weitgehenden Wiederaufbau in die Wege leitete.

Die Burgruine Dürnstein ist weithin sichtbar. Sie liegt knapp an der steirisch-kärntnerischen Grenze auf einem nach Norden, Süden und Westen steil abfallenden Höhenrücken. Die Berghänge wurden von Bewuchs frei gehalten, um das Gelände leichter kontrollieren zu können. Nur im Osten war die Burg durch eine schmale Einsattlung mit dem anschließenden Bergland verbunden. Hier wurde ein tiefer Graben ausgehoben, über den eine Zugbrücke zu dem von einem Rundturm geschützten Torbau in der Nordostecke führte. Der Weg war strategisch gut angelegt, da ein Angreifer ständig den ungeschützten Schwertarm den Wehrmauern zuwenden musste. Der Rundturm ist – wie sonst meist nur bei Bergfrieden üblich - mit einer vorstehenden Spitze versehen, die Steinkugeln leichter abprallen lassen sollten. Durch eine mit einem Stichkappengewölbe versehene Einfahrt gelangt man in den annähernd dreieckigen oberen Burghof. Hier liegen die im Kern ältesten Gebäude der Anlage. Sie stammen noch aus dem 12. Jahrhundert, wurden aber in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts praktisch erneuert, da sie längst in Ruinen lagen. Bei der Rekonstruktion verzichtete man auf die Errichtung eines Bergfrieds. Im Norden wird der Hof von einer niedrigen, einst mit Zinnen versehenen Wehrmauer abgeschlossen. In ihrer Mitte springt ein halbrunder Turm vor, der der Flankierung der langen Mauer diente. An ihrer Außenwand fallen die hohen, dicht nebeneinander liegenden Schießscharten auf.

Im Süden liegt eine lange Aussichtsterrasse, unter der sich heute ein kleines Museum befindet. Von ihr führte eine kurze Wehrmauer zu einem weiteren Wohngebäude in der Westecke. Auch dieses war mit dicht gedrängten, 1,70 m hohen Schießscharten versehen. Der heutige Bau ist eine weitgehend frei nachempfundene Stein-Holz-Konstruktion aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Im Osten schloss an den Torbau der ehemalige Palas, ein turmartiges Haus an. Auch dieses wurde wieder bewohnbar gemacht. Es dient heute als Burgrestaurant. In seinem Untergeschoß befindet sich eine Halle, deren vier kreuzgewölbten Joche von einem Mittelpfeiler gestützt werden. Nach Norden zu gibt es noch weitere gewölbte Räume. Hinter dem Palas lag eine Wehrplattform, von der aus man sowohl das Tor als auch den Zwinger unter Beschuss nehmen konnte. Unter den mittlerweile längst entfernten Mauertrümmern des Hofes dürfte sich eine Zisterne befunden haben. Um 1500 wurde sie durch einen Rohrbrunnen ersetzt, der über eine Wasserleitung aus dem anschließenden Hügelland gespeist wurde. An ihn erinnert eine Nachbildung. Auf einer etwas niederen Geländestufe entstand im Westen im 15. und 16. Jahrhundert der neuere Burgteil. Er war nur durch ein Tor von der oberen Burg zugänglich. An der höchsten Stelle dieser Unterburg stand ein viereckiger Turm, der an das lange Wohngebäude der Oberburg angebaut war. Von ihm führte eine mit einem Wehrgang versehene Wehrmauer zu einem zweiten Viereckturm im Westen. Sie begrenzte einen langen aber relativ schmalen Hof. In beiden Höfen befanden sich Wirtschaftsgebäude, die aber heute nicht mehr lokalisiert werden können.

Lage: Steiermark/Seetaler Alpen – ca. 5 km nördlich von Friesach

Besichtigung: von außen jederzeit möglich, im Sommer ist das Burgrestaurant sowie das Museum geöffnet. Führungen sind dann möglich.


Weitere Literatur:


26.10.2008