Die Besitzverhältnisse des heutigen Schlosses bzw. seines Vorgängers sind in seiner Frühzeit nicht ganz geklärt. Der fruchtbare Boden des Tullnerfeldes war im Mittelalter auf zahlreiche Großgrundbesitzer aufgeteilt. So ist es nicht verwunderlich, dass es auch in Freundorf mehrere Ämter und zu deren Schutz und Verwaltung verschiedene Freihöfe gab. Schon 1078 schenkte König Heinrich IV dem Sigiboto von Bornheim ein Gut zu Frigendorf, das damals erstmals urkundlich erwähnt wurde. Die Bornheimer wieder gaben Grundbesitz an das Kloster St. Nicola in Passau und 1140 an das Aegidiusspital in St. Pölten ab. Zu den Grundeigentümern zählten die Herren von Zelking ebenso wie das Bistum Passau und jenes von Freising. 1460 erwarb Rudiger von Starhemberg in der Umgebung mehrere Grundstücke, die er in einem eigenen Amt Freundorf zusammenfasste. 1587 verkaufte Paul Jakob von Starhemberg dieses Amt seinem Schwager Helmhart Jörger, dem die benachbarte Herrschaft Judenau gehörte. Um 1650 wird von einem neuen Freihof berichtet, der um 1656 im Besitz von Joseph von Orelli war. Aus ihm dürfte schließlich das heutige Schloss hervorgegangen sein. Maria Anna Clara von Orelli verkaufte 1717 den Hof an Maria Franciska Freiin Pfundner von Pfundensheim. Ihr Neffe und Erbe Anton von Sala veräußerte ihn 1743 an den kaiserlichen Buchhalter Johann Samuel Mayer. Zu den nun folgenden und häufig wechselnden Besitzern gehörten Lorenz Rubini von Poltenstein (1783), die Freiin Carola Magdalena Christine von Passewitz (1784) und der Edle Joseph von Voglhuber (1801). Seinen schlossartigen Charakter erhielt der Freihof erst im 19. Jahrhundert. 1864 gelangte das Gebäude an Alois Zell und Ludwig Schwarz. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wohnte hier ein Herzog von Beaufort. 1951 erwarben Leopold und Anna Knopfhardt das Schloss. Es befindet sich noch heute im Besitz ihrer Familie.
Schloss Freundorf liegt mitten im Ort, fällt aber wenig auf, da es sich hinter einer Mauer verbirgt und baulich zurückgesetzt ist. Der ursprüngliche Zugang befand sich an der Hauptstraße, doch wird das dortige, zwischen zwei vasengeschmückten Pfeilern gelegene eiserne Gittertor schon lange nicht mehr benutzt. Das dahinter liegende Gelände ist gartenmäßig gestaltet. Die heutige Zufahrt liegt in der Kirchengasse. Das Schloss stammt aus dem 17. Jahrhundert, wurde aber im 19. Jahrhundert stark verändert. Es hat einen hakenförmigen Grundriss. Der langgestreckte zweigeschossige Trakt im Süden stößt an einen dreiachsigen und dreigeschossigen Wohnbau aus dem 19. Jahrhundert, an den ein ebenfalls zweigeschossiger ehemaliger Wirtschaftstrakt angebaut ist. Die Schauseite des Wohnbaues ist nach Norden gerichtet. Seine Fenster sind mit verzierten Parapeten und dreieckigen bzw. geraden Verdachungen geschmückt. Die Gebäudekanten werden durch eine Putzquaderung betont. Der Südtrakt ist hofseitig mit einem auf Pfeilern und toskanischen Säulen ruhenden Laubengang versehen. Auf ihm verläuft eine Galerie, die von Holzpfeilern gestützt wird. Am hinteren Ende des Hofes führt eine Freitreppe zur Galerie empor. Der Osttrakt ist ähnlich gestaltet, doch sind hier die Erdgeschoßlauben geschlossen. Eine korbbogige Durchfahrt vermittelt hier den Zugang in den nördlichen Garten. Im Süden erstreckt sich hinter dem Schloss ein geräumiges Parkgelände.
Lage: Niederösterreich/Tullnerfeld – ca. 5 km südlich von Tulln
Besichtigung: nur von außen möglich
Weitere Literatur:
23.10.2008